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Phänomene

Salz, Gezeiten und Wasserspeicher

Wasser als prägender Faktor

Warm oder kalt, salzig oder süß, hell oder dunkel: Für Lebewesen sind die Unterwasserhöhlen der Bermudas ein extrem veränderliches und vielseitiges Habitat. Denn sowohl Lichtverhältnisse als auch der Zustand des Wassers ändern sich je nach Lage, aber auch im Laufe der Zeit. Viele der Höhlen stehen unter dem Einfluss der Gezeiten: Bei Ebbe strömt Wasser aus ihnen ins Meer, bei Flut fließt frisches Meerwasser ein – und mit ihm Plankton und damit neue Nahrung für die Höhlenbewohner.

Die trichterförmige Senke am Boden der Tucker's Town Cave deutet auf eine tiefere Höhlenebene hin © Cristian Lascu, Bermuda Deep Water Caves 2011 Exploration, NOAA-OER

Das Rätsel des unterirdischen Salzwassersees

Ein Sonderfall ist die Tucker’s Town Cave im Norden der Bermuda-Hauptinsel: Sie besteht im Prinzip nur aus einem 20 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Eingang, der nach unten in einen großen Salzwassersee führt. Licht fällt kaum in die Höhle, im See herrscht nahezu Dauerdunkel. Einen sichtbaren Abfluss oder eine Verbindung zum Meer konnten die Höhlentaucher nicht finden. Dennoch bewegt sich auch in dieser scheinbar isolierten Höhle der Wasserstand im Rhythmus der Gezeiten – hinkt dabei allerdings knapp eine Stunde hinterher.

Der Höhenunterschied zwischen Ebbe und Flut betrage rund 62 Prozent der Schwankungen im offenen Meer, sagt der Höhlenbiologe Tom Iliffe. Ein Hinweis auf eine mögliche Verbindung zum Meer könnte eine trichterförmige Senke im Sand des Seegrunds sein. Möglicherweise, so vermuten die Höhlenforscher, deutet er auf die Existenz einer noch tieferen Höhlenebene hin. Eine Passage oder einen Tunnel fanden sie jedoch nicht.

Noch weiter im Inneren der Insel existieren auch zahlreiche Höhlen, die kaum eine Verbindung zu Ozean haben. In ihren Tümpeln bewegt sich das Wasser noch weniger, eine brackige Schicht aus Regenwasser gemischt mit Meerwasser steht auf der Wasseroberfläche. In der Coffee Cave liegt der Salzgehalt zu manchen Zeiten nur bei neun Promille – das Atlantikwasser hat normalerweise 35 Promille. Tiere und Pflanzen in diesem Lebensraum müssen sich daher auch an wechselnde Salzgehalte anpassen.

Die zweifarbigen Wände der Green Bay Cave deuten auf unterschiedliche Wassertypen hin © Ondrej Hindl, Bermuda Deep Water Caves 2011 Exploration, NOAA-OER

Die Höhle der zweifarbigen Wände

Ein weiteres, für viele Salzwasserhöhlen typisches Phänomen ist in der Green Bay Cave deutlich zu erkennen: Die Wände dieser Höhle sind zweifarbig: Wie mit einem Lineal gezogen trennt eine auf einer Höhe liegende Linie einen oberen hellen Teil von einem unteren, dunkel rotbraun gefärbtem Bereich der Wände.

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Ursache dieser seltsamen Färbung ist das Wasser: In bestimmten Höhlenbereiche tauscht es sich nur ab und zu aus. Das führt dazu, dass sich kälteres und damit dichteres Meerwasser in Senken und im unteren Bereich dieser Höhlen sammelt. Es enthält Eisen- und Manganverbindungen, die sich an den Wänden ablagern und sie braun färben. Im Sommer dringt dann wärmeres, frisches Wasser ein und steigt nach oben. Es fängt sich den Kuppeln und Gewölben des oberen Höhlenteils.

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Nadja Podbregar
Stand: 18.11.2011

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Bermudas Unterwelt
Expedition zu den unterirdischen Salzwasserhöhlen einer Tropeninsel

Inseln aus Feuer und Eis
Die Entstehung der Bermudas und ihrer Höhlen

Green Bay Cave - die Generalprobe
Der erste Höhlentauchgang des Bermuda-Projekts

Die Unterwasserbrücke
Ein Höhlenrelikt wird erkundet

Unbekannte Unterwelt
Der Organismenwelt der Salzwasserhöhlen auf der Spur

Salz, Gezeiten und Wasserspeicher
Wasser als prägender Faktor

Rohstoffquelle und Müllhalde
Einzigartige Höhlenwelt ist akut gefährdet

Die Challenger-Tiefe
Der tiefste Tauchgang der Bermudas

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