Anzeige
Klima

Klempnern am Klima

Die Ansatzpunkte des Geo-Engineering

Seit sich die Erde durch den menschengemachten Klimawandel erwärmt, wird immer öfter die Frage laut, ob sich die Erde nicht vielleicht künstlich kühlen ließe. Einer der ersten, der diese Idee skizzierte, war der Atmosphärenchemiker Paul Crutzen, viele Jahre lang Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz.

Paul Crutzen veröffentlichte im Jahr 2006 einen provokanten Fachartikel. Angesichts der permanent wachsenden Kohlendioxid-Emissionen stellte er darin die Frage, ob die Menschheit künftig technisch in das Klima eingreifen müsse, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzumildern. Für dieses Klempnern am Klima kam damals der Begriff Geo- beziehungsweise Climate-Engineering auf.

CCS
Carbon-Capture-Pilotanlage am Kraftwerk Schwarze Pumpe in Brandenburg. © SPBer/CC-by-sa 3.0

Der erste Weg: CO2 einfangen

Unter dem Begriff Climate Engineering (CE) fassen Experten heute viele verschiedene technische Ansätze zusammen. Im Groben unterscheiden sie zwei Arten von gezielten Eingriffen ins Klima: Auf der einen Seite gibt es das Carbon Dioxide Removal (CDR) – die Kohlendioxid-Entfernung. Solche Methoden haben das Ziel, Kohlendioxid aus der Luft zu holen und das Gas für lange Zeit zu binden oder sicher zu verwahren. Die Aufforstung von riesigen bislang unbewaldeten Gebieten ist dafür ebenso im Gespräch wie die Düngung des Meeres mit Eisen, um das Algenwachstum anzukurbeln.

„Am realistischsten und sinnvollsten erscheinen derzeit aber Anlagen, die das Kohlendioxid aus der Luft filtern oder aus dem Abgas von Kraftwerken und Industrie-Anlagen abtrennen“, sagt Ulrike Niemeier. Carbon Capture and Storage (CCS), Kohlenstoff-Abscheidung und -Speicherung wird diese Methode genannt. Die Niederländer arbeiten bereits daran, sie umzusetzen: Im Projekt Porthos soll im Hafen von Rotterdam in den kommenden Jahren eine Pipeline entlang der Raffinerien, Kraft- und Zementwerke verlegt werden, in die das Kohlendioxid aus den Abgasen eingespeist wird. Über die Pipeline wird das Kohlendioxid hinaus in die Nordsee in eine ausgediente Erdgaslagerstätte gepumpt.

Der zweite Weg: Einstrahlung verringern

Zur zweiten Climate-Engineering-Kategorie zählen Methoden, die direkt den Wärmehaushalt der Erde verändern – das sogenannte Strahlungsmanagement, das Solar Radiation Management (SRM). Eine besonders kühne Idee dieser Art sah vor, die Erde mit gewaltigen Sonnenschirmen im All abzuschatten – ein Plan, der bis heute eher als Science-Fiction gilt. Es geht aber auch eine Nummer kleiner: So könnten beispielsweise Flugzeuge in der Atmosphäre Partikel verstreuen, die einen Teil der Sonnenstrahlung ins Weltall zurückwerfen.

Anzeige

Doch Paul Crutzen sah sich für diese Idee einem Sturm der Entrüstung ausgesetzt. Es sei generell Hybris, den Strahlungshaushalt der Erde mit technischen Mitteln verändern zu wollen. Auch seien die Folgen für das Klima in den verschiedenen Regionen der Erde durch einen solchen massiven Eingriff unabsehbar. Das sieht auch Ulrike Niemeier nach vielen Jahren der Forschung so. „Während man mit CDR lediglich die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre verringert, beeinflusst man mit dem Strahlungsmanagement weltweit die Menge an Sonnenergie, die auf die Erdoberfläche auftrifft.“

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. weiter
Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Riskante Kühlung
Wie machbar und risikoreich wäre ein Geo-Engineering durch Aerosole?

Ein Vulkan verändert das Klima
Der Pinatubo, Schwefeldioxid und Aerosole

Klempnern am Klima
Die Ansatzpunkte des Geo-Engineering

Aerosole im Blick
Kühlung durch Schwebteilchen in Theorie und Praxis

Verheerende Nebenwirkungen
Wo liegen die Gefahren?

"Nur als Notfall-Option"
Warum Forschung am Geo-Engineering dennoch sinnvoll ist

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Aerosole - Würzstoffe in der Klimaküche