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Klima

Wie ein Wald unter Wasser

Dem geheimen Leben der Korallen auf der Spur

Gelb, Grün, Blau, Lila, Pink – das kleine Korallenriff im Aquarien-Labor des Lehrstuhls für Evolutionsökologie und Biodiversität der Tiere an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) erinnert an einen farbenfrohen, tropischen Regenwald unter Wasser. Neben farbenprächtigen Korallenarten beherbergt das Aquarium aber auch scheue Seegurken, bunte Korallenfische, neugierige Putzergarnelen und einen frechen Seeigel, der gern umdekoriert.

Aquarien
Mithilfe dieser kleinen Unterwasserlandschaften erforschen Fabian Gösser und seine Kollegen, was Korallenriffen beim Überleben hilft.© Roberto Schirdewahn/ RUB

Mit speziellen Lampen ahmen Mitarbeiter des Aquarien-Labors hier das Lichtspektrum des Sonnenlichts im Verlaufe eines Tages nach, halten die Wassertemperatur bei 25 Grad, stellen Meerwasser mit besonderen Salzmischungen her und überprüfen regelmäßig Kalzium-, Carbonat-, Nitrat-, und Phosphat-Gehalt des Wassers.

Polypen im Blick

Doktorand Fabian Gösser erforscht hier zusammen mit dem RUB-Biologen Maximilian Schweinsberg die Reaktionen von Steinkorallen auf sich verändernde Umweltbedingungen, wie etwa den Anstieg der Meerestemperatur. Steinkorallen gehören zu den Nesseltieren und können Kalkskelette bilden. „Auf diese Weise sind sie in der Lage, massive Strukturen und gewaltige Riffe zu formen“, erklärt RUB-Biologe Fabian Gösser.

Vor allem interessiert sich Gösser für das Phänomen des Polyp-Bailouts, zu Deutsch die Ausbürgerung von kleinen, knospenähnlichen Einzelkorallen, den sogenannten Polypen. Bei Stress löst sich der Verbund der Polypen auf. Die einzelnen Polypen können sich andernorts ansiedeln und neue Korallenkolonien bilden. Das Phänomen des Polyp-Bailouts wurde bislang wenig untersucht – ebenso wenig, wie das Potenzial dieser Reaktion für das Überleben der Riffe.

Korallenpolypen
Baumeister der Riffe sind Korallenpolypen, die mit ihren Tentakeln Nahrungspartikel aus dem Wasser fangen. © Roberto Schirdewahn/ RUB

Vernetztes System Riff

Das wohl bekannteste Riff ist das Great Barrier Reef, das sich rund 2.300 Kilometer entlang der australischen Küste erstreckt. Solche Riffe bieten einen einzigartigen marinen Lebensraum für unzählige Arten. „Hier quillt es nur so über vor Leben. Die Korallen bilden mit vielen anderen Lebewesen eine stark vernetzte Gemeinschaft mit vielen direkten Abhängigkeiten und kurzen Nährstoffkreisläufen“, beschreibt der Doktorand die Faszination Korallenriff.

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Besonders beeindruckend ist die Symbiose zwischen Algen und Korallen. So leben kleine, einzellige Algen aus der Gruppe der Dinoflagellaten in den Steinkorallen und helfen ihnen bei der Kalkbildung. „Die Korallen bieten diesen Algen nicht nur einen geschützten Lebensraum, sondern auch CO2 und Nährstoffe. Im Gegenzug geben die Algen den Korallen Photosynthese-Produkte wie Zucker und Lipide ab“, erläutert Gösser das symbiotische Zusammenspiel.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Riffbauer unter Stress
Wie lassen sich die Korallen retten?

Wie ein Wald unter Wasser
Dem geheimen Leben der Korallen auf der Spur

Exodus der Symbionten
Die Korallenbleiche und ihre Folgen

Flucht der Polypen
Könnte der "Bailout" eine Chance sein?

Stressresistente Chimären
Kann eine assistierte Evolution die Korallen retten?

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