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Zoologie

Gorillas: Sanftmut in Schwarz

"King Kong" als Lebensretter

Steckbrief

Wissenschaftlicher Name: Gorilla gorilla

Unterarten: Gorilla gorilla gorilla (westlicher Flachlandgorilla), Gorilla gorilla grauerri (östlicher Flachlandgorilla), Gorilla gorilla beringei (Berggorilla)

Körpergröße: Männchen bis 1,70 Meter, Weibchen bis 1,40 Meter

Gewicht: Männchen bis 300 Kilogramm, Weibchen 60 bis 100 Kilogramm

Verbreitung: Wälder und Hochebenen Zentralafrikas

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Ernährung: vegetarisch (Früchte, Blätter, Sprösslinge etc.)

Höchstalter: 30 bis 50 Jahre

Fortpflanzung: Geschlechtsreife mit etwa acht bis elf Jahren, nach neun Monaten Tragzeit kommt ein Junges, seltener auch Zwillinge zu Welt

Bestand: Circa 40.000 westliche und 4.000 östliche Flachlandgorillas und nicht mehr als 400 lebende Berggorillas

Ein übergroßer Gorilla am Empire State Building? „King Kong und die weiße Frau“, 1933 der Horrorklassiker schlechthin. Als die Welt (des Films) noch schwarz-weiß war, wurde „die Bestie“ Gorilla bekämpft und besiegt. Auch in der Neuauflage Mitte der 1950er, wurde das Klischee vom bösen Gorilla weiter angeheizt.

Der geborene Diplomat

Doch in Wirklichkeit sind Gorillas die friedlichsten Menschenaffen der Welt. Der graumelierte Boss der rund fünf bis 20 Tiere umfassenden Familie ist der erfahrene, alte Silberrücken. Mit seiner angsteinflößenden Größe und Stärke braucht er nur wenig Autorität, um in seiner kleinen Gorilla-Familie für Ruhe und Frieden zu sorgen.

Gorilla © IMSI MasterClips

Ein paar mal lautstark auf die breite Brust getrommelt, ein dumpfes Grummeln oder nur ein strenger, langer Blick genügen um den aufsässigen Nachwuchs im Zaum zu halten oder einen Eindringling zu vertreiben. Doch gerät die Familie in ernsthafte Gefahr, kennt der Gorillamann kein Erbarmen und greift sogar Leoparden an. Wie alle Gorillas seiner Gemeinschaft würde er bis zur Selbstaufopferung seine Familie auch gegen den Menschen verteidigen.

Neugeborenen Gorilla-Babys fehlt zunächst noch der Klammereffekt. Und so trägt der mächtige Patriarch auch schon mal die Allerkleinsten in einer Hand oder auf den breiten Rücken gelegt fürsorglich von Lichtung zu Lichtung.

Auch bei all der Liebe duldet der Silberrücken neben mehreren Weibchen und Jungtieren aller Altersklassen nur ein bis zwei untergeordnete Männchen. Heranwachsende Gorillamänner werden aus der Gemeinschaft vertrieben. Sie bilden dann eine eigene Familie oder schließen sich lose einer anderen Gorilla-Gruppe an.

Heldentaten

Ein eindrucksvolles Beispiel für die ausgeprägte Friedfertigkeit der Gorillas, gerade auch gegenüber dem Menschen, beobachteten Besucher 1986 im Zoo der britischen Insel Jersey. Der dreijährige Levan beugte sich ein wenig zu neugierig über die Absperrung zum Gorilla-Gehege, fiel hinein und blieb bewusstlos liegen. Jambo, ein erfahrener Silberrücken, eilte herbei und setzte sich schützend zwischen Levan und seine ebenfalls hinzugekommenen, neugierigen Artgenossen. Als der Junge das Bewusstsein wiedererlangte, führte Jambo seine Familie ins Gorilla-Haus, so dass Tierpfleger den kleinen Jungen aus dem Freigehege retten konnten.

Dies ist kein Einzelfall. Auch 1996 im Zoo von Brookfield, USA, stürzte ein kleiner Junge in das Gorilla-Gehege. Binti Tua, das ranghöchste Weibchen, „schnappte“ sich den am Kopf verletzten, bewusstlosen Jungen, schützte ihn vor ihren Artgenossen und schleppte ihn zu einer Tür, wo die Wärter ihn herausholen konnten.

Immer mit der Ruhe

Im täglichen Leben sind Gorillas echte Entspannungskünstler. Ungefähr ein Drittel des Tages verbringen sie mit Ruhen, vorzugsweise auf einer nahrungsreichen Waldlichtung. Aufgrund ihres großen Gewichts wagen sich die Gorillas nur selten vom Boden weg, nur die Kleinsten klettern ab und zu durch die Bäume.

Auch nach Ende der Stillzeit mit circa acht Monate bleiben Gorilla-Kinder noch mehrere Jahre bei ihrer Mutter und teilen mit ihnen sogar die badewannenförmigen Schlafnester. Diese Nester bestehen zum größten Teil aus ungenießbarer Vegetation und werden auf Bäumen oder am Boden angelegt. Als Relikt aus den Zeiten der baumbewohnenden Gorillavorfahren dienen sie vor allem als Wetterschutz.

Der Gorilla „Snowflake“

Blaue Augen, weißes Fell? Sehr außergewöhnlich, aber auch unter Gorillas gibt es eine Form von Albinismus. „Snowflake“ ist eine Rarität in der Welt der Gorillas. Trotz seiner Berühmtheit schaut das im Zoo von Barcelona lebende Gorilla-Männchen oft ein wenig grimmig und zähnefletschend drein. Dabei kneift er nur die blauen Augen zusammen, wenn ihn die spanische Sonne blendet. Ihm fehlt die natürliche Sonnenbrille – die dunkle Augenfarbe.

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Stand: 27.06.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Menschenaffen
Die Letzten ihrer Art?

Fünf vor Zwölf im Regenwald
Vom Exitus der Menschenaffen

Buschfleisch
Schimpansen-Schnitzel auf der Speisekarte

Wie helfen?
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Vom Schicksal eines tierischen TV-Stars

Orang-Utans - Rote Riesen
Die zottigen "Waldmenschen" von Borneo und Sumatra

Gorillas: Sanftmut in Schwarz
"King Kong" als Lebensretter

Schimpansen: Spiegelbild des Menschen?
Tierische Krieger, Lügner und Genies

Bonobos: Freie Liebe, statt Kriege
Die "Frauen-Power" der Zwergschimpansen

Die Welt der Familie Gibbon
Kleine Außenseiter unter den Menschenaffen

Der King-Kong-Komplex
Vom Leben berühmter Primatologinnen

Können Affen sprechen?
Zur Kommunikation von Mensch und Affe

Fast ein Mensch?
Die Evolution der Menschenaffen

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