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Biologie

Meeresschnecke mit Klimaschaden

Zunehmende Versauerung macht Schneckenschale dünn und rissig

Pteropoda
Die Schale dieser Flügelschnecke ist durch zu saures Meerwasser bereits geschwächt. © National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)

Diese Meeresschnecke ist kaum größer als eine Erbse und schwebt im Plankton des Meeres umher. Doch wie diese Aufnahme demonstriert, zeigen sich an ihr schon erste Folgen der Ozeanversauerung: Ihre Schale hat einen Riss und ist dünner als normal. Ursache ist das saurer gewordene Meerwasser, in dem es weniger Baumaterial für die Kalkschalen solcher Organismen gibt.

Die Ozeane sind wichtige Puffer im Klimasystem. Denn sie absorbieren Wärme und gleichen so einen Teil des Klimawandels aus. Zusätzlich nehmen die Meere auch große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid aus der Luft auf. Das jedoch bleibt für den Ozean nicht folgenlos. Wenn sich Kohlendioxid im Wasser löst, entsteht Kohlensäure und diese lässt den pH-Wert der Meere sinken – das Meerwasser wird saurer.

Versauerung trifft auch Flügelschnecken

Für viele Meerestiere hat diese schleichende Versauerung der Ozeane schwerwiegende Folgen. So können Korallen, Kalkalgen und andere Schalenbildner nicht mehr ausreichend Kalk für ihre Skelette und Schalen aus dem Wasser aufnehmen. Durch das saurere Milieu ist im Meerwasser nicht mehr genügend Calciumcarbonat enthalten – das Baumaterial für die Kalkschalen dieser Organismen. Zu den Leidtragenden gehören neben den Korallen beispielsweise Miesmuschel-Larven, Meeresschnecken und auch Seeigel.

Besonders betroffen sind auch diese Flügelschnecke und ihre Verwandten. Diese winzigen Meeresschnecken kommen im offenen Wasser aller Meere vor und halten sich meist in den oberen Wasserschichten auf. Dort ernähren sich von Plankton. Mithilfe ihres zu zwei flügelartigen Lappen ausgezogenen Fußes können sie dabei aktiv durch das Wasser schwimmen.

Arktischer Ozean

Doch eines der Heimatgebiete dieser Meeresschnecken könnte für sie bald unbewohnbar werden. Denn einer aktuellen Studie zufolge könnte der arktische Ozean bis zum Ende dieses Jahrhunderts 20 Prozent mehr CO2 aufnehmen als bislang anhand von Klimamodellen erwartet. „Das führt zu einer erheblich größeren Versauerung vor allem in einer Tiefe zwischen 200 bis 1.000 Metern“, erklärt Jens Terhaar vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern.

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Für die Flügelschnecken, aber auch andere Meeresbewohner wäre dies fatal. „Unsere Resultate legen nahe, dass eine Anpassung der Schalentiere an die Versauerung im arktischen Ozean immer schwieriger wird“, sagt Koautor Lester Kwiatkowski von der Sorbonne Universität. Gehen diese Tiere in der Nahrungskette verloren, wirkt sich das wahrscheinlich auch negativ auf die gesamte Nahrungskette aus, bis hin zu Fischen und Meeressäugetieren. (Nature, 2020; doi: 10.1038/s41586-020-2360-3)

Quelle: Universität Bern

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