Anzeige
Evolution

Was ist so toll am Land?

Warum das Leben das vertraute Wasser verließ

Warum unsere Vorfahren einst überhaupt an Land gingen, wird sich wohl nie zu 100 Prozent beantworten lassen. Allerdings „muss es zwangsläufig zwei große Kategorien von Faktoren gegeben haben: das, was man als ‚evolutionäre Push-Faktoren‘ und als ‚evolutionäre Pull-Faktoren‘ bezeichnen könnte“, erklären Aditya Saxena von der University of California San Diego und seine Kollegen.

Seeskorpione
Meeresraubtiere wie diese Seeskorpione könnten einer von vielen Gründen gewesen sein, warum unsere Vorfahren einst an Land gingen. © Patrick Lynch/CC0 1.0

Was gegen ein Leben im Wasser sprach

Die Push-Faktoren lassen sich als eine Art Liste von Gründen beschreiben, die gegen ein weiteres Leben im Wasser sprachen. Zu den Hauptgründen gehörte wahrscheinlich, dass die aquatischen Lebensbedingungen damals für die Vorfahren der Landwirbeltiere nicht mehr optimal waren. „Sauerstoffarmut in der Umwelt, Raubtiere und Konkurrenten im Wasser, durch Wasser übertragene Krankheiten und Parasiten – all das könnte eine Rolle gespielt haben“, erklärt das Forschungsteam.

Diese ungünstigen Umstände müssen über einen bedeutsamen Zeitraum hinweg angedauert haben. Bedeutsam genug, um Anpassungen zu entwickeln, die ein Leben außerhalb des suboptimalen Lebensraumes ermöglichen. Das führte wahrscheinlich dazu, dass sich unsere Vorfahren zunächst an ein Leben in ufernahen, flachen Gewässern anpassten.

Was für ein Leben an Land sprach

In diesem neuen Lebensraum kamen dann auch die Pull-Faktoren ins Spiel, also jene Gründe, die ein Leben an Land attraktiv machten: Haufenweise freie ökologische Nischen, bessere Lebensbedingungen und neue Nahrungsquellen. Frühe Landgliederfüßer wie Tausendfüßer könnten sich zum Beispiel von mikrobiellen Matten oder angeschwemmten Tier- und Pflanzenresten ernährt haben.

Auch frühe Landwirbeltiere dürften sich an diesem Buffet beteiligt haben. „Unsere frühen Vorfahren verließen das Wasser offenbar, um gestrandete Meeresorganismen zu fressen, die von der Ebbe am Strand zurückgelassen wurden“, erklärt Per Ahlberg von der schwedischen Uppsala Universität.

Anzeige
Embryonen
Im Embryonalstadium sehen Landwirbeltiere den Fischen (links) extrem ähnlich. © Romanes, G. J

Unser fischiges Erbe

Auch wenn sich unsere Vorfahren einst für ein Leben an Land entschieden, so steckt trotzdem immer noch ein wenig Fisch in uns Landwirbeltieren – von der Amsel über das Krokodil und den Frosch bis hin zum Menschen. Zu den Ur-Fisch-Merkmalen, die wir alle tragen, gehören allgemein gesprochen zunächst Rückenwirbel und Schädelknochen. Auch unsere Lunge ist ein Souvenir aus der Urzeit, denn im Grunde ist sie nichts anderes als eine umfunktionierte Schwimmblase. Statt den Auftrieb eines Fisches zu regulieren, dient sie uns nun zur Atmung.

Am „fischigsten“ sehen wir aber als Embryonen im Mutterleib aus. Sowohl Fisch- als auch Landwirbeltier-Embryonen haben in einem gewissen Entwicklungsstadium ein extrem ähnliches Aussehen. Dazu gehört auch, dass beide Kiemenbögen besitzen. Beim Fisch entwickeln sie sich zu den Kiemen, beim Menschen formen sie unter anderem Teile des Unterkiefers und des Innenohrs.

Eine große Familie

Gleichzeitig teilen wir Landwirbeltiere aber auch gemeinsame Eigenschaften, die uns deutlich von den Fischen unterscheiden. So besitzen wir zum Beispiel allesamt jeweils fünf Finger und fünf Zehen. Frühe Landwirbeltiere hatten noch acht Finger, reduzierten diese aber mit der Zeit auf die heute übliche Anzahl.

Schrumpfende Fingeranzahl
Die Fingeranzahl reduzierte sich im Verlauf der Landwirbeltier-Evolution schließlich auf die heute üblichen fünf. © Conty

Außerdem haben wir bewegliche Hälse, dank denen wir sowohl nach unten und oben als auch zu den Seiten schauen können. Bei Fischen hängen Kopf und Schultergürtel hingegen zusammen und sind nicht derart entkoppelt. Becken und Hintergliedmaßen sind bei Landwirbeltieren zum Kreuzbein verschmolzen, wodurch wir uns effizient an Land fortbewegen können.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. weiter
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Der erste Landgang
Als das Leben aus dem Wasser stieg

Pionierarbeit
Die ersten Lebewesen an Land

Ein grüner Teppich
Landpflanzen und Gliederfüßer auf dem Vormarsch

Fische gehen spazieren
Vorhang auf für die ersten Landwirbeltiere

Was ist so toll am Land?
Warum das Leben das vertraute Wasser verließ

Landgang rückwärts
Warum manche Landtiere zurück ins Meer gingen

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema