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Technik

Vorzeitiges Ende

Keine Chance gegen die Macht des Eises

Eigentlich sollte Camp Century mindestens zehn Jahre halten und der Auftakt für ein weit größeres Tunnelprojekt sein. Doch das Gletschereis, in dem die subglaziale Station lag, erwies sich als kaum zu bändigende Kraft: Die Tunnel und Kavernen verformten sich, ihre Decken senkten sich ab und auf der Oberfläche türmte sich immer neuer Schnee auf.

Schneefräse
Kampf gegen die sich ansammelnden Schneemassen.© US Army

Kampf gegen die Eismassen

Um einen Kollaps der Tunnel zu verhindern, schaufelten die Bewohner von Camp Century gegen die Eismassen an. Jeden Monat entfernten sie mehr als 120 Tonnen Schnee und Eis von der Oberfläche, deren enormes Gewicht sonst die Decken der Station einzudrücken drohte. Doch es half nur wenig: Schon 1962, gerade einmal zwei Jahre nach Eröffnung der „Stadt unter dem Eis“, hatte sich die Decke über dem Kernreaktor-Tunnel schon um 1,50 Meter gesenkt.

Angesichts der fortschreitenden Tunnelabsenkung und der sich verstärkenden Gefahr von Einstürzen beschloss die US-Armee, diesen Pilottest für das Project Iceworm nicht fortzuführen. Der Nuklearreaktor wurde abgeschaltet, in seine Module zerlegt und zurück in die USA gebracht. Für die Stromversorgung der Bewohner sorgten nun Dieselgeneratoren. Doch das Ende von Camp Century war da schon vorprogrammiert: Ab 1964 war die Station nur noch im Sommer besetzt, 1967 wurde sie ganz aufgegeben.

In die Tiefe gesunken…

Den so aufwändig beworbenen Traum von einer Zukunftsstadt unter dem Eis mussten die Ingenieure und US-Militärs damit buchstäblich begraben – und ebenso den geheimen Plan einer subglazialen Atomwaffenbasis. Zurück blieben Dutzende Tunnel unter dem Eis, die mit der Zeit immer tiefer unter die Oberfläche hinabgesunken sind. Heute zeugt auf dem eisigen Hochplateau nichts mehr von der Präsenz des Menschen. Es scheint, als wäre Camp Century nie gewesen.

Doch unter der Oberfläche existieren noch Reste der einstigen Stadt: 2017 ließ die dänische Regierung das Gebiet von Camp Century mit einem Eisradar durchleuchten. Ein Forschungsteam zog dafür die Radarschlitten mehrere Tage lang in einem engen Suchgitter auf Skiern über das Eis. Die Aufnahmen enthüllten, dass die Eisoberfläche aus der Zeit von Camp Century heute rund 32 bis 35 Meter tief unter der Oberfläche liegt. Die alten Tunnel liegen in 45 bis 55 Metern Tiefe, sind aber noch alle erkennbar.

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..und um 230 Meter verschoben

Die alte Station ist aber nicht nur in die Tiefe gesunken – das sich bewegende Gletschereis hat die gesamte Anlage auch horizontal verschoben. Wie das Team um Nana Karlsson vom dänischen Geologische Dienst ermittelte, liegt Camp Century heute 232 Meter südwestlich seiner ursprünglichen Position und bewegt sich noch immer. Im Schnitt 3,9 Meter pro Jahr schiebt das wandernde Eis die subglaziale Station in Richtung Meer.

Die alte Tunnel sind allerdings ist nicht das Einzige, das den glazialen Veränderungen ausgesetzt ist…

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Camp Century – Stadt unter dem Eis
Propaganda-Objekt, geheime Militärbasis und ein giftiges Erbe

Die subglaziale Stadt
Ein Bauprojekt im Grönlandeis

"American Way of Life" unterm Eis
Camp Century zwischen Alltag und Propaganda

Projekt Iceworm
Die geheime Seite von Camp Century

Vorzeitiges Ende
Keine Chance gegen die Macht des Eises

Giftiges Erbe
Camp Centurys Abfälle und die drohende Eisschmelze

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