Anzeige
Raumfahrt

Selbst ist der Rover!

Die Tücken der Autonomie

Auf dem Mond wären Lander, Rover und Instrumente allein – ohne die Möglichkeit, dass ihre Erfinder und Betreiber vor Ort eingreifen könnten. Stattdessen haben diese ihre Fahrzeuge und Geräte so ausgestattet, dass sie selbstständig programmierte Sequenzen abarbeiten und auch die richtigen „Entscheidungen“ für ihren Forschungsauftrag treffen können.

Der Rover der ROBEX-Mission sucht sich autonom seinen Weg durch die Lavalandschaft - kein leichter Job. © DLR/ Manuela Braun

Das autonome Auto, das sich im Straßenverkehr selbst seinen Weg sucht und Hindernissen zuverlässig ausweicht, ist schon auf der Erde immer noch Zukunftsmusik. Im Weltall kommt noch hinzu: Übungsfahrten sind nicht möglich. Zudem sind die Umgebungsbedingungen extrem: grelles Licht und tiefe Dunkelheit im Wechsel, Schwerelosigkeit, Weltraumstrahlung und eine große Distanz zum Kontrollzentrum.

Allein durch das Lavafeld

Pling. Pling. Immer wieder prasseln kleine Steinchen mit einem hellen Geräusch gegen die Metallräder, auf denen der Rover langsam, aber stetig in Richtung Lander rollt. Dazu tönt das dunkle Knirschen, mit dem die Lava wie schwarzes Katzenstreu unter dem Rover nachgibt. „Wie ist die Batterieleistung?“, fragt Bernd Vodermayer über Walkie-Talkie im Kontrollzentrum nach. Das befindet sich unten an der Küste, 23 Kilometer Luftlinie entfernt in Catania.

Bei einer Mondmission würde auch niemand in Sichtweite sitzen und den Rover steuern. Deshalb soll auch alles autonom ablaufen: mit den Kamera-Augen die Umgebung erfassen, einen sicheren Weg planen, die Sensorboxen erkennen und mit einem Roboterarm greifen. Bei all dem sollen der Lander, der als Relais-Station zum Kontrollzentrum und zur Energieversorgung dient, der Rover und auch die Sensorboxen mit ihrem seismischen Instrument miteinander kommunizieren und Informationen austauschen.

Aufgabe des Rovers LRU-2 ist es, den Lander anzusteuern, von dort eine Sensorbox zu holen und diese an an einer bestimmten Stelle abzulegen. © DLR/ Manuela Braun

Gegen Schwerkraft und Wind

Aus dem Walkie-Talkie kommt knisternd die Info: „Die Batterie ist gleich leer.“ Auf dem Mond würde der Rover immer wieder längere Pausen einlegen und über Solarpaneele Energie auftanken. Während des Experiments auf dem Ätna hat niemand Zeit, Stunden zu warten. Bernhard Rebele stapft deshalb mehrmals am Tag die 80 Höhenmeter hoch zum Basiscamp und zurück zum Testfeld, um aufgeladene Akkus für LRU-2 zu holen.

Anzeige

Auch die Schwerkraft macht LRU-2 zu schaffen. Auf dem Mond würde er sein eigenes Gewicht oder das Gewicht der drei Kilogramm schweren Sensorbox kaum spüren. Und dort würde ihm auch kein Wind entgegenfegen, der schon den Wissenschaftlern den Gang durch die Lava-Landschaft anstrengend macht. Aber den Mond mit all seinen Bedingungen bekommt man halt nicht 1 : 1 auf der Erde.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. weiter

Manuela Braun /DLR-Magazin
Stand: 10.11.2017

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

ROBEX: Autonom auf dem Mond
Technologie-Test für die Monderkundung auf dem Ätna

Außerirdisches Labor
Ein Vulkan als Testfeld für die Mondmission

Selbst ist der Rover!
Die Tücken der Autonomie

Unberechenbare Diva
Auch Rover können launisch sein

Bebenmessung mit Hammer
Lunare Seismologie im Lavafeld

Endspurt mit Hindernissen
Zwischen Frust und Erfolg

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Standort für Mondstation entdeckt
Riesige Lavahöhle könnte Astronauten optimalen Schutz bieten

Wasser im Mondinneren gibt Rätsel auf
Vulkanisches Mondgestein enthält Wasser – aber woher kommt es?

NASA findet verschollene Mondsonde
Radartechnik identifiziert Flugbahn der ausrangierten Sonde Chandrayaan-1 im Mondorbit

Mond: Miniblitze im Regolith
Sonnenstürme lösen elektrische Entladungen in der Mondoberfläche aus

Dossiers zum Thema