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Ökologie

Fressen und gefressen werden

Plankton als Basis mariner Nahrungsnetze

Die kleinen Superhelden des Phytoplanktons bringen der Welt aber nicht nur Wohltaten in Form von Sauerstoff. Auch das zweite Produkt ihrer Photosynthese, das organische Material, ist zu Erstaunlichem fähig. Es ist nämlich der Beginn so gut wie aller Nahrungsnetze im Ökosystem Ozean. Ohne Phytoplankton gäbe es weder Haie noch Fische noch Wale.

Nahrungskette Plankton
Zooplankton frisst Phytoplankton und wird selbst von größeren Tieren wie diesem Wal gefressen. © Roman J, McCarthy JJ/ PLoS ONE

Kleine Pflanzen ganz groß

„Phytoplankton und Algen bilden die Grundlage der aquatischen Nahrungsnetze“, erklärt die amerikanische Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA. Die kleinen Lichtwandler produzieren ihre Nahrung mittels Photosynthese selbst und dann „werden von Primärkonsumenten wie Zooplankton, kleinen Fischen und Krustentieren gefressen.“ Dabei weidet das Zooplankton die Minipflanzen ab wie Kühe das Gras.

Primärkonsumenten wie das Zooplankton sind wiederum die Beute von Fischen, kleinen Haien, Korallen und Bartenwalen. Bartenwale filtern ihre Nahrung, zum Beispiel Krill, in großen Mengen direkt aus dem Wasser. Der Blauwal, das größte Tier unserer heutigen Welt, frisst paradoxerweise nichts anderes als solche winzigen Planktonorganismen. An oberster Stelle in marinen Nahrungsnetzen stehen Spitzenprädatoren wie Orcas, Seeleoparden, große Haie und der Blaue Marlin. Ebenso der Mensch, der sich an verschiedenen Ebenen der komplexen Nahrungsnetze bedient.

Doch alle Lebewesen dieser Abfolge haben eines gemeinsam: Sie sind zumindest indirekt auf das Phytoplankton angewiesen. Ohne pflanzliches Plankton würden unsere Meere einer unbelebten Wüste gleichen.

Dünger der Meere

Auch das Zooplankton hilft dabei, die Meere so lebendig und bunt zu machen, wie wir sie kennen. Seine Aufgaben bestehen nicht nur darin, zu fressen und gefressen zu werden. Es leistet außerdem einen wichtigen Beitrag für den Nährstoffkreislauf des Ozeans. Wenn das Zooplankton sich erleichtert oder die Kadaver toter Exemplare in die Tiefe sinken, „düngt“ es damit die Tiefsee und versorgt die Lebewesen dort mit Nährstoffen.

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Dabei spielt auch die tägliche vertikale Wanderung des tierischen Planktons eine Rolle. Tagsüber hält sich das Zooplankton meist in der Tiefe versteckt. Dort scheidet es auch seine Fäkalien aus, wodurch die darin enthaltenen Nährstoffe noch schneller nach unten gelangen. Erst in der Nacht trauen sich die winzigen Schwebtierchen an die Wasseroberfläche und fressen dort am Phytoplankton. Tagsüber wäre das in den sonnendurchfluteten Gewässern zu riskant. 

Antarktisches Buffet

Ein Beispiel für eine simple planktonbasierte Nahrungskette lässt sich im antarktischen Südpolarmeer beobachten. Dort leben die planktischen Kieselalgen, die den Schollen des Meereises wie ein Teppich anhaften. Sie dienen dem zum Zooplankton gehörenden Krill, einer kleinen Garnelen-Art, als Nahrung. Der Krill grast die grün-bräunlichen Kieselalgen von den Meereisschollen ab.

Krill frisst Phytoplankton
Krill-Krebse weiden Algen auf der Unterseite einer Meereis-Scholle ab. © Kils & Marschall 1995/ CC-by-sa 3.0

Da er in großen Schwärmen umherzieht, ist der Krill leichte Beute, selbst wenn er sich tagsüber in tieferen Wassern versteckt hält. Bartenwale wie die Blauwale können mit ihren reusenartigen Mäulern tausende Garnelen gleichzeitig aus dem eisigen Wasser filtern. „Beobachter aus der Ära vor dem Walfang berichteten, dass die Meeresoberfläche vom schwärmenden Krill rot gefärbt war und dass die Fontänen der fressenden Wale von Horizont zu Horizont reichten“, zitiert Victor Smetacek vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven aus historischen Berichten.

Warum historisch? Kieselalge, Krill, Bartenwal: Diese kurze, effiziente Nahrungskette hat der Mensch durch sein Eingreifen aus dem Gleichgewicht gebracht. „Durch die intensive Bejagung der Wale im vorigen Jahrhundert, gefolgt von einer starken Ausbeutung des Krills und der Überfischung der Fischbestände, hat sich das traditionelle Bild der marinen antarktischen Lebensgemeinschaft in den letzten Jahren entscheidend verändert“, erklärt Uwe Piatkowski vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.

Allerdings verliefen diese Änderungen nicht so, wie Wissenschaftler vermutet hätten.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Superheld Plankton
Die Basis für das Leben auf der Erde

Unscheinbare Lebensspender
Sauerstoffproduzenten im XXS-Format

Fressen und gefressen werden
Plankton als Basis mariner Nahrungsnetze

Wale als Gärtner der Ozeane
Die Gehilfen des Superhelden Plankton

Tödliche Blüten
Die dunkle Seite des Planktons

Endgegner Klimawandel?
Wie das Phytoplankton der Zukunft aussehen könnte

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