Anzeige
Technik

Organe auf Knopfdruck?

3D-Druck in der Medizin

Immer mehr an Bedeutung gewinnt der 3D-Druck auch für die Medizin. Vor allem im Bereich der Zahnmedizin und Prothesentechnik hat sich das Verfahren bewährt. Zahnersatz, künstliche Hüftgelenke oder Knochen aus additiver Fertigung sind in vielen Laboren und Praxen keine Zukunftsvisionen mehr – sondern entwickeln sich allmählich zum Standardverfahren.

Für ein schönes Lächeln: Zahnersatz wird künftig immer häufiger aus dem 3D-Drucker kommen. © YanLev/ iStock.com

Ein Scan aus dem Computertomographen oder einem speziellen 3D-Scanner gibt dabei den Bauplan vor, nach dem die Implantate passgenau für den Patienten zugeschnitten werden. Zahnkronen & Co können damit besonders schnell hergestellt werden. Und sie werden präziser als beispielsweise durch Frästechniken. Experten sagen dem medizinischen 3D-Druck gerade angesichts der alternden Gesellschaft und dem damit steigenden Bedarf an Prothesen und Implantaten ein enormes Marktpotenzial voraus.

Haut aus dem 3D-Drucker

Doch nicht nur Körper-Ersatzteile aus Metall oder Keramik könnten künftig per Druckverfahren entstehen. Wissenschaftler gehen noch einen Schritt weiter: Sie drucken mit organischem Material und wollen in Zukunft auf Knopfdruck Muskeln, Organe und Hautstücke produzieren. Vielen Patienten könnte dann schneller geholfen werden. Denn sie wären nicht mehr ausschließlich auf Organspenden angewiesen. Auch als Ersatz für Tierversuche bei Kosmetik- und Arzneimitteltests könnten sich die Organe aus dem 3D-Drucker eignen.

Zellen statt Tinte: Mit diesem Spezialdrucker haben die Forscher menschliche Hautstücke produziert. © UC3M

Was klingt wie Science Fiction, ist zumindest teilweise schon Realität. Spanischen Wissenschaftlern um Juan Francisco del Cañizo von der Complutense Universität Madrid ist es im Januar 2017 gelungen, auf diese Weise funktionsfähige menschliche Haut zu erzeugen. Dafür trägt ein Spezialdrucker Zellen und Biomoleküle der verschiedenen Hautschichten nacheinander auf. Erste Versuche zeigen: Die Haut aus dem Biodrucker ist intakt und wächst problemlos an, wenn sie Mäusen transplantiert wird.

Von der Niere noch weit entfernt

„Die mittels Drucker erzeugte Haut war der normalen menschlichen Haut sehr ähnlich und nicht von auf herkömmliche Weise im Labor produzierten zweischichtigen Hautstücken zu unterscheiden“, berichtet das Team. Die europäischen Behörden prüfen den Spezialdrucker der Forscher bereits, damit die mit ihm erzeugte Haut später für Transplantationen zugelassen werden kann.

Anzeige

Allerdings: Bis solche Verfahren zum Alltag in den Krankenhäusern gehören und herkömmliche Methoden womöglich ersetzen, ist noch einige Forschung nötig. Funktionsfähige Nieren oder Herzen nach diesem Prinzip zu produzieren – davon sind Mediziner zum Beispiel noch weit entfernt.

Gelingt ihnen dieser Schritt, wäre das ein gewaltiger Durchbruch: „Wenn in 30 bis 50 Jahren Organe gedruckt werden könnten, wäre die medizinische Versorgung eine vollkommen andere als heute“, sagte der Innovations-Experte Markus Safaricz vom Industrieverband Spectaris vor Kurzem dazu in der ARD.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. weiter

Daniela Albat
Stand: 10.02.2017

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

3D-Druck
Eine Trendtechnologie verändert die Produktion

Schicht für Schicht - und immer anders
3D-Druckverfahren im Vergleich

Industrielle Fertigung wie gedruckt
Rapid Manufacturing auf dem Vormarsch

Gebäude aus dem 3D-Drucker
Wie die neue Technik den Hausbau revolutioniert

Organe auf Knopfdruck?
3D-Druck in der Medizin

Auf dem Weg zur Fertigungsdemokratie
Wie wirkt sich der Trend auf Gesellschaft und Umwelt aus?

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Menschliche Haut aus dem 3D-Drucker
Spezialdrucker erzeugt erstmals mehrschichtige Haut aus Zellen und Molekülen

Magnete aus dem 3D-Drucker
Verfahren ermöglicht Produktion von Magneten mit speziellen Formen und Eigenschaften

Smartphones belauschen 3D-Drucker
Strahlung und Schall vom 3D-Drucker erlauben einfaches Stehlen von Betriebsgeheimnissen

Essen aus dem 3D-Drucker
Fertigungsgerät "druckt" Desserts, Brotaufstriche und Co

Beinahe Unmögliches aus dem 3D-Drucker
Software entwirft automatisch passendes Innenleben für 3D-Objekte

Smartphone als 3D-Scanner
Algorithmus umgeht teure Hardware und berechnet 3D-Modelle aus Teilaufnahmen

3D-Drucker: Hype oder Chance?
Forscher haben Vor- und Nachteile der neuen Fertigungstechnik genauer unter die Lupe genommen

Dossiers zum Thema