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Knackpunkt Emissionen

Das leidige Thema der nationalen Selbstverpflichtungen

Die Weltklimakonferenz in Glasgow markiert den Termin, bis zu dem eigentlich alle Länder ihre selbst gesetzten Emissions-Minderungsziele weiter verschärfen mussten. Denn das Pariser Abkommen sieht vor, dass die sogenannten Nationalen Selbstverpflichtungen alle fünf Jahre überprüft und angepasst werden. Reichen die eingereichten Maßnahmenpakete und Emissionsziele nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel zu halten, muss nachgebessert werden.

Soll und Haben
Gegenüberstellung der bis Juli 2021 eingereichten nationalen Minderungsziele (rot) mit dem für die Einhaltung der Pariser Klimaziele nötigen.© UNFCC

Minderungsziele mit Kurs auf 2,7 Grad – bisher

Genau das ist der Fall: Im Juli 2021 veröffentlichte das UN-Klimasekretariat UNFCC eine Bilanz der bis dahin eingereichten nationalen Selbstverpflichtungen (NDC). Demnach würden die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 nicht sinken, sondern um weitere 16 Prozent gegenüber 2010 ansteigen. Selbst wenn diese Minderungsziele umgesetzt würden, wäre die Menschheit auf einem Kurs zu 2,7 Grad Erwärmung.

„Dieser zu erwartende Anstieg ist Grund zu großer Besorgnis“, sagte Patricia Espinosa, Leiterin es UN-Klimasekretariats. „Dies steht in scharfem Kontrast zu den Appellen der Wissenschaft zu schnellen, nachhaltigen und tiefgreifenden Emissionsminderungen, um zumindest die schwersten Klimafolgen abzupuffern.“

Einige der größten Emittenten fehlen noch

Allerdings haben noch längst nicht alle Vertragsstaaten ihre Minderungsziele erneuert – ausgerechnet einige der größten Emittenten fehlen nochj, wie am 26. Oktober 2021 der Emissions-Gap-Report des UN-Umweltprogramms UNEP aufzeigte. Zwar haben mit den USA, Australien, Großbritannien, Japan oder der Europäischen Union einige der Länder mit hohem CO2-Austoß neue NDCs eingereicht. Aber China und Indien – der größte und der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen, haben sich noch nicht gerührt. Bedeckt hält sich auch Russland, das ebenfalls zu den Top 5 der Emittenten gehört und das das Pariser Abkommen erst mit Verzögerung ratifiziert hat.

„Wir können das 1,5 Grad Ziel nur erreichen, wenn alle G20-Staaten, die zusammen für 80 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich sind, sich zu entschiedenerem Handeln in Form neuer oder upgedateter NDCs verpflichten“, betont UN-Generalsekretär Guterres. Insgesamt haben 120 Staaten bis Ende Oktober 2021 neue oder aktualisierte NDCs eingereeicht. Aber sie decken nur gut die Hälfte der gesamten Treibhausgasemissionen weltweit ab, so der UNEP-Bericht.

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Echte Handlungsabsicht oder nur heiße Luft?

Hinzu kommt: Ob ein Land seine eingereichten Minderungsziele einzuhalten gedenkt oder ob es sich um leere Versprechungen handelt, ist nicht nachprüfbar. Ausgerechnet beim Gastgeberland der diesjährigen Klimakonferenz bezweifeln dies einige. Großbritannien gehört mit einer geplanten Emissionsverringerung auf 68 Prozent im Vergleich zu 1990 und einem Erreichen der Netto-Null-Emissionen bis 2050 auf dem Papier zu den Staaten mit ehrgeizigen und dem globalen Ziel zuträglichen Klimaschutzzielen.

Durch eine stärkere Verlagerung der Stromproduktion von Kohle auf Erdgas legten die Briten 2016 mit sechs Prozent Emissionsminderung in einem Jahr gut vor. Jetzt aber scheint die Entwicklung eher in die Gegenrichtung zu gehen: Das Land hat die Erdölförderung in einem neuen Vorkommen in der Nordsee genehmigt und will an der Nordwestküste des Landes ein neues Kohlebergwerk eröffnen – erstmals seit 30 Jahren.

Deutschland hat sein Klimaziel für 2020 nur dank der Corona-Pandemie knapp eingehalten. Aber für 2030 sieht es nach einer Prognose des Bundesumweltministeriums vom August 2021 eher mau aus: Werden keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen, wird der CO2-Ausstoß bis 2030 nur um 49 Prozent zurückgehen, statt wie im Klimaschutzgesetz vorgegeben um 65 Prozent. Ob die neue Bundesregierung hier nachbessern kann, wird sich zeigen müssen.

Aber die CO2-Emissionen sind nicht der einzige Knackpunkt beim internationalen Klimaschutz…

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Weltklimakonferenz in Glasgow
Themen, Streitpunkte und Hürden der COP26

Sechs Jahre nach Paris
Warum die Klimakonferenz in Glasgow so wichtig ist

Große Hürden
Verhandlungen im Zeichen von Pandemie und Machtpoker

Knackpunkt Emissionen
Das leidige Thema der nationalen Selbstverpflichtungen

Knackpunkt Finanzen
Wer zahlt wieviel und wofür?

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