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Reinfall oder Chance?

Der Fall des gentechnisch „verbesserten“ Soja

Sojabohnen sind das Paradebeispiel für transgene Nahrungsmittelpflanzen. In Europa noch misstrauisch beäugt und abgelehnt, ist ihr Anbau in den USA längst gang und gäbe. Neben den Manipulationen, die der Erleichterung des Anbaus dienten, wurde auch mit Genen experimentiert, die die Pflanze mit gewünschten, gesundheitlich positiven Inhaltstoffen anreicherte.

Soja © USDA

In diesem Zusammenhang wurden auch transgene Pflanzen mit erhöhtem Methioningehalt hergestellt – einer essenziellen Aminosäure, die mit der Nahrung aufgenommen werden muss. Von Natur aus enthalten Sojabohne nur sehr wenig davon. Die Gentechniker pflanzten den transgenen Pflanzen Gene der Paranuss ein. Als Ergebnis produzierten die veränderten Sojapflanzen das Methioninreiche Eiweiss 2S-Albumin

Ein Test, bei dem die Reaktion von Blutseren von Paranussallergikern auf Inhaltsstoffe dieser Sojabohnen untersucht wurde, ergab jedoch, dass es sich bei dem transgenen Protein um ein potentes Allergen handelte. Es wirkte offensichtlich nicht nur in seiner „normalen „Genumgebung“ stark Allergie auslösend, sondern auch, wenn es als Fremdgen in eine ganz andere Pflanze eingebaut wurde. Die zunächst so hoffnungsvoll produzierten, transgenen Sojabohnen wurden daher nicht vermarktet.

Die Reaktionen auf diesen „Reinfall“ in der Öffentlichkeit, aber auch in der Wissenschaftlergemeinde waren geteilt: Für die einen war diese Episode das Wahrwerden schlimmster Befürchtungen. Für die anderen dagegen war dies der Beweis, dass strenge Richtlinien für die Bewertung der allergenen Potenz von transgenen Lebensmitteln Wirkung zeigen und die Kosumenten schützen können. Einen Katalog von Richtlinien hatten Wissenschaftler bereits im Jahr 1996 entwickelt. Er beinhaltete auch einen Entscheidungsbaum zur Allergieabschätzung.

Bedeutet dies also, dass mithilfe des Entscheidungsbaums von 1996 und seiner modifizierten Version von 2001 die Allergenität von Proteinen im Allgemeinen und von solchen, die gentechnisch in traditionelle Nahrungsmittel eingeführt werden sollen, vorhergesagt werden kann? Ist also eine definitive Antwort auf die von Kjell Aas 1978 formulierte Frage „What makes an allergen an allergen?“ möglich? Die Antwort auf beide Fragen ist auch heute noch ein klares Nein.

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Stand: 07.10.2005

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Lebensmittelallergien durch Gen-Food?
Die Risikoabschätzung und ihre Grenzen

Reinfall oder Chance?
Der Fall des gentechnisch „verbesserten“ Soja

Vernetzung entscheidend
Wie kommt es zu einer Allergie?

Allergene, Sequenzen und Peptide…
Wie wird das Risiko analysiert?

80 statt acht Aminosäuren als Kriterium
Verschärfung der Anaylserichtlinien - aber keine endgültige Sicherheit

Blutserum als Tester
Antikörperreaktion deckt verborgene Allergene auf – wenn das richtige Serum vorhanden ist

Allergene überkreuz
Warum der Apfel an der Apfelallergie unschuldig ist

Testsystem mit großen Lücken
Mögliche Risikofaktoren bisher nicht gestestet

Gentechnik gegen Allergene?
Neue Ansätze zur Diagnostik und Therapie von Lebensmittelallergien

Genfood oder echt Natur?
Der Nachweis von transgenen Pflanzen

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