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Astronomie/Kosmologie

Radioastronomie im Hinterhof

Grote Reber - der erste Radioastronom

Die Entdeckung der „außerirdischen Radiowellen“ sorgte weltweit für Schlagzeilen, die New York Times titelte: „Neuartige Radiowellen aus dem Zentrum der Milchstraße“. Doch trotz dieses Aufsehens geschah erst einmal lange Zeit nichts. Viele Wissenschaftler waren zwar von der neuen Entdeckung fasziniert, hatten aber weder Geld noch Zeit, weiter daran zu forschen – in Amerika herrschte Depression und die bestehenden astronomischen Observatorien waren froh, wenn sie überhaupt überlebten. Jansky schlug seinem ursprünglichen Auftraggeber, der Bell-Telefon Gesellschaft, vor, eine 30-Meter Antenne für die weitere Beobachtung dieses Phänomens zu bauen, doch Bell lehnte ab – nicht lukrativ genug.

Rebers Radioteleskop © NRAO

Auch ein anderer Radioingenieur, Grote Reber, scheiterte an der rigorosen Sparpolitik der Bell Labs. Er war durch die Veröffentlichung von Janskys Ergebnissen auf die Radiowellen aus dem All aufmerksam geworden und versuchte nun ebenfalls, einen Geldgeber für weitere Forschungen zu finden, doch vergeblich. 1937 griff Reber kurzerhand zur Selbsthilfe: In seiner Freizeit baute er ein eigenes kleines Radioteleskop in seinem Hinterhof in einem Vorort von Chicago – es sollte der Prototyp für die modernen Radioteleskope werden.

Rebers Teleskop bestand aus einem runden, knapp zehn Meter breiten Spiegel aus Metall, der schüsselförmig gewölbt war. Einfallende Strahlen wurden durch diese Parabolform in einem Punkt rund XX Meter über der Schüssel fokussiert und dort durch einen Empfänger aufgefangen und verstärkt. Ein einfaches Schreibgerät übertrug die registrierten Signale auf ein Papierband. Reber verbrachte Nächte damit, den Himmel nach den außerirdischen Radiowellen zu durchsuchen, doch er fand – nichts. Er hatte im falschen, zu kurzwelligen Frequenzbereich gesucht, weil er glaubte, dort deutlichere stärkere Signale empfangen zu können. Die Frequenz von 3300 Megahertz lag jedoch um mehr als eine Zehnerpotenz zu hoch, wie sich später herausstellte.

Erst als Reber sich auf Bereiche höherer Wellenlänge konzentrierte, wurde er fündig. Auf der Frequenz von 160 Megahertz – die Wellenlänge entspricht hier etwa der Größe eines Menschen – registrierte endlich auch sein Teleskop die charakteristischen Peaks der von Jansky entdeckten „Milchstraßenstrahlung“. Reber begann eine systematische Durchmusterung des Himmels auf dieser Wellenlänge und erstellte, zum ersten Mal in der Geschichte der Astronomie, eine Radiokarte des Himmels. Deutlich zeichneten sich darin die intensiven Strahlungsquellen der Milchstraße als Konturen ab.

1944 veröffentlichte Grote Reber seine „Radiokarte des Himmels“ sowohl in astronomischen als auch in ingenieurspezifischen Fachjournalen und setzte damit einen Meilenstein. Dennoch blieb er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs der erste und einzige Radioastronom weltweit.

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Stand: 27.08.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Radioastronomie
Mehr als nur kosmisches Rauschen und SETI...

Ein neues Bild des Himmels...
Die unbekanntere Schwester der optischen Astronomie

Ein Verbot ebnet den Weg...
Funkamateure als Wegbereiter für die Radioastronomie

Janskys Entdeckung
Himmlischen Störgeräuschen auf der Spur

Radioastronomie im Hinterhof
Grote Reber - der erste Radioastronom

Was sind Radiowellen?
Nur eine von vielen Wellensorten...

Kosmische Radioquellen
Pulsare, Quasare und Sternenwiegen...

Arten von Radioteleskopen
Von Schüsseln, Arrays und Langstreckenantennen

Vom Spiegel bis zum Radiobild
Aufbau eines Radioteleskops und Weg der Radiowellen

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Die Suche geht weiter...
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