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Phänomene

Goldmedaillen und Weltrekorde nur durch Doping?

Zwei Dopingexperten im Interview

Kolossal: Neben Teilen einer großen Ramses-Statue entdeckten die Archäoogen diese zehn Zentimeter breiten Zehen-Bruchstücke der Statue von Psammetich I. © Dietrich Raue/ Universität Leipzig

Immer wieder positive Tests, immer gleiche Unschuldsbeteuerungen der Sportler, immer öfter langjährige Sperren: Ohne Doping geht im Spitzensport gar nichts mehr – sollte man zumindest meinen. Doch stimmt das wirklich? Antwort auf diese Frage geben die international anerkannten Doping-Experten Professor Wilhelm Schänzer und Professor Mario Thevis vom Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule in Köln. Wir haben bei ihnen aber auch nachgehakt wegen der umstrittenen indirekten Nachweisverfahren für Doping wie im Fall Pechstein.

scinexx.de: Egal ob Eisschnelllauf, Biathlon oder Skilanglauf: In vielen Wintersportarten gibt es immer neue Weltrekorde und erstaunliche persönliche Bestmarken: Sind solche Leistungen ganz ohne Doping überhaupt noch möglich?

Thevis: Zahlreiche Dopingenthüllungen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass besondere sportliche Leistungen oft im Zusammenhang mit illegaler Leistungssteigerung gesehen werden, auch wenn diese nicht bewiesen ist. Dies ist auf der einen Seite nachvollziehbar, auf der anderen Seite sehr schade für die Athleten, die auf ehrlichem Wege ihre Fähigkeiten erlangt und optimiert haben. Ich denke schon, dass es möglich ist ohne Doping erstklassige Ergebnisse zu erzielen, auch wenn dies ein außergewöhnliches Talent erfordert.

Schänzer: Sicherlich sind durch ständige Verbesserungen von Trainingsbedingungen, Technik, Trainingssteuerung usw. neue Weltrekorde erklärbar. Im Rahmen des Anti-Doping-Kampfes versuchen Internationale Sportverbände als auch das Internationale Olympische Komitee durch umfangreiche Kontrollen Dopingsünder zu überführen und abzuschrecken. Da diese Kontrollen nicht mit 100%iger Sicherheit Doping, insbesondere in den Vorbereitungsphasen vor großen Wettkämpfen, ausschließen können, kann die Frage nicht befriedigend beantwortet werden.

scinexx.de: Im Fall Claudia Pechstein ist erstmals eine Athletin ohne positiven Dopingtest nur aufgrund von Indizien (ungewöhnliche Blutwerte) gesperrt worden. Was halten Sie von dieser Vorgehensweise?

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Thevis: Unabhängig von einzelnen Fällen werden gegenwärtig verschiedene so genannte indirekte Nachweisverfahren entwickelt und zu Dopingkontroll-Zwecken eingesetzt. Diese werden in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Dopingbekämpfung liefern und die bereits etablierten direkten Testmethoden ergänzen, da indirekte Verfahren nicht eine bestimmte Substanz oder Methode des Dopings erfassen, sondern den Einfluss von Manipulationen verschiedener Art auf den Organismus widerspiegeln. Wenn eine solide und wissenschaftlich fundierte Grundlage existiert, sind diese Herangehensweisen ein wertvoller Bestandteil der Bemühungen die Dopingproblematik weiter einzuschränken.

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Stand: 12.02.2010

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Vancouver 2010
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Nachhaltigkeit auch bei Gebäuden und Sportstätten

Mit Skytrain und Hybridtaxen
Das „grüne“ Verkehrskonzept der Spiele

Wie gut ist das Doping-Kontrollsystem?
Bericht: Russland behindert die Arbeit der Kontrolleure

Schreckgespenst Gendoping
Wissenschaftler fürchten neue „Qualität“ der Manipulationen

Wettlauf zwischen Hase und Igel
Wer ist schneller: Dopingfahnder oder Gendoper

Doping auch im deutschen Spitzensport
Studie enthüllt Dunkelziffer von Doping bei Nachwuchs-Leistungssportlern

Goldmedaillen und Weltrekorde nur durch Doping?
Zwei Dopingexperten im Interview

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