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Evolution

Jeder will sich fortpflanzen

Auslese der fittesten Geschlechtspartner

Schon der Evolutionsbiologe Charles Darwin beobachtete im 19. Jahrhundert die Partnerwahl in der Tierwelt. Daraus schloss er, dass jedes Individuum instinktiv danach strebt, seine Gene weiterzugeben und den Anteil der eigenen Gene im Genpool der Population zu erhöhen.

Unter dem Druck der Selektion

Um sich fortzupflanzen, müssen sich bei vielen Tierarten die Geschlechtspartner zunächst finden, auswählen und paaren. Dabei bevorzugen die Tiere instinktiv meist die Paarungspartner, die aufgrund ihrer Fitness einen möglichst großen Fortpflanzungserfolg – also gesunde, überlebensfähige Jungtiere – garantieren. Alle Tiere unterliegen der Evolutionstheorie nach dieser sexuellen Selektion: Wer eine geringe Fitness hat, wird nicht begehrt und pflanzt sich seltener fort. Der Anteil ihrer Gene im Genpool bleibt daher vergleichsweise gering.

Aber wie erkennen Tiere die Fitness ihrer Artgenossen? Eine Form der sexuellen Auslese ist die intersexuelle Selektion – die Wahl des Partners durch das andere Geschlecht. Bei der. Um hierbei erfolgreich zu sein, entwickelten sich in der Tierwelt ganz verschiedene äußere Körpermerkmale und Verhaltensweisen, mit denen sich die Tiere ihren Artgenossen präsentieren.

Tanzen für die Werbung in eigener Sache

Flamingos
Eine Gruppe von hunderten Flamingos versucht mit vorgestreckter Brust und ausgestrecktem Hals den Weibchen zu imponieren. ©Pedro Szekely/CC-by-sa 2.0

So beeindrucken zum Beispiel die männlichen Vertreter der Blaukopf-Schmetterlingsfinken (Uraeginthus cyanocephalus) mit einem Balztanz: Sie legen dazu einen rasanten Stepptanz für ihre Angebetete hin. Auch bei Skorpionen ist der Balztanz ein klassisches Ritual. Dafür ergreift das Männchen die Auserwählte an ihren Scheren, um sie zum Tanz zu bitten. Stimmt sie zu, tanzen sie bis zu zwei Stunden lang.

Für Flamingos ist der Balztanz hingegen ein Gruppenritual: Herrschen geeignete Brutverhältnisse, so beginnt zunächst ein einzelnes Männchen hoch aufgerichtet umher zu marschieren. Die anderen Artgenossen schließen sich dem Ersten in einer Art Parade an, salutieren mit ihren Flügeln und präsentieren ihre Federfärbung.

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Möglichst viel Einsatz zeigen

Großen Einsatz zeigen zum Beispiel auch Winkerkrabben-Männchen: Sie stellen nicht nur ihre große Schere zur Schau – sie senden auch morseähnliche Vibrationssignale aus. Die tierischen Morsezeichen verraten den Krabbendamen unter anderem, wie ausdauernd und groß der Bewerber ist. Je tiefer, schneller und länger die Vibrationssequenz, desto attraktiver die Krabbe.

Heuschrecken, Mäuse und viele Vogelarten nutzen außerdem aufwändige Balzgesänge, um zu imponieren. Darunter auch der lauteste Vogel der Welt: Durch den ohrenbetäubende Balzgesang des brasilianischen Einlappenkotingas (Procnias albus) drohen den Angebeteten sogar Hörschäden. Männliche Nachtigallen reizen hingegen nicht mit Lautstärke, sondern mit bestimmten sogenannten Buzz-Elementen in ihrem Gesang. Die alle fünf Minuten wiederkehrenden langgezogenen Brummel- oder Schnarrpassagen verraten der Zuhörerin die Attraktivität und sogar das Gewicht des Sängers.

Laubenvogel
Dieser Graulaubenvogel wartet in seiner selbst gebauten Allee aus Ästen auf seine Angebetete. © Jim Bendon/CC-by-sa 2.0

Aber nicht nur das eigene Aussehen und die Selbstpräsentation, sondern auch Baukünste locken Partner an: Zum Beispiel beeindrucken männliche Laubenvögel die Frauenwelt, indem sie eine kleine Allee aus Zweigen abstecken und den Gang mit Steinen, Muscheln und kleinen Knochen auslegen. Das Sammelsurium an Objekten ist meist farblich abgestimmt und hübsch vor der Liebeslaube drapiert. Als Nest zum Brüten wird es aber nach der Paarung nicht mehr genutzt.

Je stärker, desto attraktiver

Hahn
Dieser Hahn beeindruckt mit seinem prächtigen Kamm. © Muhammad Mahdi Karim/gemeinfrei

Um einem Partner zu imponieren, müssen sich manche Tiere zunächst gegen andere Bewerber durchsetzen. Auch bei dieser sogenannten intrasexuellen Selektion verschaffen bestimmte Körpermerkmale Vorteile: Wenn Individuen des gleichen Geschlechts um ihre Geschlechtspartner konkurrieren, kann bei einem Rivalenkampf etwa die größte Körperlänge über den Gewinn entscheiden. So haben zum Beispiel bei männlichen Robben und Rindern die Männchen, die gegenüber ihrer Mitbewerber größer sind, höhere Fortpflanzungschancen.

Hirschkäfer
Welcher dieser Hirschkäfer ist wohl das Männchen? © Didier Descouens /CC-by-sa 4.0

 

Nicht nur die Körpergröße, sondern auch die „Waffen“ mancher Tiere entscheiden über Sieg oder Niederlage im Kampf um einen Geschlechtspartner: Dazu zählt zum Beispiel das Geweih bei Hirschen, der Hauer bei Ebern und der Sporn bei männlichen Hühnervögeln. Bei indischen Elefanten und Walrössern besitzen die Männchen Stoßzähne, um sich durchzusetzen. Und selbst bei den kleinen Vertreter des Tierreichs bilden sich Strukturen zum Imponieren aus, wie beispielsweise beim Männchen des Hirschkäfers (Lucanus cervus), der seine starken Kiefer zum Kämpfen nutzt.

Aber warum sind es meistens die Männchen, die sich um einen Partner bemühen?

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Tierische Partnersuche
Der lange Weg zur Fortpflanzung

Jeder will sich fortpflanzen
Auslese der fittesten Geschlechtspartner

Wer nicht überzeugt, geht leer aus
Der Female-Choice- Mechanismus

Werbeverhalten mit Lebensgefahr
Der Konflikt natürlicher und sexueller Selektion

Ein Partner für alle Zeiten?
Paarungssysteme im Tierreich

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