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Paläontologie

Älteste Flugsaurier Australiens entdeckt

107 Millionen Jahre alte Fossilien stammen aus dem kreidezeitlichen Polarkreis

Pterosaurier
So oder so ähnlich könnten die Flugsaurier im kreidezeitlichen Australien ausgesehen haben. © Peter Trusler

Alte Australier: Paläontologen haben die ältesten Pterosaurier-Überreste Australiens entdeckt. Die fossilen Flugsaurierknochen gehören zu zwei Individuen, die vor 107 Millionen Jahren im heutigen Bundesstaat Victoria lebten. Dieser lag damals noch innerhalb des südlichen Polarkreises. Einer der Flugsaurier war noch ein Jungtier, der andere erreichte wahrscheinlich eine Flügelspannweite von über zwei Metern. Zu welcher Art die fliegenden Reptilien gehören, lässt sich allerdings nicht zuordnen.

Flugsaurier lebten zeitgleich mit den Dinosauriern und waren über 150 Millionen Jahre die unangefochtenen Herrscher der Lüfte. Mit Flügelspannweiten von bis zu zwölf Metern und tragflächenartigen Flughäuten waren die Urzeit-Reptilien perfekt an das Fliegen angepasst. Sie bevölkerten zu ihrer Zeit alle Kontinente, inklusive der Antarktis. Doch Pterosaurier-Fossilien aus hohen Breitengraden sind bisher selten. Ihre Lebensweise ist daher weitgehend unerforscht.

Knochenfragmente vom Kap

Forschende um Adele Pentland von der Curtin University im australischen Perth haben nun zwei weitere Fossilien von Pterosauriern beschrieben, die sich einst in hohen Breitengraden aufhielten. Beide Fossilien stammen aus der Eumeralla-Formation bei Cape Otway im australischen Bundesstaat Victoria. Dass sie in der „Dinosaur Cove“ genannten Ausgrabungsstätte freigelegt wurden, liegt allerdings schon über dreißig Jahre zurück. Seither schlummerten die fossilen Knochen im Archiv und sind erst jetzt genauer untersucht worden.

Bei den Fossilien handelt es sich um Teile des Kreuzbeins und einen kleinen Flügelknochen. Aufgrund erheblicher Größenunterschiede gehen Pentland und ihr Team davon aus, dass die beiden Knochen zu zwei unterschiedlichen Individuen gehören. Das Kreuzbein ordnen sie einem Flugsaurier mit einer geschätzten Flügelspannweite von über zwei Metern zu, den Flügelknochen einem Jungtier.

Aufgrund der spärlichen Überreste können die Paläontologen nicht genau sagen, zu welcher Art die Tiere gehören. Der erwachsene Flugsaurier könnte allerdings in die Gruppe der Archaeopterodactyloidea oder der Pteranodontia passen, wie Pentlands Team vermutet. Beide Gruppen gehören zu den evolutionär fortgeschrittenen Pterosauriern. Typisch für die Pteranodontia waren ein ausgeprägter Kopfkamm und längere Vorder- als Hinterbeine.

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Älteste Flugsaurier Australiens

Obwohl die kleinen, fragmentierten Knochen auf den ersten Blick unscheinbar aussehen, sind sie für die Paläontologen gleich aus mehreren Gründen eine Sensation: Erstens sind sie mit einem Alter von 107 Millionen Jahren die ältesten Flugsaurier-Überreste Australiens. Zweitens sind sie die ersten Pterosaurier-Fossilien, die jemals in Victoria gefunden wurden. Und drittens beinhalten sie das erste bekannte Flugsaurier-Jungtier Australiens.

Das Jungtier und der erwachsene Flugsaurier lebten den Paläontologen zufolge einst in den kreidezeitlichen Wäldern Victorias. Das Klima dort war kühl und gemäßigt und stand unter dem Einfluss der Jahreszeiten, die jedoch extrem ausfallen konnten. „Während der Kreidezeit lag Australien weiter südlich als heute, und der Bundesstaat Victoria befand sich innerhalb des Polarkreises und war im Winter wochenlang in Dunkelheit gehüllt“, berichtet Pentland. Zum Vergleich: Der Südpol liegt auf dem 90. südlichen Breitengrad, das Australien der Kreidezeit lag zwischen 70 und 85 Grad südlicher Breite.

Wie und ob die Pterosaurier einst die Dunkelheit und Kälte überdauerten, ist noch unklar. Aber: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir feststellen können, ob die Flugsaurier in den harten Wintern nach Norden zogen, um sich fortzupflanzen, oder ob sie sich an die polaren Bedingungen anpassten. Die Antwort auf diese Frage wird den Wissenschaftlern helfen, diese geheimnisvollen fliegenden Reptilien besser zu verstehen“, so Pentland. (Historical Biology, 2023; doi: 10.1080/08912963.2023.2201827

Quelle: Curtin University

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