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Held oder Horrorgestalt?

Vasco da Gama und seine Taten

So groß der Wert der Entdeckungsfahrten von Vasco da Gama und seinen Gefährten auch gewesen sein mag, erkauft wurden diese Triumphe häufig durch Grausamkeiten, die gelegentlich selbst für die damalige Zeit ihresgleichen suchten.

Wie so viele andere Entdecker vor und nach ihm traten die Männer um Vasco da Gama überall, wo sie Station machten, als erobernde Eindringlinge auf, die sich für nichts anderes interessierten als ihren eigenen Reichtum, ihre eigene Macht zu vergrößern. Wo dabei andere Interessen im Wege standen, wurden sie ausgeräumt. Zur Not mit Feuer und Schwert.

Die Entdeckung des Seeweges nach Indien 1497/8 durch Vasco da Gama markiert deshalb auch den Beginn der Kolonialisierung der östlichen Welt durch die Europäer. Innerhalb kürzester Zeit zerstörten die Portugiesen ein perfekt funktionierendes, viele tausend Jahre altes Seehandelssystem, das von Arabien aus bis in die Gewürzländer der Molukken in Südostasien und im Norden bis nach China reichte.

Zu wahren Greueltaten kam es durch Vasco da Gama aber auch auf See beim Entern und Plündern von Schiffen. Besonders berühmt und berüchtigt ist noch heute die Versenkung eines arabischen Bootes im Indischen Ozean während seiner zweiten Reise nach Indien. Nachdem die Portugiesen das Schiff zunächst vollständig ausgeraubt hatten, ließ Vasco da Gama die komplette Besatzung – fast 300 Männer, Frauen und Kinder – unter Deck einsperren und das Boot in Brand setzen. Das Schicksal der sterbenden Pilger – so berichteten Augenzeugen an Bord – ließ den Generalkapitän, der das Geschehen von seinem Kajütenfenster aus betrachtete, völlig kalt.

Aber nicht nur im Umgang mit Arabern oder Indern zeigte sich die Haltung Vasco da Gamas. Auch die eigenen Männer hatten unter ihrem Anführer nicht viel zu lachen. Trotz größter Entbehrungen und Qualen zog Vasco da Gama ohne Rücksicht auf Verluste seine Mission durch. Dass dabei durch die schlechte Ernährung und den Vitaminmangel auf hoher See viele Männer an Skorbut, Unterernährung oder Infektionen starben, kümmerte ihren Anführer wenig. Auch der Verlust ganzer Schiffe mitsamt der Besatzung gehörte aus seiner Sicht einfach zum Berufsrisiko der Entdecker dazu.

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In Portugal sorgte diese gnadenlose Härte Vasco da Gamas damals nicht für nennenswertes Aufsehen. Ganz im Gegenteil. Er erfüllte nur die Erwartungen, die der König, ja das ganze Volk an ihn stellten. Und dass beispielsweise auf Vasco da Gamas erster Reise nach Indien zwei Drittel der fast 200 Mann Besatzung – zum großen Teil Portugiesen – nicht in die Heimat zurückkehrte – Schicksal.

Und auch heute ist das „Image“ des großen Entdeckers und Seefahrers in vielen Ländern der Erde erstaunlicherweise ohne jeden Makel. Der größte Sportverein in Rio de Janeiro oder die bekannteste Brücke in Lissabon – sie alle tragen den Namen von Portugals Nationalhelden, von Vasco da Gama.

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Stand: 26.06.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Vasco da Gama
Der Seeweg nach Indien

Ein Leichtmatrose revolutioniert die Schiffahrt
Heinrich, der Seefahrer, und seine Zeit

Madeira, Kap Verde, Gambia
Die Eroberung der Ozeane boomt

Der Kundschafter des Königs
Pedro de Covilhao auf dem Weg nach Indien

Im Land, wo der Pfeffer wächst
De Covilhao entdeckt Kalikut

Einmal Kap der Guten Hoffnung und zurück
Bartolomeu Diaz auf dem Weg zur Südspitze Afrikas

Vom Nobody zum Hoffnungsträger
Vasco da Gamas rasanter Aufstieg

Eine Reise ins Ungewisse...
Der Aufbruch der Flotte

Kapverdische Inseln und St. Helena Bay
Auf dem Weg zum Kap

Am Ziel aller Träume
Vasco da Gama erreicht Kalikut

Audienzen, Intrigen und Geiselnahmen
Der schwierige Weg zum Handelsabkommen

Den Tod als ständigen Begleiter...
Vasco da Gamas Heimreise nach Portugal

Mit Feuer und Schwert
Pedro Alvares Cabral in Indien

Die Rückkehr nach Indien
Vasco da Gamas Schreckensherrschaft

Held oder Horrorgestalt?
Vasco da Gama und seine Taten

Vasco da Gama
Ein Steckbrief

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