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Energie

Lohnt sich das überhaupt?

Kosten, Gewinne und Genehmigungen

Wie bei anderen Investitionen in erneuerbare Energien stellt sich auch bei der Agri-Photovoltaik die Frage: Lohnt sich das Ganze für diejenigen, die diese Anlagen betreiben? Denn neben den möglichen Synergie-Effekten durch die doppelte Flächennutzung müssen auch die Kosten für Bau und Betrieb der Anlagen berücksichtigt werden.

STromgestehungskosten
Stromgestehungskosten von Freiflächen-Solaranlage, Agri-Photovoltaik und Dachsolaranlagen im Vergleich. © Agri-PV-Leitfaden/ Fraunhofer ISE

Günstiger als Dach-Anlagen

Wie hoch Investition und laufende Kosten sind und was dann der Strom aus der Agri-Solaranlage letztlich kostet, haben Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) exemplarisch ausgerechnet. Demnach liegen die Kosten für die Solarmodule selbst, für die elektrischen Komponenten und den Netzanschluss in ähnlicher Höhe wie bei einer normalen freistehenden Solaranlage. Etwas teuer sind allerdings bifaziale oder halbtransparente Glas-Solarmodule. Deutlich kostspieliger als eine gängige Solaranlage sind allerdings die Unterkonstruktionen und die Installation, speziell bei hoch aufgeständerten Anlagen.

Insgesamt liegen die Stromgestehungskosten je nach Anlagentyp und landwirtschaftlicher Nutzung der Fläche nach Berechnungen der Fraunhofer-Forscher zwischen fünf und gut zehn Cent pro Kilowattstunde. Niedrige Agri-Photovoltaikanlagen im Grünland sind dabei günstiger als hoch aufgeständerte Anlagen auf Ackerflächen. Das bedeutet: Agri-Photovoltaik ist in Deutschland zurzeit zwar etwas teuer als Freiflächen-Solaranlagen, aber deutlich günstiger als eine Solaranlage auf dem Dach.

„Strom aus einem Agri-PV-Kraftwerk ist meistens dann am lukrativsten, wenn er für den Eigenverbrauch genutzt wird und so den externen Strombezug unmittelbar verringert“, heißt es im Agri-PV-Leitfaden des Fraunhofer ISE. „Beispielsweise können bei einem gewerblichen Strompreis von 14 bis 16 Eurocent pro Kilowattstunde und Stromgestehungskosten um sieben Eurocent pro Kilowattstunde sieben bis neun Eurocent pro Kilowattstunde eingespart werden.“

Förderung nach dem EEG?

Um den Ausbau der Agri-Photovoltaik zu fördern, wurde Anfang 2023 eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG 2023) beschlossen. Die Agri-Photovoltaik wird nun erstmals im EEG regulär aufgeführt und es ist nun möglich, eine finanzielle Förderung für Strom aus Agri-Solaranlagen zu erhalten, soweit die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche durch die Anlage nicht nennenswert eingeschränkt wird. Weil die Konstruktion hoch aufgeständerter Anlagen deutlich teurer ist als für niedrige Varianten, sieht das EEG für sie unter bestimmten Bedingungen einen zusätzlichen Bonus von 1,2 Cent pro Kilowattstunde vor.

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Diesen Zuschuss gibt es aber nur bei größeren Agri-Photovoltaikanlagen von mehr als einem Megawatt installierter Leistung, bei Bürgersolaranlagen ab sechs Megawatt. Das Problem jedoch: Die meisten in naher Zukunft auf Privatinitiative entstehenden Agri-Solaranlagen werden vermutlich die Ein-Megawatt-Grenze nicht erreichen. Bisher haben dies nicht einmal die Pilotanlagen geschafft. Doch gerade bei den kleineren Anlagen besteht nach Ansicht von Wissenschaftlern das größte Ausbaupotenzial.

Agri-Solaranlage
Bisher erhalten gerade kleinere Agri-PV-Anlagen keinen Sonderzuschuss für hoch aufgeständerte Bauweise. © Fraunhofer ISE

“Es erscheint deutlich wahrscheinlicher, dass örtliche Landwirtschaftsbetriebe die notwendigen Investitionen von kleinen Anlagen im Bereich einiger 100 Kilowatt eher stemmen können als für große Anlagen von einem Megawatt und mehr”, konstatieren die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Begleitforschung Agri-Photovoltaik, der unter anderem Forscher des Fraunhofer ISE angehören. „Mit einer Förderung auch kleinerer Agri-PV-Anlagen können die Akzeptanz vor Ort erhöht und die Hürden für den Einstieg in Agri-PV gesenkt werden.“ Ihrer Ansicht nach ist die jetzige Förderung daher nicht ausreichend.

Im Genehmigungs-Dschungel

Als eine weitere Hürde sehen die Experten das zu aufwendige und komplizierte Genehmigungsverfahren. „Auf Ackerflächen direkt neben Autobahnen oder zweispurigen Bahngleisen hat ein Antrag für eine Agri-Photovoltaik-Nutzung gute Chancen“, erklärt Antonia Kallina, Juristin an der Hochschule Kehl. „Für alle anderen Flächen müssen Kommunen zunächst einen Bebauungsplan erstellen und mitunter sogar den Flächennutzungsplan ändern. Das ist eine erhebliche rechtliche Hürde.“ Denn anders als alle anderen erneuerbaren Energien gelten Agri-PV Anlagen nicht als privilegierte Bauvorhaben.

Die Genehmigungsverfahren nehmen viel Zeit in Anspruch und verzögern den Ausbau der Anlagen. Wissenschaftler fordern daher, dass Agri-PV Anlagen mit weniger als einem Megawatt Leistung in landwirtschaftlichen oder gartenbaulichen Betrieben künftig ebenfalls als privilegiert eingestuft werden. Dadurch wären Genehmigungen einfacher und schneller möglich. „Mit der richtigen Formulierung ist ein guter Kompromiss möglich, um einerseits die Interessen der Umwelt zu schützen und andererseits das Innovationspotenzial der noch jungen Technologie zu ermöglichen“, erläutert Kallina.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Agri-Photovoltaik
Sonnenstrom von Acker, Weinberg und Obstanlage

Strom vom Acker
Warum die Agri-Photovoltaik im Kommen ist

Wie funktioniert das?
Konstruktionsprinzipien und Modultypen der Agri-Photovoltaik

Schutz und Schatten
Warum auch der Pflanzenbau profitieren kann

Lohnt sich das überhaupt?
Kosten, Gewinne und Genehmigungen

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