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Archäologie

Ältester Homo erectus entdeckt

Forscher finden zwei Millionen Jahre alten Schädel eines Frühmenschenkinds

Homo erectus
Dieser in Südafrika entdeckte Schädel stammt von einem Homo-erectus-Kind und ist bereits zwei Millionen Jahre alt. © Andy Herries, Jesse Martin und Renaud Joannes-Boyau

Spektakulärer Fund: In einer Höhle in Südafrika haben Forscher den Schädel eines rund zwei Millionen Jahre alten Homo erectus entdeckt – er stammt von einem Kind dieses Menschenvorfahren. Das Fossil ist damit der mit Abstand älteste Beleg für diese Frühmenschenart weltweit, wie die Forscher im Fachmagazin „Science“ berichten. Der Fund wirft ein neues Licht auf die frühe Verbreitung des Homo erectus und belegt, dass dieser nicht allein in dieser Gegend lebte.

Der Homo erectus war einer unserer erfolgreichsten Vorfahren, denn mit ihm breitete sich der Mensch erstmals über weite Teile Eurasiens aus. Zudem war Homo erectus wahrscheinlich der erste Frühmensch, das Feuer nutzte und Faustkeile der Acheuléen-Kultur herstellte. Sogar Kunst könnte dieser Menschenvorfahr schon erschaffen haben. Doch wo und wann der erste Homo erectus entstand, ist unklar. Die bislang ältesten Funde sind ein 1,63 Millionen Jahre alter Schädel aus Kenia und ein 1,8 Millionen Jahre altes Fossil aus Dmanisi in Georgien – was Anthropologen in Erklärungsnöte brachte.

Drimolen
Blick auf die Ausgrabungen in Drimolen. © Andy Herries

Schädelfragmente aus einer alten Kartsthöhle

Doch nun bringt ein neuer Fund mehr Klarheit. Entdeckt haben ihn Andy Herries von der La Trobe University in Australien und seine Kollegen in einer eingestürzten Karsthöhle nordwestlich von Johannesburg. Die Drimolen-Höhle ist schon länger eine bekannte Fossilfundstätte. Bei einer Ausgrabung im Jahr 2015 jedoch stießen die Forscher auf ungewöhnliche Fragmente:

„Wir konnten sehen, dass es sich um Teile eines Schädels handelte“, berichtet Koautorin Stephanie Baker von der University of Johannesburg. „Aber was genau es war, ließ sich nicht unmittelbar erkennen.“ Die Fragmente des DNH 134 getauften Schädels wurden daher ins Labor gebracht und im Laufe der letzten Jahre gründlich analysiert. Zudem setzten die Forscher mehrere voneinander unabhängige Methoden ein um das Alter des Schädels zu bestimmen.

Älter als jeder andere Homo erectus

Das Ergebnis: Der Schädel DNH 134 stammt von einem Homo erectus – allerdings nicht von einem Erwachsenen, sondern von einem zwei bis drei Jahre alten Kind. Schon dies macht diesen Fund zu einer Seltenheit. Doch noch spannender ist das Alter dieses Schädels: „Wir wissen jetzt, dass die Drimolen-Fundstätte und die in ihr enthaltenen Fossilien zwischen 2,04 und 1,95 Millionen Jahre alt sind“, berichtet Baker.

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Das aber bedeutet: Der in der südafrikanischen Drimolen-Höhle gefundenen Homo erectus ist der älteste der Welt. „Der Schädel DNH 134 ist mindestens 100.000 bis 150.000 Jahre älter als die Homo-erectus-Exemplare aus Dmanisi und mehr als 300.000 Jahre älter als der KNM-ER3733-Schädel aus Kenia“, konstatieren Herries und sein Team. Das belege, dass dieser Frühmensch früher existierte als bislang gedacht.

Frühe Ausbreitung

Und nicht nur das: Dieser älteste Homo erectus wirft nun auch neue Fragen über den Ursprungsort dieser Spezies und ihre frühe Verbreitung auf. „Bis zu diesem Fund sind wir immer davon ausgegangen, dass Homo erectus in Ostafrika entstanden ist“, erklärt Baker. Doch der Dmanisi-Schädel führte dazu, dass einige Forscher auch über einen eurasischen Ursprung dieser Spezies spekuliert haben.

Nach Ansicht von Herries und seinen Kollegen belegt ihr neuer Fund nun, dass Homo erectus höchstwahrscheinlich in Afrika entstand. „Dennoch sagen wir damit nicht, dass diese Art sich notwendigerweise in Südafrika entwickelt haben muss“, betonen sie. Denn die Menge der Funde in Ostafrika sprechen schon dafür, dass dort die Wiege dieser Frühmenschenart stand. DNH 134 belege aber, dass sich der Homo erectus schon bald nach seiner Entstehung schon mehr als 8000 Kilometer weit verbreitete.

Er war nicht allein

Der Fund und das Alter des Homo-erectus-Schädels belegen zudem, dass dieser Menschenvorfahre damals nicht der einzige Hominine in Südafrika war. Denn in der gleichen Fundschicht haben Herries und sein Team auch Schädelfragmente eines Paranthropus robustus entdeckt, eines Vormenschen, der als früher Seitenzweig der Menschheitsentwicklung gilt. Zudem wurden schon zuvor in der gleichen Region auch Überreste des Vormenschen Australopithecus gefunden. „Damit können wir jetzt sagen, dass Homo erectus damals die Gegend mit zwei anderen Menschenformen teilte, mit Paranthropus und Australopithecus“, sagt Herries.

Wie und ob diese Spezies sich damals direkt begegneten und wie si sich in ihrer Lebensweise unterschieden, muss nun noch erforscht werden. „Aber ihre Präsenz weckt die Möglichkeit, dass diese frühen Menschenvorfahren Strategien entwickelt hatten, um den Lebensraum und seine Ressourcen so unter sich aufzuteilen“, sagt Co-Autor Gary Schwartz von der Arizona State University. (Science, 2020; doi: 10.1126/science.aaw7293)

Quelle: University of Johannesburg, Arizona State University

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