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Evolution

Klimaabkühlung stürzte Höhlenbären ins Verderben

Niedrige Temperaturen sorgten für Nahrungsmangel

Rund 38.000 Brücken gibt es im deutschen Straßennetz. Immer mehr davon sind extern vorgespannte Betonbrücken © Institut für Massivbau und Baustofftechnologie am KIT

Warum starb der Höhlenbär aus? Darüber streiten Wissenschaftler schon seit die ersten Fossilien vor gut 200 Jahren entdeckt wurden. Lange Zeit jedoch ohne dabei zu einem echten Konsens zu kommen. Der Mensch war schuld, weil er die Tiere unerbittlich jagte, argumentierten die Einen. Andere wiederum vermuteten, dass eine grassierende Tierseuche oder ein heftiger Klimawandel den Höhlenbären den Garaus machten.

Dramatische Veränderungen in der Vegetation

Dass zumindest an letzterem etwas dran sein könnte, haben Forscher um Martina Pacher von der Universität Wien und Anthony J. Stuart vom Natural History Museum in London und der Universität von Durham 2008 gezeigt. Denn vor knapp 30.000 Jahren, dem von ihnen postulierten Aussterbedatum, sanken die Temperaturen noch einmal deutlich. Europa und der Rest der Welt standen kurz vor dem so genannten „Glazialen Maximum“, dem Höhepunkt der letzten Eiszeit.

Damals wurde es nicht nur immer kälter, auch die Eiskappen in Europa dehnten sich immer weiter aus. Folge: dramatische Veränderungen in der Vegetation und damit Nahrungsmangel und Hungersnöte bei den Bären, die wie Stuart und Co erneut belegten, stark auf vegetarische Kost angewiesen waren.

Hoch spezialisierte Lebensweise als „Bumerang“

„Das Verschwinden des Höhlenbären vor rund 27.500 Jahren beruhte auf einer signifikanten Verringerung des Angebots und der Qualität der Pflanzennahrung, die die das Resultat eines deutlich kühleren Klimas waren“, fasst Stuart die Ergebnisse zusammen. Und Pacher ergänzt: „Seine hoch spezialisierte Lebensweise, vor allem die Ernährung mit energiereichen Pflanzen, und sein verhältnismäßig begrenzter Lebensraum machte ihn so anfällig für das Aussterben[…].“

Wie Stuart betont, gilt dieses Fazit vor allem für das Ende der Tiere in der Alpenregion. Es könne durchaus sein, dass die Art anderswo deutlich länger überlebt habe. Etwa in den südlichen oder östlichen Teilen Europas. Dies müsse in weiteren Studien noch näher untersucht werden.

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Aus für Hyperkrankheit und menschliche Jagd?

Anderen Theorien für das Höhlenbären-Aus stehen die Wissenschaftler eher skeptisch gegenüber. So könne eine möglicherweise von den damaligen Menschen eingeschleppte „Hyperkrankheit“ kaum „den zeitlichen Ablauf des Aussterbens erklären“. Auch eine Ausrottung der Höhlenbären-Populationen infolge der Jagd durch damals lebende Neandertaler oder den immer stärker dominierenden Homo sapiens schlossen sie weitgehend aus. Zwar töteten diese vermutlich immer mal wieder Höhlenbären zu Nahrungszwecken, aber das war eher die Ausnahme.

Der Hohle Fels bei Schelklingen © Dr. Eugen Lehle / GFDL

Bisher gibt es erst einen hieb- und stichfesten Beweis dafür, dass die damaligen Menschen tatsächlich Höhlenbären als mögliche Beute ansahen. Er stammt aus der Hohle Fels Höhle nahe Schelklingen auf der Schwäbischen Alb. Dort haben Wissenschaftler in einem rund 30.000 Jahre alten Höhlenbärenwirbel eine Pfeil- oder Lanzenspitze gefunden.

Menschen jagten in Gruppen

„Schnittspuren von Steinwerkzeugen auf dem Spinalfortsatz des Wirbels zeigen, dass die Jagd trotz dieses ‚Knochentreffers‘ erfolgreich war und der Bär anschließend zerlegt wurde. Wir müssen hier übrigens davon ausgehen, dass mehr als ein Jäger erforderlich war, um den Bären nach diesem Fehlschuss zur Strecke zu bringen“, meint Susanne C. Münzel von der Universität Tübingen.

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Dieter Lohmann
Stand: 22.07.2011

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Höhlenbären
Rätselhafte Eiszeit-Riesen

Monster aus der Eiszeit?
Die ersten Höhlenbären-Fossilien

Viel schwerer als ein Smart
Aussehen und Lebensweise der Höhlenbären

Vegetarier oder Bestien?
Neue Erkenntnisse über die Nahrung der Riesenbären

Tod vor 27.800 Jahren
Rätsel um das Aussterbedatum der Höhlenbär gelöst

Klimaabkühlung stürzte Höhlenbären ins Verderben
Niedrige Temperaturen sorgten für Nahrungsmangel

Kein Freispruch für den Menschen
Der Kampf um die Höhlen

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