Anzeige
Zoologie

Expedition in Shir Khans Reich

Auf der Suche nach dem Dschungelkönig

Zu Fuß zum Dschungelkönig? Durch Wald, Elefantengras und sumpfige Seelandschaft auf der Spur des Tigers? In einem abgelegenen Winkel Südindiens in der Bergkette der Western Ghats, im Periyar-Nationalpark im Bundesstaat Kerala, macht sich zwei Mal die Woche ein Trupp Ex-Wilderer auf den „Thekkady Tiger Trail“, im Schlepptau eine Handvoll Wildlife-Touristen.

Blick über den Periyar-See in Südindien © Rohini / CC-by-sa 3.0

Das Hinterland des Periyar-Stausees, aus dem geisterhaft tote Bäume ragen, ist Tigerland. 53 der Großkatzen streifen hier umher, ergab die letzte Zählung. Drei Tage geht es quer durch die Wildnis, mit Trägern, Koch und Fährtenleser in olivgrünen Tarnanzügen, vorneweg ein Guide der Forstverwaltung mit Gewehr im Anschlag. Tiger bekommen die wenigsten Dschungelcamper auf dem Trail zu sehen. Zu menschenscheu sind die Katzen.

Tag zwei: Auf dem Weg zum Lager entdeckt Noushad, der Fährtenleser, einen Elefantenknochen, dann eine Tigerspur. Sie ist zwei, drei Tage alt. Beim Essen erzählt Tanghan, der Guide, dass er erst vier Tiger in Periyar gesehen hat, darunter ein verendetes Tier. Dafür umso mehr Kobras, fünf Meter lange Königskobras.

Tor zum Periyar-Nationalpark © McKay Savage / CC-by-sa 2.0 us

Erste Begegnung mit „Shir Khan“

Im Morgengrauen der dritten Nacht kriecht Nebel über den Boden. Um sechs Uhr früh reiß ein langgezogenes „Auuuun“ alle aus dem Schlaf. Der Tiger ist da. Den Dezibel nach könnte er vor dem Zelt stehen. Tanghan läuft aufgeregt ins Camp. Er hat den Tiger gesehen, gerade als er im Schlafanzug zum Waschen an einen nahen Tümpel ging.

Sofortiger Aufbruch. Noushad sagt, der Tiger jage einen Hirsch. Durch Grasland geht es zum Waldrand, wo Tanghan die Katze zuletzt gesehen hat. Noushad entdeckt Tatzenabdrücke. „Es ist ein Tigerweibchen mit Jungen“, sagt er. Alle halten Ausschau, Noushad findet neue Spuren. Ratlos stehen wir am Waldrand. Der Dschungel hat die Tigerin verschluckt. „Wir gehen lieber nicht weiter, im Wald ist es zu unübersichtlich und zu gefährlich“, sagt Tanghan. Wir packen unsere Sachen und kehren um. Tanghan hat seinen fünften Tiger gesehen. Wir haben Shir Khan, den König des Dschungels, nur gehört.

Anzeige
  1. zurück
  2. 1
  3. |
  4. 2
  5. |
  6. 3
  7. |
  8. 4
  9. |
  10. 5
  11. |
  12. 6
  13. |
  14. 7
  15. |
  16. weiter

Kai Althoetmar
Stand: 17.05.2013

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Dschungel ohne König
Asiens letzten 3.200 Tigern droht ohne radikalen Schutz der Garaus

Expedition in Shir Khans Reich
Auf der Suche nach dem Dschungelkönig

Schwindende Herrschaft
Wie lange wird das Brüllen des Tigers noch zu hören sein?

Von Anatolien bis nach Java
Das Verbreitungsgebiet der Tiger einst und jetzt

Ohne Beute keine Tiger
Freier Lebensraum alleine reicht nicht

Kein Schmusekater
Von Menschenfressern und Schutzversuchen

Mit Hubschraubern und Schnellfeuergewehr
Wie lassen sich die letzten Tiger schützen?

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Liste der 100 am stärksten bedrohten Arten veröffentlicht
Forscher warnen vor dem Aussterben einzigartiger Pflanzen, Tiere und Pilze

Menschenkontakt macht Tiger zu Nachttieren
Raubkatzen passen sich besser an geteilten Lebensraum an als gedacht

Über 3.500 Arten vom Aussterben bedroht
WWF: Klimawandel, Wilderei und Lebensraumzerstörung als Hauptursachen

Sundarban-Tiger durch Meeresspiegel-Anstieg akut bedroht
Lebensraum der größten Tiger-Population weltweit geht unter

Dossiers zum Thema

Die Taiga - Vom Naturparadies zum Krisengebiet?