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Forscher / Entdecker

Vom Medizinstudenten zum Reisenden

Haeckel taucht in die Welt der Naturwissenschaften ein

Ernst Haeckel wird am 16. Februar 1834 in Potsdam als Sohn eines Beamten geboren. Nach dem Umzug nach Merseburg in der damaligen Provinz Sachsen geht Hackel dort auf ein Domgymnasium. Bereits in seiner Schulzeit interessiert er sich für die Biologie. Nur weiß er damals noch nicht, in welchem Maße diese sein restliches Leben prägen wird…

Karrierebeginn in der Medizin

Obwohl er sich bereits während seiner Zeit am Gymnasium intensiv der Pflanzenkunde widmet und auch erstmals auf die Schriften von Charles Darwin und Alexander von Humboldt trifft, studiert Haeckel nach seinem Abitur im Jahr 1852 – auf Wunsch der Eltern – zunächst Medizin in Berlin. Auf Drängen seines Vaters wechselt er aber noch im gleichen Jahr an die Universität Würzburg. Die dortige medizinische Fakultät besitzt aufgrund von Professoren wie Albert von Kölliker, Franz von Leydig und Rudolf Virchow einen hervorragenden Ruf.

Rudolf Virchow
Haeckel assistierte Rudolf Virchow, Freunde wurden sie aber nie. © National Institutes of Health

Haeckel assistiert in Würzburg dem berühmten Medizinprofessor Virchow, der das Denken des jungen Mediziners entscheidend mitprägt: Virchow nimmt an, dass sich alle körperlichen Funktionen durch die Interaktion von Zellen erklären lassen. Mit dieser Zellpathologie unterscheidet sich der Wissenschaftler deutlich von den damals verbreiteten Anhängern idealistischer Naturphilosophien.

Dennoch entwickelt sich zwischen Haeckel und Virchow nie eine persönliche Freundschaft, denn aus Sicht Haeckels erklärt der Ansatz des Professors den menschlichen Körper zu mechanistisch und ohne die Annahme einer immateriellen, geistigen Lebenskraft.

Wechsel zur Biologie

Während seines Studiums führt Haeckel immer wieder auch naturwissenschaftliche Forschungen durch. So beschäftigt sich der junge Mediziner während einer Studienreise auf Helgoland mit der Erforschung wirbelloser Meerestiere. Schließlich promoviert er 1875 mit seiner Dissertation „Über die Gewebe des Flusskrebses“. Ein Jahr später erhält er das Staatsexamen und im März 1858 seine Approbation.

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Doch nach dem Abschluss seines Medizinstudiums gibt Haeckel seine Medizinerlaufbahn auf, um sich der vergleichenden Anatomie und Zoologie zu widmen. Dazu plant der junge Arzt eine Habilitation bei dem Meeresbiologen Johannes Müller. Doch daraus wird nichts: Der überraschende – und von Haeckel für Suizid gehaltene – Tod Müllers zwingt ihn dazu, seine Pläne zu ändern. Carl Gegenbaur, ein befreundeter Professor aus Würzburg, schlägt Haeckel eine gemeinsame Italienfahrt vor: Sie soll als Bildungsreise und ebenso der Vorbereitung für die Habilitation dienen. Haeckel sagt zu, muss jedoch letztlich ohne Gegenbaur aufbrechen – dieser erkrankt kurzfristig.

Als Künstler und Naturwissenschaftler unterwegs

1859 ist es dann so weit: Während des ersten Teils der Reise in Rom begegnet Haeckel dem Papsttum und der religiösen Kunst, fühlt sich davon aber abgestoßen und zweifelt an seinem Glauben. Bei seinem darauffolgenden Aufenthalt am Golf von Neapel wendet sich der Mediziner zunächst der naturtreuen Kunst zu.

Quallen
Auf dieser Illustration Haeckels sind Quallen und andere Meeresorganismen zu sehen. © Ernst Haeckel/ historisch

Einige Monate später auf Sizilien beginnt der junge Reisende schließlich mit naturwissenschaftlichen Forschungen, indem er die letzten Arbeiten Müllers aufnimmt: Er widmet sich den sogenannten Radiolarien – einer Gruppe von einzelligen Strahlentierchen. In kurzer Zeit sammelt Haeckel 101 neue Arten dieser Kleinstlebewesen.

Biologie mit Kunst vereint

Auch nach seiner Rückkehr von der Expedition zeigt der Wissenschaftler ein außerordentliches Interesse an der mikroskopischen Anatomie und der Zoologie. Durch seine Forschungen an Einzellern der Ordnung der Rhizopoden – der Wurzelfüßer – wird er 1861 an der Universität Jena mit der Schrift „De Rizopodum finibus et ordinibus“ habilitiert. Daraufhin unterrichtet er in Jena vergleichende Anatomie.

Bei seinen Arbeiten an der Universität nutzt Haeckel erneut sein künstlerisches Talent, um seine mikroskopischen Befunde zu dokumentieren – denn zu seiner Zeit war die Fotografie noch nicht weit verbreitet. Zwischen 1860 und 1862 veröffentlicht er fast 60 wissenschaftliche Illustrationen von beobachteten Kleinstlebewesen, Muscheln und Co., darunter zahlreiche Aquarelle und Farbzeichnungen. Dabei legt er großes Augenmerk darauf, die Symmetrien der Natur exakt nachzuempfinden.

Diese Werke Haeckels beeinflussen die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts und sind noch heute bekannt, weil sie so realitätsnah und exakt gezeichnet sind.

Entdecker neuer Arten

Radiolarien
Arten-Tafel von Ernst Haeckel mit Radiolarien der Challenger-Expedition. © John Murray/ gemeinfrei

Ab 1869 unternimmt der Forscher weitere Reisen: Etwa nach Norwegen, Ägypten, Griechenland und England, sowie 1881 erstmals die Tropen. Zudem nimmt er Ende des 19. Jahrhunderts mit einigen Wissenschaftlern an der dreijährigen Reise des Forschungsschiffs „HMS Challenger“ teil. Das Forscherteam will dabei die Existenz von Leben in den dunklen Tiefen der Ozeane beweisen.

Hauptsächlich untersucht Haeckel bei seinen Forschungsreisen Kalkschwämme, Korallen, Medusen. Seine Arbeiten veröffentlicht er im Laufe der Jahre und beschreibt darin tausende neue Spezies – auch aus der Tiefsee. Insbesondere die Expedition der Challenger bringt ein unerwartetes Ausmaß an neuen Erkenntnissen, mit denen Haeckel unter anderem eine wichtige Grundlage für die weitere Erforschung dieser Tiergruppen bildet.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Ernst Haeckel
Naturphilosoph und der „deutsche Darwin“

Vom Medizinstudenten zum Reisenden
Haeckel taucht in die Welt der Naturwissenschaften ein

Als Darwinist unterwegs
Wie Haeckel zur Evolutionstheorie kam

Das biogenetische Grundgesetz
Entwicklung des Embryos als Abbild der Evolution

Naturgesetze statt Schöpfungsglaube
Vom „deutschen Darwin“ zum Monisten

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