Anzeige
Evolution

Kein Freispruch für den Menschen

Der Kampf um die Höhlen

Höhlenbär-Schädel © Didier Descouens / CC BY-SA 3.0

Trotz des Freispruchs für die Jäger waren die damals lebenden Menschen wohl doch nicht so ganz unschuldig daran, dass die Höhlenbären ausstarben. Dies hat im Jahr 2010 eine Studie in der Fachzeitschrift „Molecular Biology and Evolution“ enthüllt. Danach machten die Neandertaler oder der frühe moderne Mensch den Tieren ihren wichtigsten Wohnort streitig: Die Höhlen.

„Als die Menschen immer intensiver die Höhlen nutzten, nahm die Zahl der Orte, wo Bären überwintern konnten – dies war wichtig für ihre Fortpflanzung und alles andere, was sie taten – deutlich ab“, erklärt Erik Trinkaus von der Washington Universität in St. Louis.

Niedergang begann vor 50.000 Jahren

Der Paleoanthropologe hatte zusammen mit spanischen Kollegen die DNA von 17 neu entdeckten Höhlenbären-Fossilien verschiedenen Alters untersucht und dabei festgestellt, dass der Niedergang der Tiere schon vor rund 50.000 Jahren begann. Bei ihren DNA-Analysen identifizierten die Wissenschaftler seitdem eine Abnahme der genetischen Diversität der Höhlenbären. Diese ist ein wichtiges Indiz für die Anzahl der existierenden Tiere einer Art.

Homo sapiens Schädel © USGS

Laut Aurora Grandal-D’Anglade von der Universität in La Coruna, Spanien, gab es jedoch damals keinen gravierender Klimawandel, der als Ursache für den Schwund in den Höhlenbären-Populationen in Frage käme. Stattdessen nahm die Ausbreitung des Menschen immer mehr Fahrt auf –und damit den Forschern zufolge auch der Wettlauf um die Höhlen.

Die Wissenschaftler kommen deshalb zu dem Schluss, dass letztlich ein ganzes Bündel an Faktoren beim Aussterben der Höhlenbären eine Rolle spielte: Konkurrenz um die Unterkünfte, sinkende Temperaturen und die geringere Vegetation könnten „den Gnadenstoß für diese Art gegeben haben, die sich ohnehin schon auf rapider Talfahrt befand“, wie Grandal-D’Anglade meint.

Anzeige
Braunbär © David Menke / U.S. Fish and Wildlife Service

Braunbären waren flexibler

Der damals ebenfalls bereits existierende Braunbär dagegen könnte diesem Schicksal entgangen sein, weil er zum Überwintern nicht ausschließlich auf Höhlen angewiesen ist. Einen weiteren Grund nannte Hervé Bocherens von der Universität Tübingen auf einem Meeting der European Geosciences Union in Wien: Der Braunbär konnte sich besser an veränderte Ernährungsbedingungen anpassen. „Er war zunächst ausschließlich Fleischfresser, stieg aber auf Pflanzen um, als der Höhlenbär ausstarb.“

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. weiter

Dieter Lohmann
Stand: 22.07.2011

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Höhlenbären
Rätselhafte Eiszeit-Riesen

Monster aus der Eiszeit?
Die ersten Höhlenbären-Fossilien

Viel schwerer als ein Smart
Aussehen und Lebensweise der Höhlenbären

Vegetarier oder Bestien?
Neue Erkenntnisse über die Nahrung der Riesenbären

Tod vor 27.800 Jahren
Rätsel um das Aussterbedatum der Höhlenbär gelöst

Klimaabkühlung stürzte Höhlenbären ins Verderben
Niedrige Temperaturen sorgten für Nahrungsmangel

Kein Freispruch für den Menschen
Der Kampf um die Höhlen

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Neandertaler - Neue Erkenntnisse über unsere Steinzeit-Cousins

Mammuts - Eiszeitgiganten zwischen Mythos und Wiedergeburt

Höhlen - Geheimnisvolle Welt unter der Erde