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Paläontologie

Damit ich Dich besser fressen kann…

Warum Tyrannosaurus und Co keine großen Augen hatten

Tyrannosaurus
Diese Schädel und Rekonstruktionen des Kopfes von Tyrannosaurus rex zeigen verschiedene Varianten der Augenform. Welche stimmt? © Stephan Lautenschlager/ University of Birmingham.

Welche Version stimmt? Die hier abgebildeten Schädel und Köpfe zeigen den Tyrannosaurus rex – einen der erfolgreichsten Raubdinosaurier der Erdgeschichte. Doch nur die linke Variante mit den auffallend kleinen Augen ist korrekt. Denn der Tyrannosaurus und viele andere Raubdinosaurier erkauften die enorme Bisskraft ihrer Kiefer mit einer Verkleinerung der Augenhöhlen. Nur so war der Schädelknochen stabil genug, um den Belastungen standzuhalten.

Der Tyrannosaurus rex war einer der Top-Prädatoren der Kreidezeit. In seinem Verbreitungsgebiet verdrängte er erfolgreich fast alle anderen größeren Raubdinosaurier und brachte es insgesamt auf wahrscheinlich mehr als 2,5 Milliarden Exemplare. Dies verdankte der T. rex auch seiner Kraft und seinem extrem kräftigen Biss: Er konnte selbst große Beute erlegen und dicke Knochen knacken. Eine spezielle Schädelkonstruktion ermöglichte diese Bisskraft.

Schau mir in die Augen…

Doch das ist nicht alles, wie nun Stephan Lautenschlager von der University of Birmingham herausgefunden hat. Denn Tyrannosaurus rex und andere große Raubsaurier verfügten noch über eine weitere anatomische Anpassung an ihre räuberische Lebensweise. Für seine Studie hatte der Paläontologe untersucht, wie sich die Augenformen verschiedener Dinosaurier unterscheiden – und warum. Dafür verglich er die Augenhöhlen von 410 fossilen Schädeln aus 45 verschiedenen Dinosaurierarten.

Die Auswertung ergab: Der größte Teil aller Dinosaurier hatte fast kreisrunde Augenhöhlen – ähnlich wie noch heute die meisten Tiere. Doch es gab auch Dinosaurier, deren Augenöffnungen auffällig länglich und eher klein waren. „Diese elliptischen oder schüssellochförmigen Augen zeigen in der späten Kreidezeit eine massive Ausbreitung, die vor allem von den großen Theropoden getrieben wurde“, berichtet Lautenschlager. T. rex und die großen Raubdinosaurier seiner Zeit hatten demnach deutlich kleinere Augenöffnungen als ihre pflanzenfressenden oder kleineren Zeitgenossen.

„Bei diesen großen Raubdinosaurier-Arten nahm der Augapfel nur den oberen Teil der Augenhöhle ein“, so der Paläontologe. „Dadurch waren ihre Augen im Verhältnis zur Größe ihres Schädels ziemlich klein.“

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Schmalere Augenhöhlen machen den Schädel stabiler

Aber warum? Üblicherweise gelten Veränderungen der Augengröße oft als Hinweis auf die Lebensweise – nachtaktive Tiere haben beispielsweise meist größere Augen als die am hellen Tag aktiven Arten. Doch im Falle von T. rex und Co gab es wahrscheinlich einen anderen Grund, wie biomechanische Simulationen nahelegen. In ihnen prüfte Lautenschlager, welchen Belastungen die Schädelknochen des kräftig zubeißenden Tyrannosaurus mit großen, runden Augenhöhlen oder aber länglichen Öffnungen ausgesetzt waren.

Das Ergebnis: Verpasst man dem Tyrannosaurus atypisch große, runde Augenhöhlen, verändert dies die Kräfteverteilung im Schädelknochen. Direkt hinter den Augen entsteht dadurch zwischen Jochbein und Kieferknochen eine große Zone starker Belastung. „Die korrekte Schädelmorphologie hingegen unterbricht diese Belastungslinie und führt insgesamt zu verringerten Stressbelastungen des Schädels“, berichtet Lautenschlager.

Der Bisskraft geopfert

Wenn der gewaltige Tyrannosaurus rex und seine Kompagnons ihre Beute mit vergleichsweise kleinen Augen fixierten, hatte dies demnach einen ganz praktischen Grund: Sie haben die ursprünglich für Dinosaurier typischen großen, runden Augen gegen eine Sparversion eingetaucht, um besser zubeißen zu können. Die kleineren Augen waren für sie die einfachste und biologisch effektivste Lösung, ihren Schädel gegen die enormen Bisskräfte zu wappnen. (Communications Biology, 2022; doi: 10.1038/s42003-022-03706-0)

Quelle: University of Birmingham

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