Seit mehr als zehn Jahren ist GPS, das Global Positioning System, das am weitesten verbreitete Verfahren zum Bestimmen von Positionsdaten mit Hilfe von Satelliten. Die Position eines Empfängers auf der Erde wird dabei dadurch ermittelt, dass mehrere Satelliten pausenlos Radiosignale an den Empfänger senden. Ist die Position der Satelliten im All genau bekannt, lässt sich daraus und durch die Zeit, die die Signale bis zum Empfänger brauchen, der präzise Standort des Empfängers auf der Erde errechnen.
GPS-Signal verfälscht
Doch erst seit dem 2. Mai 2000 funkt GPS weltweit mit der größtmöglichen Genauigkeit und einer maximalen Abweichung von zehn Metern. Im Mai 2000 wurde die so genannte Selective Availability (Selektive Erreichbarkeit) abgeschaltet. Dieses Störsignal verschlechterte die Genauigkeit der GPS-Messungen, indem es die Abweichung auf mehr als 100 Meter erhöhte.
Die Satellitensignale zum Errechnen der Position auf der Erde wurden absichtlich verfälscht. Denn ursprünglich war das Navigationssystem GPS der militärischen Nutzung vorbehalten, Gegnern sollten die genaue Positionsdaten und eine präzise Navigation vorenthalten werden. Nur das US-Militär hatte Zugriff auf die verschlüsselten korrekten Signale. Erst seitdem die Selective Availability abgeschaltet ist, hat sich GPS auch im zivilen Bereich, zum Beispiel bei Navigationssystemen in Autos oder Mobiltelefonen etabliert.
Konkurrent Galileo
Dass das Störsignal von GPS im Jahr 2000 und nicht, wie ursprünglich geplant, erst 2006 abgeschaltet wurde, ist dem europäischen Satellitennavigationssystem Galileo zu verdanken. Die Ankündigung der EU, bis 2008 ein eigenes Navigationssystem für ausschließlich zivile Zwecke zu entwickeln, beschleunigte die Öffnung von GPS für die nichtmilitärische Nutzung.
Galileo funktioniert nach dem gleichen Prinzip der Satellitenortung wie GPS. Kritiker des 3,5 Milliarden teuren EU-Programms sprechen allerdings bereits jetzt von unnützer Geldverschwendung. Technisch sei Galileo nicht notwendig, es biete keine umfangreicheren Anwendungsbereiche als GPS bisher.
Sicherheitsbedenken
Dass die Europäer auch nach jahrelangen Verhandlungen mit den USA auf ihrem eigenen System bestanden, hat jedoch weniger wirtschaftliche als vielmehr politische Gründe. Die Selective Availability des GPS kann theoretisch jederzeit wieder eingeschaltet werden, so geschehen beispielsweise im letzten Golfkrieg im Jahr 2003. Die EU will mit Galileo der Abhängigkeit von den Amerikanern und deren Sicherheitsbedenken entgehen.
Im Jahr 2004 einigten sich die USA und die EU auf eine Kompatibilität von GPS und Galileo. Die EU verzichtete auf ein präziseres Datenübertragungssystem, so dass Galileo die technischen Standards von GPS übernimmt. Die Konsequenz: Eine Störung des Galileo-Signals führt nicht automatisch zu einer Störung des Signals von GPS. Andererseits ist das US-Militär nun in der Lage, das Galileo-Signal zu stören, ohne das eigene GPS-Signal zu beeinträchtigen.
Stand: 13.01.2006