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Nicht nur das Meer hat’s schwer…

Das giftige Erbe der Industrialisierung

Doch trotz aller Ölkatastrophen, es gibt am Kaspischen Meer auch einige wenige positive Signale für Natur und Umwelt. Die schlechte wirtschaftliche Situation und das Industriesterben in den Staaten rund um das Kaspisches Meer treibt zwar die Arbeitslosigkeit der Menschen in schwindelerregende Höhen, für den See jedoch ist diese Entwicklung ausgesprochen positiv. Die Schadstoffbelastung des des „salzigen Süßwassersees“ ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion erheblich zurückgegangen. Die Folgen dieses wirtschaftlichen Kollaps sind vor allem für die Fischer offensichtlich. Auf den riesigen Fischtrawlern und den kleinen Kuttern ziehen sie seitdem viel weniger kranke oder missgebildete Fische aus dem Wasser.

Sedimentfracht der Wolga © NASA

Rosig ist die Situation am Kaspi deshalb noch lange nicht. Weiterhin gelangen nach Informationen der Weltbank jährlich über eine Million Kubikmeter ungeklärter Industrieabwässer in das Kaspische Meer. Hauptübeltäter ist die Wolga, die mit ihren Fluten Unmengen an Umweltgiften in den See spült. Wenn der Wind ungünstig steht, kommen über dem Kaspischen Meer aber sogar Luftschadstoffe die vom fernen Teheran herübergeweht werden herunter und verschlimmern die Umweltprobleme noch weiter.

Die Sünden der Vergangenheit und der Gegenwart fordern bei vielen Tierarten ihren Tribut. So haben Wissenschaftler des Umweltforschungsinstituts in der russischen Stadt Astrachan festgestellt, dass sich in den Körpern der Meeresbewohner große Mengen an Giftstoffen angesammelt haben, die dann gelegentlich sogar zu einem Massensterben führen können. Zuletzt waren im Jahr 2000 die Kaspi-Ringelrobben von einem solchen kollektiven Exodus betroffen. Mehr als 4.000 verendeten damals innerhalb kürzester Zeit allein im kasachischen Teil des Kaspischen Meeres. Ein internationales Wissenschaftler-Team stellte im Auftrag der Weltbank fest, dass die durch die Giftstoffe geschwächten Robben vermutlich vom Canine Distemper Virus (CDV) befallen wurden und schließlich auch an der Infektion starben.

Auch wenn es das Meer schwer hat, die ökologischen Folgen der Schwerindustrie, der Landwirtschaft und vor allem der Erdölbranche an Land und in der Luft sind in der Kaspi-Region zum Teil noch viel dramatischer. Besonders betroffen: Die Apsheron-Halbinsel in Aserbaidschan, wo 100 Jahre Erdölförderung ein ganz besonders bitteres Erbe hinterlassen haben. Ungefiltert in die Atmosphäre geblasene Abgase, vergiftete Böden und Grundwasserrreservoire, riesige Seen mit Ölrückständen, jahrelang brennende Ölquellen haben ganze Landstriche zu Todeszonen gemacht.

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Stand: 07.11.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Kaspisches Meer
El Dorado für Rohstoffe oder Krisenregion?

Halb See, halb Ozean
Das Kaspische Meer

Der Kara-Bogaz-Gol
...das vielleicht salzigste Gewässer der Erde

Was hilft gegen Kamelräude?
Der erste Ölrausch

Traum vom Schlaraffenland
Der zweite Ölrausch

Rohstoffe im Überfluss
Vom Reichtum einer armen Region

Streit um das Erbe der Sowjetunion
Das Kaspische Meer und seine Anrainer

Krisenregion Kaspisches Meer?
Zwischen den Mühlsteinen der Politik

Peanuts oder El Dorado?
Rohstoffvorkommen in der Kaspi-Region

Pipelines, Pipelines, Pipelines
Wie kommt das Öl ans Meer?

Wimmelndes Leben inmitten der Wüste
Naturparadies Kaspisches Meer?

Schwimmende Delikatesse
Das Kaspische Meer und die Störe

Schwarze Pest
Umweltprobleme am größten Binnensee der Welt

Nicht nur das Meer hat's schwer...
Das giftige Erbe der Industrialisierung

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