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Exotisches Domizil für Meeresbewohner

Spezialisten der Sargasso-See

Auch andere Meeresbewohner haben sich speziell auf die Sargasso-See und die hier herrschenden Bedingungen eingestellt. Trotz der enormen Menge an Braunalgen – pro Hektar wachsen bis zu hundert Tonnen Tang – dienen die Algen aber kaum einem der dort lebenden Organismen als Nahrungsquelle. Nur etwa zehn Prozent des Tangs werden gefressen. Vor allem als Versteck nutzen ihn die Bewohner, und manchmal als eine Art „Wasserbett“.

Sargasso-Fisch © Mary Jane Adams

Perfekte Tarnung

Der Sargassofisch aus der Familie der Anglerfische beispielsweise ist ein Meister der Tarnung und sieht, über und über mit braunen Warzen und Auswüchsen bedeckt, den Sargasso-Algen zum Verwechseln ähnlich. Er hält sich ausschließlich in den Sargasso-Wäldern der Region auf und wird dadurch manchmal tausende von Kilometern aus seinem eigentlichen Verbreitungsgebiet abgetrieben. Wenn sich Sargassofische bedroht fühlen, springen sie aus dem Wasser und – retten sich auf den Teppich aus Tang, um hier eine Weile abzuwarten, dass die potenziellen Feinde verschwinden.

Ein weiterer ungewöhnlicher Bewohner der Sargasso-See ist die amerikanische Unechte Karettschildkröte, obwohl sie in der Region eigentlich auch nur auf der Durchreise ist. Die jungen Schildkröten schlüpfen an der Südostküste der USA, vor allem an den Stränden Floridas – hier gibt es die größten Bestände dieser Art weltweit.

Schildkröten im Strömungsstrudel

Kaum geschlüpft streben die jungen Schildkröten dem Ozean zu und überlassen sich die nächsten drei bis fünf Jahre den die Sargasso-See umgebenden Meeresströmungen. Auch die Schildkröten verstecken sich gerne in den ausgedehnten Tangwäldern, in denen sie sich auch, an der Wasseroberfläche schwimmend, paaren. An Madeira und den Kanarischen Inseln vorbei schwimmen sie mit der Strömung, bis es sie zurück an die heimatlichen Küsten treibt, um erneut Eier abzulegen. Normalerweise. Doch hin und wieder verirren sich die Schildkröten und landen versehentlich an der irischen oder britischen Küste, in den letzten Jahren sogar immer häufiger.

Peter Richardson von der britischen Marine Conservation Society sammelt solche Fälle. Damit will er den Navigationsfähigkeiten der Schildkröten-Art auf die Spur kommen. Ganz geklärt sind diese noch nicht. „Für die großräumige Navigation haben sie offensichtlich ein magnetisches Gespür,“ so Richardson. „Um den Heimweg zu finden, nutzen sie aber auch chemische Wegweiser bestimmter Inseln oder Staub, der mit Winden transportiert wird.“

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Abgelenkte Gourmets

Richardson geht davon aus, dass die Karettschildkröten sich aber möglicherweise manchmal von einem allzu guten Nahrungsangebot ablenken lassen. „Junge Karettschildkröten passen sich schnell an günstige Bedingungen an. Es könnte sein, dass sie einem Überangebot von Quallen nachschwimmmen und dann von Wetter und Strömungen abgetrieben werden.“

Vielleicht, so Richardson, sei ein Grund für die in letzter Zeit häufiger gefundenen abgetriebenen Karettschildkröten aus der Sargasso-See, auch einfach der, dass sich die Population aufgrund erfolgreicher Schutzmaßnahmen in Florida seit den 1970er erholt habe und es wieder mehr Tiere gebe. „Je mehr junge Schildkröten schlüpfen und im Meer herumschwimmen, desto mehr können sich auch verirren und bei uns landen.“

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Stand: 26.06.2009

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Bermuda-Dreieck
Mythos und Wirklichkeit in der Sargasso-See

5 + 1 auf einen Streich
Flug 19 – Patrouille ohne Wiederkehr

Wer erzählt die Geschichte und wie?
Flug 19 – Auch Piloten können irren

Der Mythos Bermuda-Dreieck
Columbus’ „unheimliche“ Entdeckungen

Magneten, Kometen und die ICZ
Columbus’ „unheimliche“ Entdeckungen – Die Auflösung

Atalanta, Raifuku Maru und die Linda
Drei Fälle „mysteriösen“ Verschwindens

Erklärbare Gefahren
Gashydrate und Riesenwellen

Die Wüste lebt
Sargasso – die Unterwelt des Bermuda-Dreiecks

Flitterwochen in der Sargasso-See
Die lange Reise der Aale

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Geheimnisvolle Plankton-Fresser
Sargasso-See als Zuflucht für Riesenhaie

Weltweite Müllstrudel
Sargasso-See noch nicht genug vermüllt?

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