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Sechsbeinige Fitmacher

Wie gesund ist die Insektenkost?

Auch wenn es manchem beim Gedanken an Käfersuppe oder gegrillte Grashüpfer ekelt: Das Essen von Insekten ist keineswegs ungesund – im Gegenteil. Die sechsbeinigen Gliederfüßer enthalten oft mehr gesunde Inhaltsstoffe als andere tierische Nahrung.

gebratene Heuschrecken
Heuschrecke, Mehlwurm und Co enthalten viele gesunde Inhaltsstoffe. © egal/ Getty images

So viel Eiweiß wie ein Steak

So enthalten Insekten meist viel hochwertiges tierisches Eiweiß. „In der Summe ist die Proteinqualität von Insekten vergleichbar mit der von Rindfleisch und damit deutlich höher als die von pflanzlichem Eiweiß“, erklärt Lebensmittel-Experte Guido Ritter von der Universität Münster. Bei vielen Insektenarten liegt der Proteingehalt sogar deutlich höher als beim Steak oder dem Rindergehackten. In einigen afrikanischen Regionen decken Insekten dadurch immerhin fünf bis zehn Prozent des gesamten Proteinbedarfs der Bevölkerung.

Auch die in der EU zugelassenen Speiseinsekten sind relativ proteinreich: 100 Gramm Mehlwurm und Wanderheuschrecke enthalten 45 bis 48 Gramm Proteine, der Buffalowurm 56 Gramm und die Hausgrille sogar 69 Gramm. Zum Vergleich: 100 Gramm Rindersteak oder Rinderhack bringen nur gut 25 Gramm Eiweiß auf die Waage.

Hinzu kommt, dass viele Insekten viel von den Aminosäuren Tryptophan und Lysin enthalten. Vor allem dort, wo die Menschen sich vorwiegend von Mais ernähren, wie im Kongo, in Kenia und anderen afrikanischen Ländern, haben sie oft ein Defizit an diesen lebenswichtigen Aminosäuren.

Wertvolle Omega-3-Fettsäuren

Auch beim Fett sieht die Bilanz für die Insektenkost ziemlich gut aus: Die meisten Arten sind recht nahrhaft, besonders Larven und Raupen. Zudem enthalten sie besonders viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie Linolensäure und Linolsäure. Beide kommen sonst vor allem in Pflanzenölen vor und sind für den Körper essenziell. So wird Linolsäure für die Haut benötigt, Linolensäure dient als Vorstufe für Omega-3-Fettsäuren, die unter anderem den Blutdruck senken, das Gehirn stärken und vor Makuladegeneration schützen sollen.

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Insekten sind zudem reich an Spurenelementen und Ballaststoffen. So enthalten beispielsweise Grillen oder Palmrüsselkäfer doppelt so viel Zink wie ein vergleichbar schweres Steak. Die in Südafrika gerne gegessene Mopane-Raupe liefert besonders viel Eisen. Bestimmte Käfer, Heuschrecken und Grillen enthalten zudem reichlich Folsäure. Auch die Vitamine Riboflavin, Pantothensäure und Biotin, sowie die Mikronährstoffe Selen, Zink und Mangan sind in Insektenkost reichlich vertreten.

Grillenzucht
Für die Zulassung eines insektenhaltigen Produkts muss der Hersteller nachweisen, dass die Tiere unter hygienischen Bedingungen gehalten und auf Krankheitserreger untersucht werden. © intek1/ Getty images

Und die Risiken und Nebenwirkungen?

Was ist mit der Hygiene der Insektenkost? Immerhin ernähren sich beispielsweise Mehlkäferlarven und Buffalowürmer auch von Abfällen und Vogelkot – nicht gerade appetitlich. Theoretisch besteht damit das Risiko, dass Speiseinsekten bei unhygienischer Haltung Krankheitserreger oder Parasiten auf den Menschen übertagen. Tatsächlich können Mehlwürmer zwei Arten von Zwergbandwürmern (Hymenolepis nana und Hymenolepis diminuta) auf den Menschen übertragen. Diese Parasiten leben im Darm von Ratten und ihre Eier können mit dem Rattenkot von Mehlwürmern aufgenommen werden.

Um solche Kontaminationen zu verhindern, gelten für die Zucht und Haltung von Speiseinsekten in der EU strenge Vorschriften. Bevor ein Insekt in der EU als Lebensmittel zugelassen wird, muss der Hersteller umfangreiche Daten über die Produktionsbedingungen und ihre Hygiene, die chemische Zusammensetzung und mögliche Gesundheitsrisiken vorlegen. Auch die Verträglichkeit, mögliche allergieauslösende Wirkungen und die Toxikologie werden getestet. Überprüft werden diese Daten und weitere verfügbare wissenschaftlichen Erkenntnisse dann von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). „Entscheidend ist, dass ein neuartiges Lebensmittel kein Sicherheitsrisiko für die menschliche Gesundheit darstellt“, betont die EU-Kommission.

Risiken bestehen allerdings für Allergiker: Das Chitin der Insektenpanzer und andere Komponenten können in seltene Fällen Allergien auslösen, wenn jemand gegen Krebstiere, Hausstaubmilben oder Weichtiere allergisch ist. Deshalb müssen insektenhaltige Lebensmittel deutliche Allergie-Warenhinweise auf der Verpackung tragen.

 

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Insekten auf dem Speiseplan
Was taugen Heuschrecke, Mehlwurm und Co als Lebensmittel?

Vom Mehlwurm bis Wanderheuschrecke
Die in der EU zugelassenen Speiseinsekten im Überblick

Essen mit Ekel-Faktor
Wie berechtigt sind mulmige Gefühle bei Insektenkost?

Alternative zu Rind, Schwein und Co?
Warum sollten wir mehr Insekten essen?

Sechsbeinige Fitmacher
Wie gesund ist die Insektenkost?

Himmelskrebse und Wanzensauce
Insekten-Verzehr rund um die Welt

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