Anzeige
Biotechnologien

Klonen wird publik

Zwischen Aufbruch und Angst

Das Wissen um die Möglichkeit des Klonens gelangte in den 1960er Jahren in die Öffentlichkeit, es verfestigte sich das Bild einer neuen Biomacht. Damit veränderte auch die Biologie in der öffentlichen Wahrnehmung ihren Status dramatisch: Die Molekularbiologie wurde zunehmend als kommende Leitwissenschaft angesehen.

Menschenklone in Serie? Das Konzept des Klonens faszinierte - und weckte Ängste. © Carbouval/ iStock.com

Zwischen Vision und Alptraum

„Außerhalb des engsten Fachkreises fehlte das Bewusstsein für die Komplexität dieser Forschung“, schildert Christina Brandt. „Hinzu kommt, dass die 1960er-Jahre die Zeit des optimistischen Fortschrittsglaubens waren. Besonders in den USA wurde eine eigene Dynamik der technischen Zwänge gesehen. Da hieß es: Ob wir wollen oder nicht, das Klonen wird kommen.“ Man spekulierte, wie es nun weitergehen würde auf diesem Weg. Womöglich würde es eines Tages Menschenklone geben.

In Deutschland herrschte derweil eine ganz andere, äußerst kritische Sicht auf die Dinge. Hier drängten sich Erinnerungen an NS-Gedankengut auf. Die Idee, mit einer biotechnologischen Methode womöglich „ideale“ Menschen zu klonen und zu züchten, weckte eher Ängste als Optimismus. In den 1980er-Jahren gab es eine politische Debatte ums Klonen, es entstanden erste Gesetzesinitiativen.

Die Wissenschaftler, die das Klonen entwickelt hatten, distanzierten sich davon: Ihnen ging es um die Technik, nicht darum, Menschen zu klonen. Auch die Embryologen wandten sich von der Klontechnik wieder ab und widmeten sich Fragen, die durch die Ergebnisse von John Gurdon erst aufgeworfen worden waren: Man kam zu dem Schluss, dass im umgebenden Zytoplasma damals noch unbekannte Elemente mit Steuerungsfunktionen lokalisiert sein müssen, die bestimmen, welche Informationen zu welchem Zeitpunkt der Embryonalentwicklung abgelesen und umgesetzt werden.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. weiter

Meike Drießen / RUBIN
Stand: 11.11.2016

Anzeige
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Wie es zum Klonschaf Dolly kam
Eine Wissenschaftshistorikerin auf der Spur des Klonens

Mit Äpfeln fing es an
Wie die ersten Klone entstanden

Klonen wird publik
Zwischen Aufbruch und Angst

30 Jahre alte Technik
Warum Dolly nicht schon früher entstand

Detektivin auf der Spur des Wissens
Interview mit Christina Brandt

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Klonen macht doch nicht alt
Studie an betagten Klonschafen widerlegt Sorge um vorzeitige Alterung durchs Klonen

Erste Stammzellen aus einem Klon-Embryo
Forscher überwinden entscheidende Hürde zum therapeutischen Klonen

Forscher klonen einen ausgestorbenen Frosch
40 Jahre eingefrorenes Erbgut entwickelt sich in fremder Eihülle zu lebenden Embryonen

Klon-Maus aus der Kälte
Japanischen Forschern gelingt Klonen aus 16 Jahre lang eingefrorenen Zellen

Menschlicher Embryo aus Hautzellen geklont
Kalifornische Biotech-Firma meldet Durchbruch in der menschlichen Klonforschung

Dossiers zum Thema

Chimären - Künstliche Mensch-Tier-Mischwesen: Hybris oder Chance?