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Phänomene

Süßwasserreservoire Eisberg

Exklusivgetränk und Bewässerungssystem der Zukunft?

Eisberge sind im Meer schwimmende, abgebrochene Randstücke des antarktischen Schelfeises oder polarer Gletscher. Da sie von den Inlandeismassen abstammen bestehen sie im Gegensatz zum Meer- und Packeis aus Süßwasser.

Longdrinks auf Eisberg-Eis

Ein recht großer, aber doch transportabler und leicht zugänglicher Eiswürfel, dachten sich auch findige Neufundländer und gründeten die Firma Iceberg Industries. Sie wurden zum ersten Getränkehersteller der neben Eisberg-Bier, Eisberg-Wodka und Eisberg-Wasser auch Eisberg-Eiswürfel in sein Sortiment aufgenommen hat. Die exklusiven Getränke finden besonders in Japan reißenden Absatz.

Um das „reinste Wasser“ aus dem mehrere tausend Jahre altem Eis zu gewinnen, müssen die Neufundländer nicht weit fahren. Der kalte Labradorstrom transportiert die vor Grönland gekalbten weißen Riesen quasi direkt vor die Haustür des Herstellers. Mit in Pflanzenöl getränkten Kettensägen werden dann große Stücke aus den schwimmenden Eiskolossen herausgeschnitten und auf Schiffe verladen. Das geschmolzene Eis wird anschließend gefiltert und gereinigt, ein paar Spritzer Zitrone hinzu und voilà – fertig ist der Eistee.

Eiskalte Quelle

Vielleicht brachte ja gerade solch ein luxuriöser Eisberg-Cocktail Prinz Mohammed al Faisal aus Saudi-Arabien Ende der 1970er Jahre auf die Idee der „Eisbergernte“: Warum nicht die schwimmende Süßwasserreserve aus den Polarmeeren einfangen und zur Bewässerung von trockenen Wüstenregionen nutzen? Gesagt, getan: Der Prinz gründete 1977 eine Gesellschaft zur Durchführung dieses einzigartigen Wassergewinnungsprojektes. Als unlösbares Problem erwiesen sich dabei allerdings – nicht ganz überraschend – die hohen Schmelzverluste durch Sonne, Wind und Wellen. Denn bis die abgeschleppten Eisberge aus der Antarktis das Rote Meer erreichten, schmolz ihre Masse um mehr als 50 Prozent dahin.

Der Transport erheblich größerer Eisberge erwies sich ebenfalls als unmöglich. Mit einem Tiefgang von 100 bis 200 Metern schleiften die Eisberge regelrecht über den Meeresgrund und spätestens vor der Hafeneinfahrt blieben sie stecken. Die Firma „Iceberg Transport International“ entwickelte daraufhin Transporttechniken, um die Erosion durch Meereswellen und das Schmelzen durch die wärmende Sonneneinstrahlung zu mindern. Doch die Anwendung von „Eisgürteln“ als Zuggeschirr, Kunststofffolien oder Isoliermasse war nur mit kleineren Eisbergen möglich und trieb die Transport- und Energiekosten immens in die Höhe.

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Auch der Einsatz alternativer Technologien zur Kostensenkung wurde erwogen: Angetrieben von solarbetriebenen Propellern und gesteuert über Satellit sollten Hunderte, ja Tausende von „Self Propelled Icebergs“ ins Morgenland schippern. Doch bei all diesem Aufwand schien dem Prinzen aus Saudi Arabien irgendwann die Süßwassergewinnung aus Meerwasserentsaltzungsanlagen weitaus rentabler und er stellte sein ehrgeiziges Eisberg-Projekt letztendlich ein.

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Stand: 22.09.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Eisberg ahoi!
Vergängliche Kolosse der Polarmeere

Vorboten des Klimakollapses?
Gigantische Eisschollen in der Antarktis

Wird es wärmer oder kälter?
Schmelzende Eisberge, steigender Meeresspiegel und auslaufende Gletscher

Im Schatten des Eisbergs
B-15 gefährdet marines Leben

Süßwasserreservoire Eisberg
Exklusivgetränk und Bewässerungssystem der Zukunft?

Aus Nord und Süd
Eisberg ist nicht gleich Eisberg

Süß oder salzig?
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Räumkommando Iceberg Patrol

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