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Botanik

Folgen zunehmendes Mistelbefalls

Wie Misteln ihrem Wirt zum Feind werden

Auch wenn Misteln nur als Halbschmarotzer gelten, leben sie auf Kosten ihrer Wirtsbäume. Dabei entnehmen sie dem Holzgewächs in der Regel nur so viele Nährstoffe, dass der Wirt damit weiterhin leben kann. „Eine Mistel schadet sich selbst, wenn sie einen Baum zu sehr schwächt, weil sie ja auf dessen Leistungsfähigkeit angewiesen ist“, erklärt die Botanikerin Christine Margraf vom Bund Naturschutz in München.

Zu viele Misteln schaden dem Baum

Jedoch kann das dauerhafte Schmarotzen sehr vieler Mistelgewächse auf einem Baum diesem enorm schaden. Immer wieder verkümmern deshalb befallene Äste und bei stärkerem Bewuchs von Misteln kann der Baum sogar vollständig absterben. Das kommt heute zum Beispiel immer häufiger auf Apfelbaumwiesen im Saarland, der Pfalz, aber auch den östlichen Bundesländern vor, schwächt die Ernte oder zerstört ganze Baumwiesen. „Besonders gefährlich wird es für Bäume, die nicht rechtzeitig und regelmäßig gepflegt werden“, erklärt Markus Rösler von dem NABU-Bundesfachausschuss Streuobst.

Mistelbefall
Wird ein Baum von sehr vielen Misteln befallen, kann er geschwächt werden, weil ihm viele Mineralstoffe und Wasser entzogen werden. Vorab geschwächte Bäume können auch vollständig absterben. © Frank Liebig/ CC-by-sa 3.0

Zudem sind auch speziell Eichen, die auf sauren Böden mit viel Mangan wachsen, von einem zunehmenden Mistelwachstum betroffen, wie ein Forscherteam um Hartmut Ramm vom Institut HISCIA in Arlesheim herausgefunden hat. Der Grund: Zwar sorgt das Mangan bei den Eichen für ein vermehrtes Sprosswachstum. Jedoch nehmen dadurch auch die passiven Abwehrmechanismen gegen Mistelbefall wie beispielsweise die dichtere Textur verkürzter Zweige ab. Infolgedessen trifft der Halbschmarotzer in der Wirtsrinde auf weniger Widerstand und kann sich schnell ausbreiten.

Bäume werden anfälliger

Das Risiko eines extremen Mistelwachstums auf Bäumen könnte sich in Zukunft noch erhöhen – unter anderem durch den Klimawandel: Wenn es bei uns im Winter wärmer wird, bleiben mehr Zugvögel in unseren Breiten und verteilen auch über ihren Kot mehr Mistelsamen auf den Bäumen.

Zudem sind immer mehr Bäume durch die steigenden Temperaturen geschwächt und können so schneller durch den Mistelbefall sterben. Denn Bäume wie etwa Kiefern können in den zunehmend trockenen Sommer nur noch wenig Wasser aus dem Boden holen. Während die Kiefer dann ihren Wasserverbrauch reduziert, tut die Mistel als Halbparasit der Kiefer das nicht. Sie schließt deutlich später ihre Spaltöffnungen in den Blättern, sodass viel Wasser verdunsten kann. So verstärkt sie den Trockenstress des Wirtsbaums, schwächt ihn noch stärker und gefährdet sein Überleben.

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Absterben zum Selbstschutz

Teilweise sterben mit Misteln bewachsene Äste aber auch aufgrund einer Abwehrstrategie der Wirtsbäume ab: Zum Beispiel reagieren Birnbäume auf den Halbschmarotzer, indem das Gewebe des Baumes im Umkreis der Mistel-Keimungsstelle abstirbt. Dadurch schädigt sich der Baum zwar kurzfristig selbst, aber zerstört auch die Senker der Mistel, sodass sie langfristig abstirbt.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Misteln
Raffinierter Parasit und traditionsreiche Heilpflanze

Leben auf dem Baum
Entstehung und Verbreitung von Misteln

Halbschmarotzer Mistel
Misteln als „grüner Mitesser"

Folgen zunehmendes Mistelbefalls
Wie Misteln ihrem Wirt zum Feind werden

Mythen um Misteln
Medizinprodukt der Vergangenheit

Misteln als Heilmittel?
Heutige Anwendung des immergrünen Gewächses

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