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Phänomene

Korallen-Steckbrief

Die wichtigsten Arten im Überblick

Alle riffbildenden Kaltwasserkorallen gehören zur Familie der so genannten Steinkorallen. Sie gehören dem Stamm der Nesseltiere an und werden entsprechend ihrem Äußeren auch Blumentiere genannt. Weltweit gibt es von den Steinkorallen schätzungsweise 16 Familien und über 400 Arten. Nur wenige jedoch sind an das Leben in kalten Gewässern angepasst.

Lophelia pertusa – der Globetrotter

Die wohl bekannteste und auch weltweit am meisten verbreitete Kaltwasserkoralle ist Lophelia pertusa. Sie lebt in Kolonien von nur einigen wenigen bis hin zu tausenden Tieren und konnte sogar bis in Wassertiefen von über 3.000 Metern nachgewiesen werden. Ihr bevorzugter Siedlungsraum liegt jedoch zwischen 400 und 1000 Metern Tiefe in strömungsreichen Hanglagen und nährstoffreichem Wasser. Gegenüber Temperaturschwankungen ist sie relativ empfindlich, auch wenn sie prinzipiell mit Wassertemperaturen zwischen vier bis zwölf Grad Celsius zurecht kommt.

Kaltwasserkoralle Lophelia pertusa in einer Detailaufnahme © USGS

Die einzelnen Polypen besitzen jeweils 16 giftige Tentakel, mit denen sie ihre Nahrung aus dem Wasser fischen. Von Lophelia gibt es eine farblos-weiße sowie eine hellrot-orange Variante. Am weitesten verbreitet, beziehungsweise durch Tauchfahrten kartiert, sind ihre Kolonien und Riffe im Nordatlantik. Aber auch im Mittelmeer, entlang der nordamerikanischen Ostküste, vor der Westküste Afrikas und in den Küstengewässern Brasiliens konnte sie bereits nachgewiesen werden. Damit ist sie der unbestrittene Globetrotter unter den Kaltwasserkorallen.

Madrepora oculata – die Zerbrechliche

Kaum weniger umtriebig ist Madrepora oculata, die sogar häufig in Gesellschaft mit Lophelia auftritt. Auch sie umgibt ein kalkhaltiges Skelett, das zusammen mit herabsinkendem Sediment und organischem Material zur Riffbildung beiträgt. Ihr Äußeres erinnert an ein filigranes Geäst, das sich fächerförmig bis zu 50 Zentimeter nach oben reckt. Im Gegensatz zu Lophelia ist sie jedoch weit weniger robust und sehr zerbrechlich. Entsprechend bildet sie weniger imposante Riffstrukturen aus.

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Madrepora siedelt nicht ganz so tief wie Lophelia. Den tiefsten Nachweis konnten Wissenschaftler bislang am Reykanes Meeresrücken vor der Küste Islands in 1.950 Metern Tiefe erbringen. Den flachsten Fund verzeichneten sie hingegen in 55 Metern Wassertiefe vor der Küste Brasiliens. Auch wenn sie weltweit verbreitet ist, hat sie ihre größten Kolonien im Nordostatlantik und im Mittelmeer.

Goniocorella dumosa – die Südliche

Ein imposanter Baumeister ist hingegen Goniocorella dumosa. Bis zu 40 Meter hoch und über 700 Meter breit können ihre Riffe werden, wie beispielsweise am Campbell Plateau vor der Küste Neuseelands. Hier hat sie neben den Küsten vor Südafrika, Japan und Indonesien auch ihre weiteste Verbreitung. Ihre Vorkommen beschränken sich somit auf die südliche Halbkugel. In der Regel siedelt sie zwischen 300 und 400 Metern Wassertiefe, auch wenn sie bereits in fast 1.500 Metern nachgewiesen werden konnte.

Goniocorella formt große, kegelförmige und sehr komplexe Riffstrukturen, indem sie mit ihren feinen Ästchen ineinander greift und so der gesamten Kolonie zusätzlichen Halt verleiht. Aufgrund dieser hohen Stabilität bietet sie auch weniger starken Korallen wie beispielsweise Madrepora einen Lebensraum, in den diese ansonsten nicht vordringen könnte.

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Stand: 07.07.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Kaltwasserkorallen
Das „Great Barrier Reef“ des Nordens

Leben im Dunkel
Eine Tauchfahrt in die Tiefe

Überraschung am Meeresgrund
Korallenriffe im Nirgendwo

Überleben im Alleingang
Ernährungsstrategien unter Wasser

Kinderstube für Hochseefische
Bodenschleppnetze bedrohen Korallengärten

Osteoporose in der Tiefe
Übersäuerung der Meere löst Korallenriffe auf

Korallensterben durch Sahara-Staub?
Interview über eine Forschungsfahrt

Korallen-Steckbrief
Die wichtigsten Arten im Überblick

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