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„Haare“ der Sonne enträtselt

Erst neutrale Teilchen ermöglichen den Aufstieg der solaren Fontänen

"Haare" der Sonne enträtselt © JAXA/Hinode

In jedem Augenblick schießen zehn Millionen gigantische Plasmafontänen aus der Sonne heraus. Diese bis zu 10.000 Kilometer langen „Haare“ bedecken ihre gesamte Oberfläche. Doch wie diese „Spiculae“ entstehen, haben Forscher erst jetzt herausgefunden. Demnach ermöglicht erst die Präsenz neutraler Teilchen die Ablösung dieser Plasmafontänen.

Die Sonne ist ein unruhiger Ort: Enorme Hitze und Strahlung bringen das Plasma unseres Sterns zum Brodeln und immer wieder einmal schießen gewaltige Ausbrüche aus ihrer Oberfläche heraus. Doch auch wenn die Sonne von Ferne ruhig erscheint, ist ihr Plasma in Bewegung: In jeder Minute schießen Millionen Plasmafontänen bis zu 10.000 Kilometer weit ins All hinaus.

Diese sogenannten Spiculae werden mit rund 100 Kilometern pro Sekunde aus der Sonnenoberfläche hinauskatapultiert. Nach fünf bis zehn Minuten kollabieren sie jedoch wieder und unweit von ihnen schießt eine neue Fontäne ins All. Dadurch bedecken diese Spiculae die gesamte Sonnenoberfläche wie eine Art Rasen oder Fell.

Doch wie diese Fontänen entstanden, war bisher rätselhaft. Denn seltsamerweise ergaben alle Modelle ihrer Entstehung immer nur eines: Eigentlich dürften sich diese „Haare“ gar nicht aus dem brodelnden Plasma der Oberfläche lösen. Die Ionen des Plasmas sind dafür viel zu stark an die solaren Magnetfeldlinien gebunden.

Erst jetzt haben NASA-Forscher des Rätsels Lösung entdeckt: Entgegen bisherigen Annahmen gibt es am Übergang von Sonnenoberfläche zur Gashülle noch einen letzten Rest neutraler Teilchen. AN etwas kühleren Stellen der solaren Atmosphäre konnten sie dem Verlust ihrer Elektronen entgehen, wie die Forscher erklären.

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Und genau diese neutralen Teilchen wirken wie Sand im Getriebe: Ihre Wechselwirkung mit den Ionen des Plasmas sorgt für zusätzliche Energie, die den Spiculae den nötigen Auftrieb verleiht. Als Folge können sie sich vom Magnetfeld lösen und ins All hinausschießen. „Dies ist ein gewaltiger Fortschritt in unserem Verständnis der energieliefernden Prozesse in der Sonnenatmosphäre“, sagt Adrian Daw vom Goddard Space Flight Center der NASA.

Diese Aufnahme des japanischen Sonnenobservatoriums Hinode zeigt die Oberfläche der Sonne mit den „Sonnenhaaren“.

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