Anzeige
Phänomene

Tierische Mega-City

Eine Stadt unter der Erde

Weniger offensichtlich als die Großbauten der Webervögel, aber nicht minder beeindruckend, sind die Werke eines der bekanntesten Vertreter der Insekten: der Ameise. Dies liegt aber lediglich daran, dass die Baumeister selbst sehr klein und ihre Konstruktionen zumeist im Erdreich verborgen sind. Doch mit Staaten von mehreren Millionen Tieren stellen ihre Mega-Cities die WGs der Webervögel bei Weitem in den Schatten.

©

Ausgrabung einer Millionenmetropole

Ein besonders beeindruckendes Exemplar einer solchen unterirdischen Stadt haben Forscher vor einigen Jahren in Brasilien entdeckt. Sie füllten den verlassenen Bau einer Blattschneider-Ameisen-Kolonie mit Zement und legten in tagelanger Fleißarbeit das gewaltige Konstrukt frei. Zum Vorschein kam ein Netzwerk aus Kammern und Gängen, das sich über eine Fläche von 46 Quadratmetern erstreckt und fast acht Meter in die Tiefe reicht.

Die nur wenige Zentimeter großen Ameisen haben im Laufe der Zeit etwa 40 Tonnen Erdreich ausgegraben, wie die Forscher berichten. In menschliche Maßstäbe übersetzt hätte ein einzelner Bauarbeiter dafür regelmäßig mehrere hundert Kilo Schutt aus den hintersten Winkel einer unterirdischen Baustelle über 800 Meter weit an die Oberfläche schleppen müssen, wieder und wieder.

Blattschneiderameisen tragen ihren Namen zurecht. Sie bringen die Blätter in ihr Nest, wo sie zerkaut und als Nährmedium für Pilze benutzt werden. © Norbert Potensky / CC-by-sa-3.0

Highways und Gewächshäuser

Doch nicht nur die Bauleistung und Größe des Nestes sind beeindruckend: Der Untergrund-Staat kann auch mit einer komplexen Infrastruktur aufwarten. Größere Gänge verbinden wie Highways die Hauptkammern, während zahlreiche „Nebenstraßen“ in entlegenere Bereiche des Ameisennestes führen. Alles ist optimiert für möglichst kurze Transportwege und eine ausreichende Belüftung bis in die hintersten Winkel des Netzwerks.

Ein artspezifisches Prachtstück der Blattschneiderameise sind ihre Pilzgärten. Dort betreiben die Städtebauer sozusagen Landwirtschaft, indem sie Blätter, Stängel und anderes Pflanzenmaterial in die Gewächshäuser ihres Baus tragen und damit Pilze züchten. Bei den Blattschneiderameisen dienen die Pilze als Nahrung. Eine andere Ameisenart in Südamerika nutzt das Geflecht eines Pilzes hingegen zur Verstärkung ihrer Tunnel, vergleichbar mit dem menschlichen Einsatz von Stahlgerüsten beim Tiefbau.

Anzeige
  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. 10
  22. |
  23. weiter

Christian Lüttmann
Stand: 24.03.2017

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Tierische Architekten
Faszinierende Bauwerke aus der Natur

Grenzenlose Vielfalt
Jede Tierart hat ihren Baustil

Alle unter einem Dach
Die WG der Webervögel

Tierische Mega-City
Eine Stadt unter der Erde

Klima-Konstrukteure
Das Belüftungssystem der Termiten

Ein wahrer Paradiesvogel
Dekowahnsinn in der Liebeslaube

Die Seen-Macher
Biber als Landschafts-Gestalter

Verhüllungskünstler
Diese Raupen spinnen

Klappe - und Action
Eine gefräßige Höhle mit Tür

Verloren in der Löwengrube
Ein Trichter aus Sand ist der Schrecken von Ameisen

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Termiten als Urzeit-Bauern
Insekten begannen schon vor rund 30 Millionen Jahren mit der Pilzzucht

Optische Täuschung verhilft Laubenvogel zum Paarungserfolg
Verfälschte Perspektive lässt Balzgeschenk größer erscheinen

Ameisenlöwe ist Insekt des Jahres 2010
Kuratorium kürt Tier mit verblüffender Jagdstrategie

Leichtbauwerke nach dem Vorbild von Kieselalgen
Bioniker erforschen Planktonbauweise als Grundlage technische Konstruktionen

Dossiers zum Thema

Termiten - Lichtscheue Teamworker mit großem Hunger

Ameisen - Eine für alle, alle für eine