Schon in der frühesten überlieferten Literatur der Griechen finden sich Hinweise auf pflanzliche Arzneien. Bereits in Homers Odyssee taucht ein geheimnisvolles Heilkraut namens Nepenthes auf, das Helena den homerischen Helden in den Wein mischt. Das Zaubermittel soll deren Kummer vertreiben.
Krankheit verstehen die Zeitgenossen Homers allerdings noch ausschließlich als Werk der Götter. Nur sie sind in der Lage, den Patienten von seinem Übel zu befreien. So versuchen die frühen Griechen bei Krankheit die übernatürlichen Wesen zu beschwichtigen. Ab circa 500 vor Christus entsteht ein Kult um den Heilgott Asklepios, dessen Tempel von geplagten Patienten aufgesucht wird. Auch magische Praktiken wie die Anwendung von Zauberformeln oder Amuletten stehen hoch im Kurs. Der Begriff Pharmakon bezeichnet damals Mittel, die man für die Magie, zur Heilung oder als Gift einsetzt.
Das rationale Denken zieht im fünften Jahrhundert vor Christus erstmals mit Hippokrates von Kos in die Medizin ein. Er entwirft ein Gegenkonzept zu den supernaturalistischen Vorstellungen und sucht die Ursache für Krankheit im Inneren des Körpers. In seinen Schriften erklärt er die Entstehung von Leiden mit einem Ungleichgewicht der vier Körpersäfte Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle. Neben Diäten oder operativen Eingriffen empfiehlt Hippokrates mitunter auch Arzneimittel für die Therapie.
Aufstieg der Pharmazie
Sind sich Hippokrates und seine Nachfolger dem Nutzen der Pharmazeutik durchaus bewusst, bildet die Disziplin jedoch nicht den Mittelpunkt ihrer Medizin – sondern fristet vielmehr ein Schattendasein. So gibt es im gesamten Corpus Hippocraticum keine einzige Schrift, die sich ausschließlich mit Heilmitteln befasst. Dennoch widmen sich auch schon in der vorchristlichen Zeit einige Autoren den Pflanzen und anderen heilbringenden Stoffen. Viele dieser Werke gehen aber im Laufe der Jahre verloren.
Einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt die Pharmazie erst ab dem ersten Jahrhundert nach Christus. Andere Bereiche der Medizin wie die Chirurgie scheinen sich zunächst nicht weiter zu entwickeln. Man glaubt, das Wesentliche entdeckt zu haben. Es fehlt an neuen Instrumenten und Methoden, die den Fortschritt vorantreiben könnten.
Bei der Erforschung der Arzneimittel verhält es sich anders. Die Expansion des Römischen Reiches strebt ihrem Höhepunkt entgegen. Handelsrouten etablieren sich, der Fernhandel blüht. Bisher nicht oder nur schwer greifbare Kräuter, Gewürze und andere Zutaten bereichern auf einmal den Arzneischrank, aus dem sich die antiken Mediziner bedienen können. Es ist die Zeit von Pedanios Disokurides.
Daniela Albat
Stand: 18.03.2016