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Technik

Vom Schulverweis zur Nobelpreis-Ehrung

Wilhelm Conrad Röntgens einzigartige Laufbahn

Fast hätte es Wilhelm Conrad Röntgen nicht an die Universität geschafft. Denn der heute weltberühmte Physiker musste die Schule ohne Abitur verlassen. Aber beginnen wir von vorne: Am 27. März 1845 wird Röntgen in Lennep – heute ein Stadtteil von Remscheid – geboren. Drei Jahre danach geht es für ihn und seine relativ wohlhabenden Eltern in die Niederlande, wo das Einzelkind später die Technische Schule in Utrecht besucht.

Röntgen
Wilhelm Conrad Röntgen im Jahr 1900 © gemeinfrei

In dieser Bildungseinrichtung passiert dann das, was Röntgen beinahe die akademische Laufbahn gekostet hätte: Er wird von seinem Lehrer dabei erwischt, wie er eine Karikatur bewundert, die ein Mitschüler von dem strengen Pauker angefertigt hat. Röntgen verrät den Urheber nicht und bleibt trotz drohender Konsequenzen stumm. Als Folge wird er von der Schule verwiesen.

Ohne Abschluss an die Uni

Ohne Abitur kann sich der fleißige junge Mann später zunächst nur als Gasthörer in der Universität einschreiben. Dann aber erfährt er von einem Schweizer Bekannten, dass es in Zürich auch andere Möglichkeiten gibt. Wer bei einer Aufnahmeprüfung überzeugt, darf am dortigen Polytechnikum ohne Abitur ordentlich studieren.

Von da an läuft es für Röntgen wie am Schnürchen: Bereits nach drei Jahren in der Schweiz erhält er sein Diplom als Maschinenbauingenieur und macht eine wegweisende Bekanntschaft. Der Physik-Professor August Kundt weckt bei dem Absolventen die Faszination für physikalische Phänomene und veranlasst ihn dazu, ein Aufbaustudium in Physik zu beginnen. Dabei stellt sich Röntgen so gut an, dass Kundt ihn nach seiner Dissertation als Assistent an die Universität Würzburg mitnimmt.

Spannende Entdeckung in Würzburg

Auch privat läuft es gut für Röntgen: Am 19. Januar 1872 vermählt er sich mit Bertha Ludwig, die er seit seiner Studienzeit in Zürich kennt. Die Tochter eines Gastwirts heiratet damit einen zwar liebevollen, aber nicht ganz einfachen Mann. Denn Röntgen kann auch aufbrausend werden und über seine wissenschaftliche Arbeit von Zeit zu Zeit seine Familie vergessen.

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Nach einer Zwischenstation in Gießen kehrt Röntgen 1888 mit seiner Ehefrau nach Würzburg zurück. Dort wird er als Professor für Experimentalphysik, Institutsleiter und zwischenzeitlich Rektor insgesamt zwölf Jahre lang tätig sein – und 1895 seine größte Entdeckung machen: die X-Strahlen, die später als Röntgenstrahlen bekannt werden.

Röntgens Labor
Röntgens Labor an der Universität Würzburg: Hier entdeckte der Forscher die später nach ihm benannte Strahlung. © Deutsches Röntgen-Museum/ gemeinfrei

Der erste Nobelpreis für Physik

Für diese Errungenschaft wird Röntgen wenige Jahre später sogar mit dem ersten Physik-Nobelpreis der Geschichte ausgezeichnet. Es ist nicht die erste und auch nicht die letzte Auszeichnung für den Physiker, dem der Trubel um seine Person bisweilen unangenehm ist. Röntgen hält seine Entdeckung für einen glücklichen Zufall und bleibt Zeit seines Lebens bescheiden.

Sogar gegenüber seinen Studenten verhält sich Röntgen zwar sehr streng, aber gleichzeitig fast schon schüchtern. So soll er bei seinen Vorlesungen angeblich so leise gesprochen haben, dass ihn nur die Hörer in den ersten Reihen verstanden. Seine Entdeckung behält jedoch über seinen Tod am 10. Februar 1923 hinaus enorme Bedeutung. Sein Labor im ehemaligen Physikalischen Institut der Universität Würzburg ist bis heute eine Pilgerstätte für Physik-Liebhaber und wissenschaftlich interessierte Touristen.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Als die Welt gläsern wurde
Die Entdeckung der Röntgenstrahlung

Vom Schulverweis zur Nobelpreis-Ehrung
Wilhelm Conrad Röntgens einzigartige Laufbahn

Eine zufällige Entdeckung
Wie Röntgen den X-Strahlen auf die Spur kam

Durchdringende Wirkung
Nützliche und schädliche Eigenschaften der Röntgenstrahlung

Von Medizin bis Archäologie

Wo Röntgenstrahlen heute Anwendung finden

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