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Zoologie

Familienleben – nein danke!

Verantwortungslose Schildkröten

Grüne Meeresschildkröte im Meer © U.S. Fish and Wildlife Service

Von ausgeprägtem Sozialverhalten kann bei Schildkröten keine Rede sein, denn als typische Einzelgänger haben sie mit Familienleben nichts im Sinn. Das ändert sich auch nicht, wenn Nachwuchs ansteht.

Die grüne Meeresschildkröte beispielsweise verspürt nur alle drei Jahre den Drang, sich fortzupflanzen. Zu diesem Zweck kehren die Schildkröten zu ihrem Geburtsort zurück. Einige Arten bewältigen dabei Hunderte von Kilometern. Die Paarung findet im Wasser in der Nähe des Heimatstrandes statt. In der folgenden Nacht schleppt sich das Weibchen an Land und gräbt oberhalb der Flutgrenze mit den Hinterflossen eine Grube in den Sand, in die sie ihre Eier legt. Anschließend schaufelt sie die Grube wieder zu und kriecht erschöpft zum Meer zurück. Damit ist ihre Arbeit beendet. Die Eier sind von nun an sich selbst überlassen.

Grüne Meeresschildkröte am Strand © U.S. Fish and Wildlife Service

Vom Sand geschützt und von der Sonne ausgebrütet, schlüpfen die jungen Schildkröten zeitgleich nach etwa zwei Monaten aus den Eiern. Nicht einmal auf das Geschlecht haben die Eltern Einfluss. Das übernimmt die Umgebungstemperatur des Sandes, in dem die Eier liegen. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass bei niedrigeren Temperaturen überwiegende Mengen an Testosteron für die Entwicklung von Männchen sorgen. Bei rund 32 Grad Celsius wird das Enzym Aromatase aktiviert, das Testosteron in das weibliche Geschlechtshormon Estradiol umwandelt. Die Folge: Es entstehen Weibchen.

Vom Instinkt geleitet

Wie aber können die Jungen ohne elterliche Fürsorge überleben? Forscher haben beobachtet, dass ein ausgeprägtes Instinktverhalten ihr Leben bestimmt. Nachdem die Jungen geschlüpft sind, hasten sie kollektiv im Schutz der Nacht zum Meer. Um den schnellsten Weg dorthin zu finden, orientieren sie sich am Mondlicht, das sich im Meer spiegelt. Schlüpfen sie am Tag, verharren sie solange in der Grube, bis es dunkel geworden ist.

Sowohl an Land als auch im Meer lauern viele Gefahren auf die kleinen Schildkröten, von Raubmöwen bis hin zu Raubfischen. Nur wenige kommen durch. Wie rentiert sich da das unsoziale Verhalten der Eltern? Statt persönlicher Betreuung setzen Schildkröten auf Masse. Um die Verluste auszugleichen, legen sie bis zu 3.000 Eier in ihrem Leben. So garantieren sie, dass wenigstens ein paar Nachkommen die Geschlechtsreife erlangen und selbst zur Arterhaltung beitragen.

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Landschildkröte © U.S. Fish and Wildlife Service

Ein bisschen mehr Sorgfalt legt die Braune Landschildkröte an den Tag. Sie vergräbt ihre Eier nicht im Boden, sondern schichtet einen Haufen aus Erde und Laub auf, in dem sie die Eier versteckt. Der Vorteil liegt auf der Hand: die erhöhte Lage schützt das Gelege vor Überflutung.

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Stand: 14.06.2005

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Kampf um die Kinderstube
Tricks und Strategien bei der Brutpflege

Spektakel von morgens bis abends
Leben auf dem Vogelfelsen

Aufzucht im Kindergarten
Das Sozialleben der Pinguine

Geschick mit Schnabel und Faden
Webervögel als Architekten

Brutparasitismus mit kriminellen Folgen
Kuckucks-Kinder

Leben im Harem
Straußenvögel gehen fremd

Hautnah am Geschehen
Brutpflege bei Amphibien

Familienleben – nein danke!
Verantwortungslose Schildkröten

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