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Zoologie

Von Tintenfischen, Blattläusen und Meisen

Optische, chemische und akustische Mimikry

Eine besonders raffinierte Form von Mimikry haben jetzt australische Forscher im Südpazifik in den Korallenriffen Indonesiens untersucht. Dort lebt eine bis vor kurzem unbekannte Tintenfischart, die über außergewöhnliche Fähigkeiten zur Nachahmung verfügt.

Tintenfisch © California Academy Of Sciences

Immer wenn sich den circa 60 Zentimeter langen Kraken gefährliche Feinde wie Riffbarsche nähern, „verwandeln“ sich die Octopusse in eine vermeintlich giftige Tierart, um den Räuber abzuschrecken. Seeschlangen, Rotfeuerfische oder Plattfische wie Seezungen – dem Einfallsreichtum und den Verwandlungskünsten der Tintenfische scheinen kaum Grenzen gesetzt.

Nach Angaben der Wissenschaftler von der University of Melbourne um Leiter Mark Norman sind diese Entdeckungen eine biologische Sensation. Dieser erstaunliche Krake ist das erste bekannte Tier, das verschiedene Vorbilder nachahmen kann.

Die Tintenfische selbst scheinen an ihren eigenen schauspielerischen Leistungen durchaus Gefallen zu finden. Einer der außergewöhnlichen Achtarmer wurde desöfteren dabei beobachtet, wie er auf seinem Heimweg zur Behausung immer wieder seine Form und damit sein „Pseudonym“ änderte…

Auch wenn optische Nachahmungen zur Tarnung am häufigsten zu beobachten sind, ist es oft erst eine Kombination von sichtbaren und nicht sichtbaren Imitationen, die letztlich zur Täuschung von Räubern oder Beutetieren führt. Vor allem akustische oder chemische Signale spielen bei diesem Verwirrspiel eine wichtige Rolle.

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Blattläuse als Opfer von chemischer Mimikry © Tina Cavalho

Blattläuse beispielsweise leben desöfteren mit Ameisen in einer symbiontischen Beziehung zusammen. Während die Ameisen die Blattläuse vor Feinden wie Marienkäfern oder Parasiten schützen, erhalten sie im Gegenzug- quasi als Belohnung – den Honigtau, einen kohlenhydratreichen Saft, den die Blattläuse über spezielle Drüsen im Afterbereich absondern.

Nicht immer funktioniert dieses gegenseitige Geben und Nehmen allerdings problemlos. Einigen Blattlausschlupfwespen gelingt es, das Abwehrsystem der Ameisen zu überlisten und als Parasiten in die Blattlauskolonien einzudringen. Wie aber kommen diese Lebewesen durch die scharfen Kontrollen der „Ameisenwächter“? Ganz einfach: Die Blattlausschlupfwespen betreiben chemisches Mimikry und ahmen das molekulare Erkennungsmuster der Blattläuse nach, das aus bestimmten Kohlenwasserstoffen auf der Kutikula besteht. Mit diesem Schutzschild bewaffnet, werden sie von den Ameisen nicht erkannt und können ihre Eier in den Blattläusen ablegen.

Um dagegen ein Beispiel für akustisches Mimikry zu finden, muss man nicht einmal in die Welt des Mikrokosmos eintauchen. Einer der immer noch häufigsten Vögel Mitteleuropas, die Meise, ahmt beispielsweise das zischende Geräusch einer Schlange nach, wenn sie sich oder gar ihr Nest bedroht fühlt.

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Stand: 08.12.2001

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Inhalt des Dossiers

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