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Phänomene

Ungetüme oder Glücksbringer?

Der Drache als Kulturgut

Drache © IMSI MasterClips

"Die schlange kriecht oder ringelt sich auf dem Boden, stehn ihr flügel zu gebot, so heißt sie drache…" beschreibt Jakob Grimm in seiner "Deutschen Mythologie" die Vorstellung des Drachens in der abendländischen Kultur. Eine Beschreibung, die zu Schwierigkeiten führen kann – längst nicht alle Drachen sind geflügelt. Bei den Drachen handelt es sich vielmehr um eine größere Gruppe von mischgestaltigen Fabelwesen, die ihren festen Platz in der morgen- wie der abendländischen Kultur haben. Die lateinische Bezeichnung "draco" bedeutet Schlange und beschreibt lediglich die Vorstellungen der westlichen, abendländischen Kultur, die auf die klassisch-antike Mythologie zurückgeht.

Im Verständnis der westlichen Welt sind Drachen oftmals Verkörperungen des Bösen, das besiegt werden muss. So wird in der vorchristlichen Schöpfungsgeschichte der skandinavischen Mythologie Jormungander, die Migardschlange als Drachenschlange beschrieben. Erst nach vielen vergeblichen Versuchen, am lang ersehnten Tag der letzten Schlacht, besiegt Thor, der Gott des Donners den Drachen.

Der vielköpfige Drache und sein dämonisches Wesen wird als apokalyptisches Ungeheuer aber auch in der Bibel aufgenommen. Im alten Testament, im Buch Jesaja, heißt es: "Der Leviathan ist ein gewundener Schlangendrache, der am Grunde des Meeres wohnt". In der Offenbarung des Johannes taucht er auf als "ein großer roter Drachen, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen sieben Häuptern zehn Kronen, und sein Schwanz zog den dritten Teil Sterne des Himmel hinweg und warf sie auf die Erde". Der Sieg über den das Böse verkörpernde Drachen wird zum Symbol des Siegs des Christentums über das Heidentum. Bekannteste Bibelgeschichte hierzu ist der Sieg des Heiligen Georg über den Drachen.

Die östliche Verwandtschaft des bösartigen Drachenvolkes weist wesentlich bessere Charakterzüge auf. Die asiatischen Drachen verkörpern sowohl die männliche Kraft des Himmels als auch die weibliche Kraft des Wassers, also Yin und Yang. Drachen sind Symbole für Macht und Glück, Weisheit und Kraft. Ein Kind, das im Jahr des Drachen geboren wird, wird zum Träger dieser guten Eigenschaften und hat beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft, so meint man.

Auch haben die östlichen Drachen in ihrer äußeren Gestalt nur entfernte Ähnlichkeit mit westlichen Drachen. So wird der chinesische Drache folgendermaßen beschrieben – mit Ohren eines Ochsen, Füßen des Tigers, Klauen des Adlers, Hörnern eines Rehs, Kopf eines Kamels, Augen des Teufels, Schuppen des Karpfens. Die Beschreibung lässt sich beliebig fortsetzen.

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Mit einem Wort: kaum ein Drache gleicht dem anderen.

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Stand: 15.09.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Fabeltiere
Legenden, Tiere und die Fakten

Kryptozoologie
Auf den Spuren des Unbekannten

Ungetüme oder Glücksbringer?
Der Drache als Kulturgut

Das "Landkrokodil"
Bedrohte urzeitliche Echse

Wasser-Schönheiten
Was "Meerweiber" und Geigenrochen gemeinsam haben

Sanfte Riesen
Sirenen - zu gut(mütig) für diese Welt

Wunderwaffe und Zauberstab
Das Einhorn - Symbol der göttlichen Macht

Einhorn der Meere
Narwal - mit einem Zahn zu Weltruhm

Seit Jahrmillionen verborgen
Das "lebende Fossil"

Die Begegnung mit dem Schneemenschen
Yeti, Bigfoot und andere Verwandte

Ungeheuer aus der Tiefe
Gefährlich ist, was dem Menschen verborgen

Mit Saugnäpfen und Papageienschnabel
Was frisst Architeuthis?

Das Geschäft mit dem Schauer
Ein kleines schottisches Wirtschaftswunder...

..oder Relikt aus der Saurierzeit?
Was ist dran an dem Mythos von Loch Ness?

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Mammuts - Eiszeitgiganten zwischen Mythos und Wiedergeburt