Anzeige
Technik

Ohne Garantie

Wie sicher sind Wolkenkratzer heute?

Mit seiner Stahlskelettbauweise entsprach das World Trade Center einem klassischen Typ der Hochhausarchitektur. Die meisten modernen Wolkenkratzer sind nach ähnlichem Prinzip gebaut. Doch sind solche Hochhäuser heute noch sicher?

Tribute in Light
Tribute in Light: Jedes Jahr am 11. September erinnern diese beiden Lichtstrahlen an die Zerstörung des World Trade Centers. © rabbit75/ Getty images

Neue Definition von Verwundbarkeit

Für die Ingenieure Oral Buyukozturk und Franz-Josef Ulm vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston, ist die Antwort eindeutig: „Um es laut und deutlich zu sagen: Alle Wolkenkratzer in diesem Land und darüber hinaus sind genauso sicher, wie sie es vor dem 11. September 2001 waren – in technischer Hinsicht. Weder die technische Realität hat sich geändert, noch die Eigenschaften der Materialien und Strukturen.“

Doch bei dieser eher beruhigenden Aussage belassen sie ihre Analyse nicht. Sie fahren vielmehr fort: „Was sich jedoch gewandelt hat, ist die physische und soziale Realität. Die Definition von Verwundbarkeit muss nun erweitert werden“. Denn bisher herrschte der Glauben, dass technische Perfektion Sicherheit schafft und dass katastrophale Ereignisse durch entsprechende Berechnungen oder Simulationen vorweggenommen und entschärft werden können.

Nur Bekanntes ist vorhersehbar

Spätestens der Terroranschlag vom 11. September hat jedoch gezeigt, dass es immer Ereignisse gibt, die eben nicht voraussehbar oder gar planbar sind. Und dies hat Folgen auch für die vermeintliche oder tatsächliche Sicherheit von Hochhäusern: „Beim Entwurf von Gebäuden können wir nur diejenigen ‚Worst-Case-Szenarios‘ antizipieren, die zum Zeitpunkt der Konstruktion bekannt sind. Für diese kann dann durch entsprechendes ingenieurtechnisches Design der Materialien und Bauteile ein Kollaps verhindert werden“, erklären die MIT-Experten das Dilemma.

Doch gegen das Unbekannte gibt es keinen Schutz. Auch die Türme des World Trade Centers waren eigentlich bestmöglich gegen alle Risiken abgesichert: Nach Ansicht der FEMA- Untersuchungskommission zeigten sich Tragwerk und Feuerschutzstrukturen der Gebäude nicht nur mängelfrei, sondern sogar oft besser als in den Minimalanforderungen vorgesehen. Sogar den Einschlag eines zivilen Verkehrsflugzeugs hatten die „Worst-Case-Szenarios“ berücksichtigt und in die Konstruktion mit einbezogen.

Anzeige

Was die Ingenieure allerdings nicht einplanten – und, weil niemals dagewesen, auch nicht einplanen konnten – war die Tatsache, dass es sich dabei um ein vollgetanktes, mit Absicht und voller Beschleunigung in die Türme gelenktes Flugzeug handeln könnte.

Planen für das Unberechenbare

Was also kann überhaupt getan werden? Nach Ansicht von Experten ist eine größtmögliche Redundanz in allen Bereichen das einzige Mittel, die Folgen einer solchen, nicht vorhersehbaren Katastrophe zu minimieren. Das Prinzip „Doppelt und Dreifach schützt“ müsse dann jedoch nicht nur in Bezug auf strukturelle Elemente, sondern auch für Feuerschutzmaßnahmen, Fluchtwege, Evakuierungspläne oder Kommunikationsmöglichkeiten im Notfall gelten. Diese Maßnahmen erfordern allerdings Umstellungen weit über die rein technische Ebene hinaus – und sind teuer.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. weiter
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Als die Türme fielen
Wie es zum Kollaps des World Trade Centers kam

Ende eines Symbols
Das World Trade Center und der 11. September

Ein Kollaps mit Fragezeichen
Rätselraten um die Einsturzursachen

Feuer, Stahl und Zwischendecken
Was war die Hauptursache des Einsturzes?

Zwischen Einschlag und Einsturz
Die Rekonstruktion der Ereignisse in den Türmen

Ohne Garantie
Wie sicher sind Wolkenkratzer heute?

Der Neuanfang
Neue Türme und stilles Gedenken

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema