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Astronomie/Kosmologie

Himmelsbeobachtung automatisiert

Roboterteleskope erleichtern Langzeitbeobachtungen

Viele, wenn nicht gar die meisten astronomischen Objekte sind variabel, das heißt sie verändern ihre Helligkeit. Dies gilt für junge Sterne ebenso wie für alte und betrifft selbst die hochenergetischen Phänomene im Universum wie Supernova-Explosionen und massereiche Schwarze Löcher in den Kernen aktiver Galaxien. Die Variationen sind teilweise periodisch, was meist auf die Rotation oder Pulsation eines Objekts zurück zu führen ist. Oft findet man aber auch irreguläre Variationen, die zum Beispiel auf eruptiven Phänomenen beruhen.

Das VYSOS 6 Teleskop ist bereits seit Monaten robotisch und arbeitet automatisch vorgefertigte Beobachtungssequenzen ab © RUB

Will man die Physik solcher Phänomene studieren, braucht man Zeit. Doch gerade Zeit ist an den großen Observatorien ein knappes Gut, da etwa fünfmal mehr beantragt wird, als übers Jahr verfügbar ist. So wird die kostbare Beobachtungszeit oftmals nur noch stundenweise vergeben, was die systematische Untersuchung von Variabilitätsphänomenen völlig ausschließt – denn diese kann sich über Tage, Wochen und Monate erstrecken. Andererseits sollen die Forscher und Studierenden auch nicht monatelang in der Atacamawüste sitzen, um Nacht für Nacht die gleiche – und dann irgendwann auch langweilig werdende – Beobachtung immer wieder zu machen.

Himmelsbeoabchtung automatisiert

Daher haben die Bochumer Forscher die Routinebeobachtungen bei ihrem kleinsten Teleskop VYSOS 6 inzwischen automatisiert: Seit Heiligabend 2008 arbeitet es jede Nacht ein Programm ab mit dem Ziel, in Sternentstehungsregionen unserer Milchstraße junge variable Sterne zu finden. Extragalaktisch werden jede Nacht Quasare registriert, um aus ihrer Variabilität etwas über die Größe des Schwarzen Lochs abzuleiten. Dem sich jahreszeitlich verändernden Himmel passen die Astronomen von Bochum aus auch das Beobachtungsprogramm an. Die Daten – pro Nacht etwa 20 Gigabyte – werden tagsüber durch das Internet an die Universität transferiert und hier analysiert.

Nicht alles geht via Internet, hin und wieder legen die Bochumer Astronomen auch schon mal selbst Hand an, wie hier beim VYSOS 16 –Teleskop. © RUB

Daten per Glasfaser durch die Wüste

Zwei weitere Teleskope, ein optisches, das sich bereits am Observatorium befindet und ein Infrarot-Teleskop, das in den nächsten Monaten dort installiert werden wird, sollen im Laufe dieses Jahres ebenfalls den robotischen Betrieb aufnehmen. Die dann anfallenden riesigen Datenmengen können aber nicht mehr über die zurzeit vorhandene Internetverbindung geschickt werden.

Daher werden über das EU-Projekt EVALSO das Observatorium der Ruhr-Universität und auch die Europäische Südsternwarte auf dem Paranal (ESO) in Kürze mit einer 1 Gigabyte-Glasfaserleitung über das chilenische Glasfasernetz an das Internet angeschlossen. Das bedeutet allerdings auch, 70 Kilometer Glasfaserkabel durch die Atacamawüste zu verlegen.

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Datenanalyse zeitnah

Das Projekt schafft die notwendige Infrastruktur, um die während der Nacht in Chile aufgenommenen Daten umgehend nach Garching (ESO) und an die Ruhr-Universität Bochum weiter zu leiten. Denn Variabilitätsprojekte erfordern besonders dann eine zeitnahe Datenanalyse, wenn wichtige Phänomene wie etwa Supernova-Explosionen schnell registriert werden müssen, um Nachfolge-Beobachtungen zu initiieren.

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Rolf Chini/RUBIN/Ruhr-Universität Bochum
Stand: 17.07.2009

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Sternenromantik via Internet
Astronomie mit dem automatischen Observatorium

Vom Fernrohr zum Observatorium
Moderne Astronomie im Wandel

Himmelsbeobachtung automatisiert
Roboterteleskope erleichtern Langzeitbeobachtungen

Von Hexapod bis VYSOS
Ein “Who is who” der Atacama-Tesakope

Das erste „Öko-Teleskop“ der Welt
Erneuerbare Energien aus Sonne und Wind

Rätsel um Doppelsterne und unsichtbare Begleiter
Was möchten die Bochumer Astronomen herausfinden?

Junge Sterne im Visier
Erklärungen für Helligkeitsschwankungen gesucht

Leuchttürme im Kosmos
Forschung an Pulsaren und Quasaren

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