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Astronomie

Das kosmische Netz der Tarantel

ALMA eröffnet neuen Blick in die Sternenwiege 30 Doradus

Tarantelnebel
Kompositaufnahme des Tarantelnebels 30 Doardus. © ESO, ALMA (ESO/NAOJ/NRAO)/Wong et al., ESO/M.-R. Cioni/VISTA Magellanic Cloud survey.

Zerfetzt, aber fruchtbar: Diese Aufnahme bietet einen neuen Blick auf den Tarantelnebel, eine Sternwiege in der Großen Magellanschen Wolke. Die orange-gelblichen Fäden markieren kalte, dichte Gase, die dem Nebel seinen Namen gaben. Sie zeigen zudem, dass die intensive Strahlung der massereichen Jungsterne den Nebel zwar zerfetzt hat. Trotzdem bleiben die Gasfilamente dicht und schwer genug, um weiter Rohmaterial für neue Sterne zu liefern.

Der Tarantelnebel ist eine der hellsten und aktivsten Sternenwiegen in unserer galaktischen Nachbarschaft. Die rund 170.000 Lichtjahre entfernte Sternbildungsregion 30 Doradus liegt in der Großen Magellanschen Wolke und damit in einer Nachbargalaxie der Milchstraße. „Was 30 Doradus so einzigartig macht, ist die Tatsache, dass die Region nah genug ist, um im Detail zu untersuchen, wie Sterne entstehen“, erklärt Guido De Marchi von der Europäischen Weltraumagentur ESA.

Im Zentrum dieser Sternenwiege strahlen mehrere junge Sterne, die mehr als 150 Sonnenmassen schwer sind – sie gehören damit zu den massereichsten Sternen überhaupt. Einer dieser Giganten könnte sogar mehr als 300 Sonnenmassen auf die Waage bringen, ein anderer Jungstern im Tarantelnebel rotiert 300-mal schneller als unsere Sonne, wie Astronomen im Jahr 2011 entdeckten.

Fädiges Rohmaterial für die Sternbildung

Wie sich die Geburt solcher massereichen, intensiv strahlenden Sterne auf das verbleibende Gas und die Sternewiege insgesamt auswirkt, zeigt nun diese neue Kompositaufnahme des Tarantelnebels. Sie basiert einerseits auf Daten des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) in Chile, die die Form und Lage kalter molekularer Gase in der Sternenwiege zeigen. Diese spinnenartigen Filamente gaben dem Tarantelnebel seinen Namen und sind hier in orange-gelb zu sehen.

Die kalten, dichten Gasstränge repräsentieren das Rohmaterial, aus dem künftig weitere Sterne entstehen können. Kombiniert mit dieser Aufnahme im Radiowellenbereich sind Infrarotbilder des Very Large Telescope (VLT) und dem Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy (VISTA) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile. Sie zeigen die hellen jungen Sterne und Wolken aus heißem, hier rosa gefärbtem Gas

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Stark zerfetzt, aber weiter „fruchtbar“

Die fädigen Gasfetzen im Tarantel zeigen, wie stark die Jungsterne ihre Umgebung prägen und verändern: „Diese Fragmente könnten die Überreste von einst größeren Wolken sein, die durch die enorme Energie zerfetzt wurden, die von jungen und massereichen Sternen freigesetzt wird – ein Prozess, der als Rückkopplung bezeichnet wird“, erläutert Tony Wong von der University of Illinois. Trotz dieser Turbulenzen sind aber einige dieser Filamente noch dicht und dick genug, um weiterhin als Sternen-Rohmaterial zu dienen.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Schwerkraft selbst bei sehr starker Rückkopplung einen starken Einfluss ausüben und zu einer Fortsetzung der Sternentstehung führen kann“, sagt Wong. Diese Fäden haben demnach noch immer genügend Masse, um unter ihrer eigenen Gravitationswirkung zu kollabieren und so neue Sterne zu bilden.

Quelle: European Southern Observatory (ESO)

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