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Taiga ist nicht gleich Taiga

Gigantisches Puzzle aus zahlreichen Einzelbausteinen

Die Taiga © IMSI MasterClips

Obwohl die Taiga auf den ersten Blick wie ein einheitliches Ökosystem wirkt, entpuppt sie sich je nach Lage auf den verschiedenen Kontinenten als Puzzle aus vielen klimatischen und ökologischen Einzelbausteinen.

Immer kälter und immer trockener…

So wird es beispielsweise in der eurasischen Taiga von Westen nach Osten im Jahresdurchschnitt immer kälter, die Winter werden länger, die Sommer immer kürzer. Grund dafür ist, dass der wärmende Einfluss des Atlantiks mit zunehmender Entfernung von der Küste immer mehr schwindet, es herrscht ein extremes, so genanntes kontinentales Klima.

Es ist deshalb nicht überraschend, dass auch der kälteste bewohnte Ort der Erde in Ostsibirien liegt. Im Dorf Oimjakon in der Provinz Jakutien wird es im Winter normalerweise nie wärmer als minus 30 Grad. Oft, vor allem im Januar, liegen die Temperaturen noch erheblich darunter. Der tiefste jemals gemessene Wert in dem 530 Seelen-Ort lag sogar bei minus 71,2 Grad. Da die Quecksilbersäule im kurzen Sommer durchaus auf Werte von 35°C steigen kann, betragen die Temperaturunterschiede im Jahresverlauf über 100°C.

Auch hinsichtlich der Niederschläge bietet die Taiga kein einheitliches Bild. Zwischen 200 Millimeter Niederschlag im Inneren der Kontinente und über 1.000 Millimeter an den Küsten schwanken die Werte und dementsprechend unterscheidet sich auch die Artenzusammensetzung der Lebensgemeinschaften.

Wissenschaftler wie Kurt Loris von der Uni Hohenheim, der unter anderem die Pflanzengeographie und Pflanzenökologie des borealen Nadelwaldes untersucht, stellen deshalb mittlerweile die Frage, ob die Taiga – wie bisher üblich – überhaupt als ein einziges Ökosystem betrachtet werden darf.

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Artenarm und menschenfeindlich

Im Gegensatz zur bunten Vielfalt im tropischen Regenwald wird der Baumbestand der Taiga meist von nur rund 20 Arten dominiert. Fichten, Kiefern, Tannen und vor allem in Ostsibirien auch Lärchen bestimmem das Aussehen der borealen Zone. Überall, wo die Lebensbedingungen einigermaßen erträglich sind, versuchen sich auch Laubbäume wie Birken und Aspen mehr oder weniger erfolgreich gegen die Übermacht der Nadelbäume zu behaupten. Im Schutz der Wälder wachsen im unteren Stockwerk vor allem Zwergsträucher, Flechten und Moose.

Am Boden hat sich im Laufe der Zeit eine bis zu 50 Zentimeter hohe Streuschicht angesammelt. Dies liegt daran, dass es in den kalten Taigawäldern rund 350 Jahre dauert, bis abgefallene Nadeln oder andere Pflanzenreste komplett zersetzt sind. Zum Vergleich: in unseren wohltemperierten Laubwäldern läuft dieser Vorgang rund 20 bis 100 Mal so schnell ab.

Für den Menschen hat die Taiga außer natürlichen Ressourcen wie Holz, Erdöl oder Diamanten nicht allzu viel zu bieten. Die Taigaböden sind meist sauer, nährstoffarm, kalt und feucht. Viel Dünger, wenig Ertrag – so lautet deshalb die Losung für alle, die im Bereich des borealen Nadelwaldgürtels Ackerbau betreiben wollen. Die wenigen Menschen in der Taiga leben deshalb eher von Torfabbau, Holzeinschlag oder Rentierzucht.

Hauptverkehrsadern sind neben dem Flugzeug vor allem Ströme wie Ob, Irtysch oder Lena. Im Sommer flößen Waldarbeiter auf ihnen gewaltige Mengen an Holz stromabwärts, sobald die Eisdecke im langen Winter dick genug ist, dienen sie aber auch als Ersatz für Straßen und Autobahnen.

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Stand: 20.06.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Die Taiga
Vom Naturparadies zum Krisengebiet?

Facts
Das Wichtigste in Kürze

Das grüne Band der Nordhalbkugel
Die Taiga

Taiga ist nicht gleich Taiga
Gigantisches Puzzle aus zahlreichen Einzelbausteinen

Molekulare Kneippkur oder Winterstarre?
Überlebensstrategien von Tieren und Pflanzen

Triumph der Feuchtgebiete
Taigamoore als Kohlenstoffspeicher

Artensterben und Versumpfung
Klimawandel bedroht die Taiga

Showdown für den König der Taiga?
Tigerhatz in Ostsibirien

Flammenhölle Taiga
Steigt die Waldbrandgefahr?

Papier aus der Taiga
Gefahr durch Holzeinschlag

Risikofaktor Bodenschätze
Fördertürme und Minen bedrohen borealen Nadelwald

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