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Paläontologie

Älteste fossile Meeresschildkröte entdeckt

Meeresschildkröten existieren seit mindestens 120 Millionen Jahren

So könnte der Lebensraum der Meeresschildkröte Desmatochelys padillai vor 120 Millionen Jahren ausgesehen haben. © Jorge Blanco

Altersrekord aus der Kreidezeit: Wissenschaftler haben die bisher älteste fossile Meeresschildkröte weltweit beschrieben. Das versteinerte Reptil ist mindestens 120 Millionen Jahre alt und somit rund 25 Millionen Jahre älter, als der bisher älteste bekannte Fund. Das beinah vollständige, fast zwei Meter lange kreidezeitliche Skelett der Schildkröte weist bereits alle typischen Merkmale heutiger meeresbewohnender Schildkröten auf, beschreiben die Forscher im Fachjournal „PaleoBios“.

Schildkröten werden sprichwörtlich uralt: Nicht nur die Tiere selbst, auch die ganze Ordnung der Schildkröten existiert bereits seit etwa 240 Millionen Jahren. Vor mindestens 100 Millionen Jahren, während der Kreidezeit, spalteten sie sich in Land- und Meeresbewohner auf. Fossilien aus dieser Zeit sind jedoch spärlich, der Zeitpunkt dieser Trennung und die Entwicklung der Meeresschildkröten sind darum schwer nachvollziehbar.

25 Millionen Jahre älter als der Rekordhalter

„Umso wichtiger ist jeder Fossilfund, der zur Klärung der Stammesgeschichte der Meeresschildkröten beitragen kann“, erklärt der kolumbianische Schildkrötenexperte Edwin Cadena, der zurzeit am Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt arbeitet. Einen solchen wichtigen Fund hat Cadena nun gemeinsam mit seinem US-amerikanischen Kollegen James Parham beschrieben: „Die von uns als Desmatochelys padillai beschriebene Schildkröte stammt aus kreidezeitlichen Ablagerungen und ist mindestens 120 Millionen Jahre alt.“

Damit ist sie etwa 25 Millionen Jahre älter als die Art Santanachelys gaffneyi, die bislang den Rekord als älteste bekannte Meeresschildkröte hielt. Der Fossilfund selbst war dabei gar nicht so neu: Die von Cadena untersuchten versteinerten Schildkrötenpanzer und –knochen lagerten bereits seit 2007 in den Sammlungen des Centro de Investigaciones Paleontológicas im kolumbischen Villa Leyva und im University of California Museum of Paleontology. Die Hobbypaläontologin Mary Luz Parra und ihre Brüdern Juan und Freddy Parra hatten die bemerkenswerten Fossilien damals entdeckt und gesammelt.

Das Skelett der fossilen Meeresschildkröte ist knapp zwei Meter lang. © PaleoBios/Cadena

Fast zwei Meter lange Ur-Schildkröte

Ein fast vollständiges Skelett, vier weitere Schädel und zwei teilweise erhaltene Panzer konnten Cadena und Parham untersuchen. Anhand verschiedener morphologischer Merkmale ordneten sie die Fossilien der Schildkrötenfamilie der Chelonioidea zu.

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Zu den heute noch lebenden Vertretern dieser Gruppe gehören etwa die Karett- und die Suppenschildkröte, aber auch die größte lebende Schildkrötenart, die Lederschildkröte. Diese erreicht heute eine vergleichbare Größe wie die Fossilien von Desmatochelys padillai. Das Skelett der fossilen Meeresschildkröte ist fast zwei Meter lang, die Lederschildkröte erreicht bis zu zweieinhalb Meter.

Fossile Art ähnelt heutigen Meeresschildkröten

Die fossile Art hat bereits alle typischen Merkmale heutiger Meeresschildkröten. Das deutet darauf hin, dass die heutigen Chelonioidea tatsächlich mit fossilen Meeresschildkrötenarten verwandt sind. Die spärlichen Fossilienfunde hatten dies bislang nicht eindeutig belegt, und auch Cadena und sein Kollege halten die Abstammung der Meeresschildkröten noch nicht für eindeutig geklärt.

Die Forscher können jedoch mit Sicherheit sagen, dass ihre Entdeckung die älteste bekannte, völlig im Meer lebende Schildkrötenart darstellt. Neben den körperlichen Merkmalen untermauert auch der Fundort der Fossilien ihr hohes Alter. Die Gesteinsschichten lassen sich auf mindestens 120 Millionen Jahre datieren. „Die Morphologie der Tiere und die Sedimente, in denen sie gefunden wurden, machen uns so sicher, dass wir es hier tatsächlich mit der ältesten bekannten fossilen Meeresschildkröte zu tun haben“, fasst Cadena zusammen. (PaleoBios, 2015; 32:1-42)

(Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen, 08.09.2015 – AKR)

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