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Sonnensystem

Störfunk im Außenbereich

Die Entdeckung des Neptun

Nachdem der Uranus entdeckt worden war, richteten viele Astronomen ihre Teleskope auf diesen neuen Planeten, um seine Bahn zu verfolgen und Näheres über seine Eigenschaften zu erfahren. Doch irgendetwas stimmte nicht: Der Uranus stand meist nicht dort, wo er nach den Berechnungen der Himmelsmechanik sein müsste. Stattdessen hinkte er seiner Sollposition hinterher und schien auch in Bezug auf seinen Abstand zur Sonne aus der Art geschlagen.

Planeten im äußeren Sonnensytem: Neptun beeinflusst die Uranusbahn - die Existenz eines solchen Störers vermuteten die Astronomen schon damals. © NASA/JPL

Wie konnte das sein? Schließlich folgten Planetenbahnen, wie man sehr wohl wusste, bestimmten physikalischen Gesetzen, die unter anderem Isaac Newton und Johannes Kepler beschrieben hatten. Es herrschte zunächst Ratlosigkeit: Galten vielleicht diese Gesetze so weit außen im Sonnensystem nicht mehr? Oder war der Uranus aus irgendeinem Grund aus der korrekten Bahn geraten?

Suche nach dem Störplanet

Nach und nach kristallisierte sich eine Antwort auf diese Fragen heraus: Störende Einflüsse durch einen weiteren, noch weiter außen kreisenden Himmelskörper mussten der Grund für das seltsame Verhalten des Uranus sein. Aber wo steckte dieser unbekannte Himmelskörper? Überall begannen nun Astronomen, nach dem fernen Lichtpünktchen am Himmel zu suchen. Mathematische Berechnungen engten dabei den Bereich ein, in dem der gesuchte Planet sich aufhalten müsste.

Die königliche Akademie der Wissenschaften zu Göttingen setzte 1843 sogar einen Preis aus: 50 Dukaten sollte der Forscher erhalten, der die Ursache für die Bahnstörungen ausfindig machte. Doch zunächst ohne Erfolg: Einige Astronomen hatten zwar den Lichtpunkt gesehen, ihn aber nicht als den gesuchten Planeten erkannt. Andere lieferten fundierte theoretische Abhandlungen, es fehlte aber der astronomische Beweis.

Johann Gottfried Galle und Heinrich d'Arrest © historisch

Nicht auf der Karte

Die entscheidende Entdeckung machten schließlich im Herbst 1846 Astronomen an der Berliner Sternwarte. Sie waren auf die Idee gekommen, den nach den Berechnungen in Frage kommenden Himmelsbereich systematisch mit dem Teleskop zu durchmustern und alle beobachteten Sterne mit den in einem neuen Himmelsatlas aufgeführten zu vergleichen. Und tatsächlich: Am 23. September 1846 stießen Johann Gottfried Galle und sein Assistent Heinrich d’Arrest auf einen Lichtpunkt, der nicht verzeichnet war: „Dieser Stern ist nicht auf der Karte!“, soll d’Arrest gerufen haben.

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Die Astronomen beobachten das verdächtige Objekt eine Zeitlang, können aber zunächst keine Bewegung feststellen. Erst am nächsten Abend lassen Positionsmessungen keinen Zweifel: Der Lichtpunkt ist weitergewandert – und das genau so viel, wie es die Berechnungen für einen äußeren Planeten voraussagten. Der lange gesuchte äußere Planet war gefunden. Er war der erste, den Astronomen nicht durch Zufall, sondern nach einer gezielten Suche auf Basis mathematischer Berechnungen entdeckten. Der Mitentdecker Galle schlug als Namen für den neuen Himmelskörper zunächst „Janus“ vor. Doch nach längerem Hin- und Her einigte man sich darauf, ihn entsprechend der Tradition Neptun zu taufen, nach dem römischen Gott des Meeres.

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Nadja Podbregar
Stand: 30.05.2014

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Eisige Außenwelten
Die Eisplaneten Uranus und Neptun

Ein seltsamer Komet
Die Entdeckung des Uranus

Störfunk im Außenbereich
Die Entdeckung des Neptun

Eisiger Kern und blaue Hülle
Zwei Eisplaneten mit vielen Gemeinsamkeiten

Das Rätsel der Stürme
Was treibt das Wetter auf dem Neptun an?

Verbeulter Korkenzieher
Ungewöhnliches Magnetfeld mit vier Polen

Fliegender Wechsel
Planetentausch im frühen Planetensystem

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