Anzeige
Paläontologie

Ältester fossiler Wald Asiens entdeckt

370 Millionen Jahre alter Wald aus baumartigen Bärlappgewächsen bedeckt 25 Hektar

Wald im Devon
So könnte der jetzt in China entdeckte Wald aus Bärlappgewächsen vor 360 Millionen Jahren ausgesehen haben. © Zhenzhen Deng

Spektakulärer Fund: In China haben Paläontologen den ältesten fossilen Wald Asiens entdeckt – und den weltweit größten Wald aus dem Zeitalter des Devon. Denn die versteinerten Überreste baumartiger Bärlappgewächse erstrecken sich über mehr als 25 Hektar, wie die Forscher im Fachmagazin „Current Biology“ berichten. Diese Pflanzen schufen die ersten Wälder der Erde und bildeten später im Karbonzeitalter die Grundlage für die Steinkohleentstehung.

Im Zeitalter des Devon vor 410 bis 359 Millionen Jahren eroberte das Leben erstmals in größerem Maße die Landflächen der Erde. Nach den Wirbellosen erlebten nun auch die ersten Wirbeltiere ihren Landgang. Die terrestrische Pflanzenwelt entwickelte sich im Devon von den zuvor nur in Sumpfgebieten verbreiteten, kleinen Gewächsen zu bis zu 15 Meter großen baumartigen Pflanzen. Vor allem die frühen Verwandten der heutigen Bärlappgewächse bildeten in dieser Zeit die ersten Wälder der Erde.

Xinhang-Fossil
Drei versteinerte Stämme in einer Abbruchwand des Steinbruchs. © Deming Wang und Le Liu

Versteinerte Baumrelikte im Steinbruch

Den bisher größten Wald des Devon haben nun Deming Wang von der Universität Peking und seine Kollegen im Südosten Chinas entdeckt. In zwei Steinbrüchen nahe der Stadt Xinhang stießen sie auf Dutzende von versteinerten Überresten baumartiger Bärlappgewächse – die Überreste eines fossilen Waldes. „Wir haben zahlreiche aufrechte Lycopsiden gefunden, die an den senkrechten Steinbruchwänden oder in heruntergefallenen Blöcken zutage treten“, berichten die Forscher.

Neben den stammähnlichen Relikten waren auch zahlreiche Wurzeln, Blätter und Zapfen mit Megasporen erhalten. Die nähere Analyse ergab, dass es sich bei diesen Gewächsen um eine zuvor unbekannte Art der frühen Bärlappgewächse handelt. Die Paläontologen tauften sie nach dem Landkreis des Fundorts Guangdedendron. Die Datierung ergab, dass diese Fossilien aus der Zeit vor 372 bis 359 Millionen Jahren stammen und damit aus dem späten Devon.

Bis zu 7,70 Meter hoch

Die Bärlappgewächse besaßen einen weitgehend unverzweigten Stamm, der mit schmalen, länglichen Blättern bedeckt war. Ältere, größere Exemplare teilten sich an der Spitze in mehrere, zapfentragende Ausläufer. Ihre Größe reichte von gut einem Meter bis zu 7,70 Meter hohen Exemplaren. Die meisten dieser Pflanzen waren jedoch nur rund drei Meter hoch, wie die Forscher berichten.

Anzeige

Diese baumartigen Fossilien bildeten einen teilweise relativ dichten Wald, der nur aus dieser einen Art bestand. „Die große Dichte und die geringe Größe der einzelnen Bäume ließ den Wald von Xinhang vermutlich ähnlich aussehen wie heute ein Zuckerrohrfeld“, erklärt Wang. „Allerdings waren die Pflanzen in diesem Wald unregelmäßiger verteilt.“

Größtes Waldrelikt aus dem Devon

Das Besondere jedoch: Dieser Urzeit-Wald erstreckte sich über ein ungewöhnlich großes Gebiet. Aus der Verteilung der Funde über zwei Steinbrüche hinweg schließen Forscher, dass dieser Wald einst mindestens 25 Hektar – 250.000 Quadratmeter – bedeckte. Damit ist er der weltweit größte Wald aus dem Zeitalter des Devon. Die beiden anderen bekannten Devonwälder sind eine 1.200 Quadratmeter große Ansammlung von Nadelbaumvorläufer in New York und ein nur 14 Quadratmeter großer Wald von Bärlappgewächsen auf Spitzbergen.

Xinhang-Fossil 2
Versteinerte Wurzeln der Bärlappgewächse. © Deming Wang und Le Liu

Eine weitere Besonderheit sind die Wurzeln dieser Fossilien, denn die repräsentieren das älteste bekannte Beispiel für die Wurzelform, die später im Karbon die großen Steinkohlenwälder prägen sollte. „Damit trägt dieser Wald dazu bei, die Fortpflanzung, Wachstumsstruktur und die Entwicklung des Wurzelsystems der frühen Bärlappgewächse besser zu verstehen“, sagen Wang und sein Team.

Wald wuchs in einem sumpfigen Küstengebiet

Ähnlich wie die Steinkohlenwälder des Karbon wuchs auch der neu entdeckte Devon-Wald in einem sumpfigen, tropisch-warmen Gebiet nahe am damaligen Äquator. Sandsteinablagerungen und versteinerte Wellenrippel zeugen davon, dass der Bärlappwald von Xinhang immer wieder überschwemmt wurde, wie die Paläontologen berichten.

„Der Bärlapp-Wald von Xinhang könnte damit den heutigen Mangrovenwäldern entlang der Küsten geglichen haben, denn sie wachsen in einer ähnlichen Umgebung und spielen eine vergleichbare ökologische Rolle“, erklärt Wang. (Current Biology, 2019; doi: 10.1016/j.cub.2019.06.053)

Quelle: Cell Press

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Gezüchtete Diamanten

Erste Diamanten unter Normaldruck erzeugt

Neuer Stammbaum für die Blütenpflanzen

Könnte dieses Riesenvirus zum Heilmittel werden?

Wie lebten die Awaren?

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Im Fokus: Paläontologie - Spurensuche in der Urzeit Von Nadja Podbregar und Dieter Lohmann

Fossilien - Über 500 Versteinerungen von Helmut Mayr und Franz Höck

Superkontinent - Das geheime Leben unseres Planeten: Eine abenteuerliche Reise durch die Erdgeschichte von Ted Nield

Top-Clicks der Woche