Anzeige
Biologie

Parasiten als Marionettenspieler

Neuroparasiten entern Nervenbahnen und Gehirne ihrer Opfer

Wer an Parasiten denkt, hat schleimige Würmer, blutsaugende Zecken oder Pilze vor Augen. Doch ursprünglich wurden Menschen so bezeichnet: Ein Parasit war im alten Griechenland ein ausgewählter Vorkoster bei Opferfesten, der stellvertretend für das Volk an Opfermahlen teilnahm und so ohne Gegenleistung und auf Kosten der Allgemeinheit Speis und Trank erhielt.

Heute verwendet man den Begriff vor allem in seiner biologischen Bedeutung: Parasiten sind Tiere oder Pflanzen, die auf Kosten von Organismen einer anderen Art leben. Im Gegensatz zur Symbiose profitiert bei diesen zwischenartlichen Verbindungen nur einer – der Parasit. Die meisten parasitischen Spezies beziehen dabei Nahrung von ihrem Wirt, mitunter wird dieser sogar dauerhaft als Lebensraum genutzt.

Neuronen
Neuroparasiten haben es auf die Nervenbahnen und Gehirne ihrer Opfer abgesehen. © imaginima/ iStock.com

Manipulation von Psyche und Verhalten

Doch es gibt Schmarotzer, die noch einen Schritt weitergehen. Sie ernähren sich nicht nur von ihren Opfern. Stattdessen haben sie im Laufe der Evolution die Fähigkeit entwickelt, sogar das Verhalten und die Psyche ihres Wirts zu ihrem eigenen Vorteil zu manipulieren. Diese sogenannten Neuroparasiten entern die Nervenbahnen und Gehirne ihrer Opfer.

„Betrachtet man den Geist als Maschine, dann kann er von jedem Wesen kontrolliert werden, das den Code dieser Maschine versteht und Zugang zu ihr hat“, erklären die Parasitenforscherin Joanne Webster vom Imperial College London und ihre Kollegin, die Verhaltenspsychologin Shelley Adamo von der Dalhousie University in Kanada.

Frappierende Konsequenzen

Genau dies passiert im Fall der Neuroparasiten. Wie ihnen die Kontrolle über das Gehirn ihrer Opfer im Detail gelingt, wissen Forscher bei etlichen Arten zwar noch nicht. Es zeichnet sich aber ab, dass viele dieser Marionettenspieler bestimmte Botenstoffe freisetzen, die auf das zentrale Nervensystem einwirken. Andere wiederum verändern sogar das Erbgut ihrer Wirte – mit frappierenden Konsequenzen. So ändern befallene Tiere plötzlich ihre Gewohnheiten, kümmern sich um fremden Nachwuchs oder begehen sogar Suizid.

Anzeige
  1. zurück
  2. 1
  3. |
  4. 2
  5. |
  6. 3
  7. |
  8. 4
  9. |
  10. 5
  11. |
  12. 6
  13. |
  14. weiter
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Fremdgesteuert
Wenn Parasiten die Kontrolle übernehmen

Parasiten als Marionettenspieler
Neuroparasiten entern Nervenbahnen und Gehirne ihrer Opfer

Nützliche Transportmittel
Wenn Ameisen auf Bäume klettern und Heuschrecken ins Wasser springen

Unfreiwillige Babysitter
Wie Schmarotzer ihre Wirte zur Jungenaufzucht nutzen

Auch der Mensch ist Opfer
Toxoplasmose-Erreger manipuliert Mäuse – und Menschen

Triebfedern der Evolution
Parasiten fördern kreative Anpassung

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Ameisen: Impfen schützt vor Pilzinfektionen
Sozialer Kontakt mit erkrankten Artgenossen sorgt für aktive Immunisierung

Ameisen: Sklaven rebellieren häufiger als gedacht
Versklavte Arbeiterinnen töten die Nachkommen ihres Parasiten

Toxoplasmose: Gelähmte Parasiten
Protein verhindert Eindringen des Toxoplasmose-Erregers in Wirtszelle

Schleichende Hirnschäden durch Toxoplasmose?
Latente Infektion beeinträchtigt das Arbeitsgedächtnis bei älteren Menschen

Nano-Architektur von Parasiten durchleuchtet
Unbekannte Strukturen im Zellskelett von Malaria- und Toxoplasmose-Erregern entdeckt

Dossiers zum Thema