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Zoologie

Von wegen Powernap

Höchstleistungen nonstop

Manche Zugvögel fliegen über das Mittelmeer und quer über die Sahara. Beides Gebiete, wo ein Vogel nicht mal kurz landen und trinken oder fressen kann. Deshalb müssen die Tiere dort bis zu 2.500 Kilometer nonstop fliegen. Das bedeutet, viele Stunden, für kleine Vögel bis zu zwei Tage und Nächte, ohne Pause unterwegs sein. Diese enorme körperliche Leistung ist mit einen hohen Energieverbrauch verbunden. Deshalb fressen sich die meisten Vögel vor dem Abflug Vorräte an. Bis zu 46 Prozent ihres Körpergewichts legen manche Tiere an Fett zu. Aber muss durch diesen zusätzlichen „Ballast“ nicht noch mehr Energie zum Fliegen aufgewendet werden? Das Gegenteil ist der Fall.

Schwedische Untersuchungen beim Knutt konnten zeigen, dass der Energieverbrauch beim Fliegen geringer wird, wenn die Vögel große Fettreserven angelegt haben. Die Forscher nehmen an, dass eine gleichzeitige Zunahme der Masse an Flugmuskulatur dafür die Ursache ist. Besonders die Muskeln für den Gleitflug werden vermutlich stärker ausgebildet. Das führt zwar zu eingeschränkter Beweglichkeit beim Fliegen, der Energieverbrauch jedoch sinkt. Mit diesem Trick können vor allem Küstenvögel 4.000 und mehr Kilometer nonstop fliegen.

Andere Vögel, wie der kleine Fitis oder die Gartengrasmücke haben einen eigenwilligen Weg gefunden, 40 Stunden oder länger ohne Nahrung und Wasser auszukommen. Sie verbrennen auf ihren langen Flügen sogar Teile ihrer Organe, zum Beispiel des Darms, zur Energiegewinnung. Und es kommt noch besser. Die Tiere machen zwischen ihren Langstreckenflügen einige Pausen, in denen sich ihre Innereien innerhalb weniger Tage wieder komplett regenerieren.

Der Storch dagegen sorgt vor seiner Reise zwar ebenfalls für Fettreserven, hat aber zusätzlich noch einen anderen Trick, um beim Flug Energie zu sparen. Nicht schlagen, sondern gleiten ist das Motto. Er nutzt die Thermik über dem Boden, um voran zu kommen und gleitet so sehr energiesparend mehr oder weniger bis Afrika. Der Nachteil ist nur, dass er deshalb nicht direkt über das Mittelmeer fliegen kann, sondern den Umweg über Asien bzw. Gibraltar machen muss.

Eine andere Strategie in Sachen „Energiesparen“ sind Nachtflüge. Vor allem kleine Singvögel weichen in die Dunkelheit aus, um anstrengende Luftturbulenzen zu vermeiden und verbrauchen so beim Flug weniger Kraft. Darüberhinaus bietet der Nachtflug einen weiteren Vorteil: weil die Temperaturen niedrig sind, haben die Vögel einen geringeren Wasserverlust als tagsüber. Und nicht zuletzt bietet ihnen die Dunkelheit einen guten Schutz vor Fressfeinden.

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Auch Gänse und Pelikane haben sich etwas Besonderes zum Energiesparen ausgedacht. Sie ordnen sich beim Fliegen in einem großen „V“ an. Diese Anordnung sorgt für eine bessere Aerodynamik: die Verwirbelungen, die hinter der anführenden Gans entstehen, ermöglichen den anderen einen energiesparenden Flug. Forscher haben bei Pelikanen beobachtet, dass diese in der V-Formation häufiger gleiten und dadurch Kraft sparen. Zudem haben Gänse und Pelikane in der V-Formation einen besseren Überblick, denn in dieser Formation können sie alle ihre „Kameraden“ gleichzeitig im Auge behalten und haben nach vorne freie Sicht.

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Stand: 20.03.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Zugvögel
Von Interkontinentalflügen und Weltenbummlern

Hin und Weg
Beeindruckende Leistungen

Abenteuer Vogelzug
Von den Gefahren einer langen Reise

Zeigt her eure Füße
Methoden der Zugvogelbeobachtung

Ein gutes Bauchgefühl
Vogelzug ist genetisch bedingt

Öfter mal was Neues
Genetische Anpassungskünstler

Ohne GPS und Karte
Wie der Vogel weiß, wohin er fliegen muss

Von wegen Powernap
Höchstleistungen nonstop

Gänseglück am Niederrhein
Wintergäste aus dem Norden

Schmetterlinge, Frösche und Wale
Andere wanderlustige Tiergruppen

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