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Regionen

Wenn Bussarde zu Habichten werden

Die Geschichte der Azoren beginnt mit einem Versehen

Im Jahr 1427 war es, als der portugiesische Seefahrer Diogo de Silves – vermutlich auf der Rückreise von Madeira zum Festland – zum ersten Mal bei 37° westlicher Länge und 25 nördlicher Breite auf den Azoren landete. Was er und seine Nachfolger auf Santa Maria und später auch auf den anderen Inseln fanden, waren steile Felsen, jede Menge Wald und ein angenehmes Klima. Überall brodelte und dampfte es zudem aus heißen Quellen und Fumarolen, den stark wasserdampfhaltigen Gasaustrittsstellen.

Brodelnde Quelle © Carsten Mundt

Menschen jedoch kamen ihnen auf ihren ersten Entdeckungsreisen nicht unter die Augen. Die Inseln waren allesamt unbewohnt. Dafür gab es jede Menge Bussarde, die die Entdecker irrtümlicherweise für Habichte hielten und den Inseln deshalb den Namen „acores“ (portugiesisch „Habicht“) gaben.

Die Bedingungen waren so vielversprechend, dass bereits 1439 erste Siedler aus der Algarve und anderen Regionen des portugiesischen Festlands auf die Inseln kamen. Später gesellten sich Flamen, Bretonen oder Juden hinzu. Viele davon waren ehemalige Sträflinge, die nach der Begnadigung den Aufenthalt auf den Azoren einem weiteren Verbleiben im Kerker vorzogen.

Schon vor der eigentlichen Besiedlung hatten die Portugiesen die Azoren auf günstigen Flächen Getreide angebaut. Das Korn diente unter anderem als Proviant für die zahlreichen Schiffe, die in der Folge die Azoren als willkommene Anlaufstation benutzten.

Hinter der Eroberung des Atlantiks durch die Portugiesen steckte in erster Linie Heinrich der Seefahrer, der in seinem Bestreben, Macht und Reichtum des Landes zu mehren und neue Schafe für die Herde Gottes zu missionieren, immer neue Entdecker auf die Meere schickte und so Portugals Aufstieg zur führen See- und Handelsmacht maßgeblich mit einleitete.

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Auch spanische Flotten nutzten das Archipel schon bald als Anlaufpunkt. Nicht immer mit guten Erfahrungen. So wurde Christoph Columbus 1493 auf der Rückreise aus Amerika auf den Azoren gefangen genommen, weil man ihn für einen Seeräuber hielt. Erst nach einigem hin und her, konnte er seine wahre Identität klären und seinen Weg nach Europa fortsetzen.

In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wuchs die geostrategische Bedeutung der Azoren immer mehr und sie entwickelten sich zum Dreh- und Angelpunkt des internationalen Schiffsverkehrs. Viele Schiffe machten hier einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Amerika oder zu den Gewürzinseln in Südostasien, um frisches Wasser und Verpflegung aufzunehmen oder dringende Reparaturen durchzuführen.

Mit den Menschen kamen zahlreiche neue Tier- und Pflanzenarten auf die Inseln, die sich in der klimatisch angenehmen Umgebung gut entwickelten und die Natur auf den Eilanden völlig veränderten. Die Azoren verkamen endgültig zur Vorratskammer für den Schiffsverkehr aber auch zur Versorgung der Kolonien mit Weizen und anderen landwirtschaftlichen Gütern.

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Stand: 02.05.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Azoren
Wetterküche Europas

Inseln an der Nahtstelle der Erdkruste
Die Azoren

Westlichster Zipfel der EU
Azoren - Autonom aber doch portugiesisch

Zwischen Vergangenheit und Moderne
Gesellschaft im Umbruch

Zwei Köche für die Wetterküche Europas
Azorenhoch und Islandtief im Duell

Ein Klimaschaukel macht Karriere
Die Nordatlantische Oszillation

Vier Jahreszeiten an einem Tag?
Wetterkapriolen auf den Azoren

Aus Feuer geboren
Die Geologie der Azoren

Von Suppenschüsseln, Eintöpfen und Geothermie
Die gewaltigen Kräfte aus dem Erdinnern

Idylle zwischen Hortensien und Fledermäusen?
Natur pur auf den Vulkaninseln

Wenn Bussarde zu Habichten werden
Die Geschichte der Azoren beginnt mit einem Versehen

Zwischen Walfang und Tankstopps für Transatlantik-Flüge
Über das Klischee von den vergessenenen Inseln

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