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Biologie

Triebfedern der Evolution

Parasiten fördern kreative Anpassung

Parasiten galten lange als niedere Lebewesen, die alleine nicht überleben können und deshalb auf die Hilfe anderer Organismen angewiesen sind. In Wahrheit aber ist der Parasitismus ein evolutionäres Erfolgsmodell. Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass mindestens die Hälfte aller Lebewesen auf der Erde Parasiten sind – und sprechen ihnen eine herausragende Rolle im Spiel des Lebens zu.

Neue Abwehrstrategien

Denn Parasiten sind nicht nur selbst dem Selektionsdruck der Evolution ausgesetzt und haben sich im Laufe der Zeit daher immer besser an ihre Wirte angepasst. Sie wirken auch selbst als Triebfeder der Evolution. Indem sie ihre Wirtstiere unter Druck setzen, zwingen sie diese zur Entwicklung immer neuer Abwehrstrategien.

Helminthen
Parasiten wie diese Helminthen haben den Lauf der Evolution maßgeblich beeinflusst. © jarun001/ iStock.com

So haben Schaben gelernt, sich mit Karatetricks gegen den tödlichen Angriff der Juwelwespe zu wehren. Rossameisen meiden den Boden, um nicht zu Zombies zu werden und auch die Eichenschrecken bekämpfen den manipulativen Wurm in ihrem Körper: Die Aktivität bestimmter Proteine zeigt, dass sich das Nervensystem der Insekten aktiv gegen den fremden Eindringling wehrt – dieser allerdings hat inzwischen seinerseits Strategien gegen widerstrebende Nervenzellen entwickelt.

Ständiges Wettrüsten

Durch dieses ständige Wettrüsten der beiden Gegenspieler und die daraus hervorgehenden Anpassungen haben Parasiten den Lauf der Evolution massiv beeinflusst und zum Entstehen immer neuer Arten auf der Erde beigetragen, sind Experten überzeugt.

Sogar das Erbgut des Menschen trägt Spuren dieses Einflusses. So besitzen Menschen in heutigen oder früheren Verbreitungsgebieten des Toxoplasma-Verwandten Malaria vermehrt eine heterozygote, also nicht voll ausgeprägte, Veranlagung zur Sichelzellanämie. Genau diese Besonderheit in ihrem Genom macht sie resistent gegen den Erreger. Parasiten sind demnach nicht nur fiese Schmarotzer, gegen die sich die Opfer nicht wehren können. Vielmehr fordern sie ihre Wirte immer wieder zu kreativer Anpassung heraus.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Fremdgesteuert
Wenn Parasiten die Kontrolle übernehmen

Parasiten als Marionettenspieler
Neuroparasiten entern Nervenbahnen und Gehirne ihrer Opfer

Nützliche Transportmittel
Wenn Ameisen auf Bäume klettern und Heuschrecken ins Wasser springen

Unfreiwillige Babysitter
Wie Schmarotzer ihre Wirte zur Jungenaufzucht nutzen

Auch der Mensch ist Opfer
Toxoplasmose-Erreger manipuliert Mäuse – und Menschen

Triebfedern der Evolution
Parasiten fördern kreative Anpassung

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